Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0950 - Ein Gruß aus der Hölle

0950 - Ein Gruß aus der Hölle

Titel: 0950 - Ein Gruß aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Nadeln!
    Nadeln aus Stahl, die blitzten, als würden sie jeden Tag gereinigt. Kleine und große verteilten sich in den beiden Hälften, und Sirca schaute sie an, dann mich, dann blickte er wieder auf die Nadeln, als wollte er prüfen, welche sich am besten für eine Folter eignete. Er hatte dabei seine Stirn in Falten gelegt und die Unterlippe vorgeschoben.
    »Kannst du dich nicht entscheiden?« erkundigte sich der Satanist, um mit falscher und widerlicher Freundlichkeit in der Stimme fortzufahren. »Mach es zu Beginn nicht so hart, Sirca, unser Freund soll noch etwas davon haben.«
    »Ist schon gut.«
    »Und was machen wir mit dem Chinesen?« fragte der zweite Typ.
    »Wir können ihn begraben. Wir können ihn in ein Faß mit Öl stecken. Wir können ihn vierteilen.«
    Bates lachte, weil er seinen Spaß hatte, und er zählte noch weitere Tötungsarten auf, bis er davon sprach, daß zunächst ich an der Reihe war.
    »Ich nehme die Mittlere«, sagte Sirca.
    »Das ist gut.«
    Ich schaute zu, wie zwei Finger in die linke Hälfte des Etuis hineingriffen. Für einen Moment schwebten sie über zwei Nadeln, als könnten sie sich noch nicht entscheiden, dann hatte Sirca sein Instrument gefunden und zog die Nadel hervor.
    Sie war etwa so lang wie ein Mittelfinger, nur viel dünner. Dabei glänzte sie wie frisch poliert, und an ihrem Ende befand sich als Abschluß ein winziges Stück aus Kork.
    »Ja, die ist gut!« meldete Sirca seinem Boß. »Wo soll ich sie ihm hinstecken?«
    »Ins Gesicht.«
    »Schon ins Auge?«
    »Nein, zuerst in die Wange. Aber dort, wo es schmerzt, Sirca, nicht an eine Akupunkturstelle. Deshalb sind wir nicht hier.«
    »Ich habe verstanden.« Er lächelte bösartig und hob die rechte Hand mit der Nadel an.
    Ich starrte nach vorn. Ich sah die verdammte Spitze der Nadel. Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach, wie ich anfing zu zittern und sich immer mehr von der öligen Flüssigkeit auf meiner Stirn sammelte, als wollte sie über die Brauen hinweg in meine Augen rinnen.
    Sirca war nahe an mich herangekommen. Trotz dieser Tatsache und obwohl er keine Waffe trug, konnte ich es nicht riskieren, ihn anzugreifen. Eine falsche Bewegung meinerseits hätte Bates einen Grundgegeben, sofort zu feuern.
    Mittlerweile allerdings fragte ich mich, ob es nicht besser war, im Kugelhagel einer MPi zu sterben, als durch die Hölle dieser verfluchten Folter zu gehen.
    Sirca stank muffig. Ich ekelte mich davor, doch das alles war nur zweitrangig. Andere Dinge zählten mehr, zum Beispiel die verfluchte Nadel, die sich immer näher an mich heranschob.
    Ich sah sie sehr deutlich. Hinter ihr verschwamm das grinsende Gesicht des Balkanesen wie bei einer Filmeinstellung, in der der Hintergrund unscharf gemacht worden war.
    »Noch ist das Auge nicht an der Reihe!« flüsterte er mir zu. »Aber du kannst dich schon mal darauf einstellen, mein Freund. Der zweite Stich erwischt dein linkes Auge.«
    Ich blieb kerzengerade stehen. Zuckte aber leicht zusammen, als ich die Spitze der Nadel an meiner Haut unter dem linken Auge spürte.
    Ich hatte damit gerechnet, daß Sirca mir die Nadel mit einem Stoß in die Haut drücken würde, aber wollte es noch weiter genießen und beließ es bei dieser beinahe schon kitzelnden Berührung.
    Plötzlich verzerrte sich sein Mund, als wollte er lachen. Vielleicht lachte er innerlich, aber zugleich drückte er die Nadel vor und in meine Wange hinein…
    ***
    »Jetzt sind wir aber nicht mehr in dieser anderen Welt - oder?« fragte Marion Bates. Ebenso wie ihre Halbschwester war auch sie stehengeblieben, schaute sich in der Dunkelheit um, obwohl sie nichts sehen konnte, aber ihr war der Geruch aufgefallen, der sich so verändert hatte. Es roch wirklich anders, und eigentlich hätte sie sich jetzt in einem Grab fühlen können, denn diese mörderische Feuchtigkeit wehte an ihre Nase heran wie ein Schleier.
    War es tatsächlich dunkel?
    Ja, es war dunkel. Aber nicht so wie vor kurzem, als sie den Spiegel durchdrungen hatte. Die neue Dunkelheit kam ihr normaler vor. So etwas kannte sie aus einem Keller und mit einem schnellen Griff hatte sie den Arm ihrer Halbschwester gefunden.
    »Sag es mir, Caro, sag es. Haben wir die andere Welt wirklich verlassen?«
    »Ja.«
    »Das ist gut!« stöhnte Marion, um sofort die nächste Frage zu stellen. »Aber wo sind wir denn jetzt?«
    Caroline zögerte noch, eine Antwort zu geben. Es schien so zu sein, als müßte sie sich erst sammeln.
    »Wir sind«, sagte sie dann,

Weitere Kostenlose Bücher