0950 - Ein Gruß aus der Hölle
nickte mir zu. Ihr Gesicht zeigte einen ernsten Ausdruck. »Und worum es genau gegangen ist, hast du nicht herausgefunden?«
»Leider nicht, wobei ich hoffe, daß es sich ändern wird.« Ich lächelte ihr noch einmal zu und ging dann auf die Tür zu, hinter der das Büro lag, das sich Suko und ich teilten.
Auf meinem Platz saß Sir James. Suko hockte ihm gegenüber, leicht nach vorn gebeugt, wie jemand, der jeden Moment aufspringen und starten will.
»Guten Morgen, John!«
»Sir?« Ich nickte dem Superintendenten zu und setzte mich auf den Besucherstuhl. Die Tasse hielt ich fest, trank die ersten Schlucke, die mir guttaten, und las in den Gesichtern der beiden Männer die Neugierde. Ich spannte sie auch nicht lange auf die Folter und berichtete zunächst einmal vom Verschwinden des Spiegels, wobei ich auch mit meinen Folgerungen nicht hinter dem Berg hielt.
»Für mich steht fest, daß die Mädchen den Spiegel in einen Koffer gepackt haben und verschwunden sind.«
»Wohin?«
»Wenn ich das wüßte, Sir, ginge es mir besser. Ich weiß es nicht. Ich habe auch keine Ahnung, welches Ziel sie sich hätten aussuchen können. Für mich ist alles irgendwie in einem Schleier verschwunden. Außerdem sehe ich keinen Grund für den Tod der Ellen Bates, falls man so etwas überhaupt sagen kann.«
Sir James rückte seine Brille zurecht. »Diese Frau hat sich aber an Sie gewandt, John. Das ist doch richtig?«
»Ja, das stimmt.«
»Was sollten Sie genau bei ihr tun?«
»Es geht um ihre Tochter Marion. Sie ist das eigentliche Problem gewesen. Ellen Bates kam nicht mehr damit zurecht, daß Marion mit einer Person sprach, die sie nicht sehen konnte.«
»Wer?«
»Beide nicht.«
»Und die Frau ist oder war Psychotherapeutin, wie ich inzwischen erfahren habe.«
»Das entspricht den Tatsachen, Sir.« Ich hob die Schultern und schaute in meine Kaffeetasse. »Nur sind auch diese Menschen hin und wieder überfordert. Dann erreichen sie Grenzen, die sie nicht überspringen können. Jedenfalls kam Mrs. Bates mit dem Verhalten ihrer Tochter nicht mehr zurecht. Sie hat ihre Grenzen erkannt und suchte eine Hilfe. Die wollte sie in mir finden.«
»Sie gingen gestern abend zu ihr.«
»So ist es.«
»Was geschah genau?«
Ich feuchtete meinen Mund wieder mit Kaffee an, bevor ich Sir James erklärte, war mir passiert war. Er und auch Suko erfuhren so, daß sich Ellen Bates nichts eingebildet hatte, denn ich war dabeigewesen, als Caroline aus dem Spiegel stieg.
»Und Sie haben dieses Kind nicht zurückhalten können, John?«
»Nein, das ist mir leider nicht gelungen. Ich habe mich darüber geärgert, aber ich mußte es hinnehmen. Es ging alles sehr schnell. Natürlich wissen wir, daß dieser Spiegel nicht nur einfach ein Spiegel ist, sondern wieder einmal eines der berühmten Tore in eine andere Welt oder Dimension.«
»Hat Sie ihn nicht von ihrem Vater geschenkt bekommen?« fragte Suko dazwischen.
»Ja, von Tillman Bates.«
»Auf ihn kommen wir später noch zu sprechen«, sagte Sir James. »Bleiben wir bei Ihnen, John. Wie ging es weiter?«
Ich gab einen Bericht ab, den ich schon dem Leiter der Mordkommission hatte zukommen lassen.
Ich spürte, wie sehr ich mich wieder aufregte, denn noch immer gab ich mir einen Teil der Schuld am Mord dieser Frau. Ich war einfach zu spät erschienen, und dabei war es tatsächlich nur um eine Minute oder noch weniger gegangen.
Sir James nickte. »Daraus ist zu folgern, daß es den Männern um den Spiegel ging, und auch darum, daß sie keine Spuren hinterlassen wollten. Ich bin ebenfalls mit Ihnen der Meinung, daß sie auch Marion Bates umgebracht hätten, aber ich glaube nicht daran, daß sie aus eigenem Antrieb gehandelt haben. Die sind geschickt worden. Das steht für mich fest.«
Er sah, wie Suko und ich nickten. Die nächste Frage lag auf der Hand. »Wer hat sie geschickt?«
Der Superintendent schaute Suko an. »Wenn wir das wissen, sind wir der Lösung einen großen Schritt näher.«
»Ist der Tote denn mittlerweile identifiziert worden?« erkundigte ich mich.
»Nein, leider nicht. Wir wissen nur, daß er ungefähr fünfundzwanzig Jahre alt ist. Jedenfalls ist er nicht im Raster unserer Fahndung hängengeblieben.«
»Das Nummernschild des Fluchtfahrzeugs habe ich ebenfalls nicht erkannt«, gab ich zu. »Nicht mal die Marke des Autos ist mir aufgefallen. Es war zu dunkel.«
»Eine Niederlage!« stellte Sir James fest.
Wir konnten nicht widersprechen, aber Sir James war
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