0951 - Untergang
bindet mich an die Schwefelklüfte, ich kann sie aus eigener Kraft niemals verlassen. Deswegen habe ich in meiner Angst nach dir gerufen, Zamorra. Du musst mich hier raus bringen, denn ich fürchte, die Hölle wird untergehen.«
»Warum bist du dir da so sicher?«
»Ich bin mir nicht sicher. Es ist nur so ein Gefühl, aber auf die konnte ich mich bisher immer verlassen. Diese Visionen vom Untergang sind viel stärker und realer als alles, was ich bisher erlebt und gesehen habe. Bringst du mich hier raus, Zamorra?«
»Wir finden einen Weg. Du sprachst von mentalen Fähigkeiten. Kannst du so eine Art Abbilder erschaffen?«
»Sehr scharfsinnig, ja. Du hast begriffen, dass ich es war, der dir auf der Ebene der ewigen Schreie geholfen hat. Ich habe mich weiter in Tafaralels Nähe aufgehalten, da ich mir dachte: Mensch, wenn Zamorra dich tatsächlich sucht, dann braucht er vielleicht einen Anhaltspunkt und der könnte Tafaralel sein, bei dem er mich ja während des mentalen Kontakts bemerkt haben muss.«
»Ja, so war es auch. Bevor wir einen Weg aus der Hölle finden, müssen wir erst mal aus diesem Teilbereich raus. Wo sind wir hier eigentlich?«
»Wie gesagt, auf der Ebene der ewigen Schreie . Ein verfluchtes Gebiet von jeher, selbst für die Erzdämonen und den Ministerpräsidenten der Hölle. Niemand weiß, was diese Ebene eigentlich ist, selbst der stärkste Dämon hat mit seiner Magie keinen Zugriff darauf. Es gibt eine magische Grenze. Wer sie überschreitet, für den gibt es keine Wiederkehr mehr. Man sieht diese Unglücklichen noch viele Tage wandern, ohne dass sie je ein Ziel erreichen und irgendwann verschwinden sie dann. Wohin, weiß keiner. Zudem tauchen immer mal wieder zwölf Dämonengeister über der Ebene auf, führen geisterhafte Tänze auf und stoßen dabei klagende Schreie aus. Daher stammt auch der Name der Ebene.«
»Die da?« Zamorra deutete in den Nebel.
Mehandor sirrte etwas höher. »Oh ja, Mist, genau die.«
Vier schwarz leuchtende Schemen standen zwischen Felsen in den Nebeln, jeder von ihnen mindestens drei Mal so groß wie Lucifuge Rofocale, aber von schlanker, sehniger, fast dürrer Gestalt. Borstiges Fell schien ihre Haut zu bedecken, aus den Mäulern der viel zu kleinen Köpfe mit den selbst für höllische Verhältnisse unglaublich grausamen Gesichtern ragten mächtige Hauer. Das Allerschlimmste aber war die Aura absoluter Macht, die sie ausstrahlten. Nur mühsam widerstand Zamorra dem Drang, vor ihnen auf die Knie zu sinken.
Im nächsten Moment waren die riesenhaften Gestalten wieder verschwunden. Ganz weit entfernt glaubte Zamorra einen der Klageschreie zu hören, von denen Mehandor gerade gesprochen hatte. Er löste panische Furcht in seinem Innern aus, doch glücklicherweise nur für einen Moment.
Zamorra atmete tief durch und senkte den Blaster wieder. Dann erhob er sich. »Komm, Laurent, Mehandor, dann lass uns mal nach einem Ausgang aus dieser seltsamen Welt suchen. Vielleicht helfen uns ja deine Fähigkeiten dabei. Was kannst du denn sonst noch so alles?«
»Nichts, was von Belang wäre.«
Viele Stunden streiften sie durch die Nebelwelt, ohne etwas Greifbares zu finden. Immer wieder tauchten die Dämonengeister kurz auf, um gleich darauf wieder zu verschwinden.
»Sind wir so interessant, dass die uns dauernd anstarren müssen?«, beschwerte sich Zamorra. Und wunderte sich, dass vor ihnen die Nebel plötzlich lichter zu werden schienen.
»Sollen wir das jetzt als Aufforderung verstehen?«, fragte Mehandor.
»Tun wir's doch einfach.«
Sie gingen durch den Nebelkorridor, der sie tatsächlich in eine bestimmte Richtung zu lenken schien. Plötzlich sahen sie schwachen Feuerschein durch die Schwaden schimmern. Ein Schein, der mit jedem weiteren Schritt intensiver wurde.
»Was zum Teufel ist denn das?«, fragte Zamorra verblüfft.
Er konnte kaum glauben, was sich seinen Augen da bot.
***
LUZIFERS EBENE
Asael schickte ein höhnisches Lachen zu Asmodis hinüber, der von Rhett Saris abließ. In den Augen des Gnoms strahlte ein gefährliches, stahlblaues Feuer. »Ja, ich bin JABOTH«, schrie er plötzlich. »Seit ich hier auf LUZIFERS EBENE gefallen bin, hat sich mein Bewusstsein weit geöffnet. Ich weiß nun um meine Bestimmung, ich weiß, dass ich derjenige bin, in dem sich das mächtigste Wesen des Multiversums erneuern wird, um weitere einhunderttausend Jahre existieren zu können!«
»Lüge, nichts als Lüge!«, brüllte Asmodis zurück und bemerkte dabei gar
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