0952 - Dr. Sensenmann
Durchzug geschaltet hatte. Er dachte an ganz andere Dinge, denn er hatte wieder einen Luftzug gespürt. Nur waren die Türen geschlossen und die beiden Fenster ebenfalls. Auf sie schien die Sonne und machte sie hinter dem Direktor zu zwei hellen Leinwänden, deren Licht Mickey sogar blendete. Dennoch schaute er hin, denn er hatte in dem Licht eine Bewegung festgestellt.
Wie in seiner Zelle!
Plötzlich hielt er den Atem an. Er konzentrierte sich allein auf die Bewegung in der Scheibe, was McTuff nicht einmal auffiel, da er zu sehr mit sich und seinen Worten beschäftigt war.
Aber die Bewegung war keine Täuschung. Der Schatten auch nicht, der leicht grünlich schimmerte.
Plötzlich mußte Ferrano an die seltsame Spritze denken, die man ihm in der Nacht verabreicht hatte. Eine Nachwirkung hatte er nicht gespürt, noch nicht, und derjenige, der ihm die Spritze gesetzt hatte, erschien im Büro des Direktors.
Lautlos bewegte er sich.
Er stand bereits im Raum.
Er stand hinter Ellis McTuff.
Dann hob er einen Arm an, auch den zweiten, und die Hände formierten sich zu einem Griff.
Mickey Ferrano hielt den Atem an. Er hatte große Augen bekommen.
Das Herz schlug schneller. Der Schweiß trat ihm aus den Poren. Das alles war ihm von den langen Nächten bekannt.
Und es fiel auch McTuff auf. »He, was ist mit Ihnen los, Mr. Ferrano?«
»Nichts…«
»Fühlen Sie sich nicht wohl? Sie machen auf mich den Eindruck, als hätten Sie etwas Schreckliches gesehen.«
»Das habe ich auch.«
»So? Was oder wen denn? Mich vielleicht?« Er lachte girrend über seinen schwachen Witz.
»Nein, nicht Sie, McTuff, sondern ihn, den Dr. Sensenmann.«
McTuff nickte. »Aha, den Dr. Sensen… Ahm, wie bitte?«
»Der Tod steht hinter Ihnen!«
Irgend etwas in der Stimme hatte den Direktor gewarnt. Auf seinem Stuhl wollte er herumfahren, aber die Bewegung schaffte er kaum im Ansatz, denn dann griffen die beiden Klauen zu.
Blitzschnell, hart und gnadenlos!
Sie hielten McTuff fest und drückten ihm die Luft ab. Hinter ihm stand das Skelett im grünen Kittel mit seinen großen, leeren Augenhöhlen und ließ den Mann nicht eine Sekunde los.
Mickey Ferrano konnte sich durchaus als Fachmann bezeichnen. Er wußte, was geschah. Dieser Dr. Sensenmann war erschienen, um zu töten, und diesmal nicht mit einer Spritze.
Ferrano blieb sitzen.
Er wartete ab.
Er konnte nichts tun, aber er hörte plötzlich ein schreckliches Geräusch, als der Knöcherne seine Hände bewegte und den Kopf des anderen dabei drehte. Nicht ein Laut drang aus dem Mund des Direktors, als dessen Genick gebrochen wurde. Schlaff kippte er zur Seite, als ihn die knöchernen Klauen losließen. Sein Kopf allerdings war nicht in diese Richtung gefallen. Er stand in einem ungewöhnlichen Winkel vom Körper ab und lehnte an der Rückenseite des Stuhles.
Dr. Sensenmann aber zog sich zurück. Er schwebte dem Fenster entgegen. Wieder war von seinem Maul nichts zu sehen, nur die beiden großen Löcher, wo einmal die Augen gewesen waren.
Und dann war er weg!
Zurück hatte er einen Toten gelassen…
***
Mickey Ferrano kam sich vor wie in einem Horrorfilm, in dem er eine der Hauptrollen spielen sollte. Aber er bewegte sich nicht und glich deshalb mehr einem Statisten. Sein Blick war nach vorn auf den Toten gerichtet, und sein Gehirn weigerte sich, nachzuvollziehen, was er soeben als Zeuge erlebt hatte.
Einen Mord. Einen eiskalten, brutalen Mord.
Nun gehörte Ferrano nicht zu den Menschen, die dabei durchdrehten und in Panik verfielen, er war nur deshalb so geschockt, daß dieser Dr. Sensenmann wieder erschienen war und ihm somit seine Stärke bewiesen hatte. Dem Direktor war das Genick gebrochen worden.
Einfach so. Und wenn man ihn jetzt fand, dann würde der Verdacht sofort auf Ferrano fallen, denn er war mit McTuff allein gewesen. Dann würde er zunächst einmal wieder zurück in die Zelle müssen.
In die Zelle!
Dieser Gedanke machte ihn wild. Erexplodierte förmlich in seinem Kopf.
Nur das nicht! Nur nicht zurück in dieses verdammte Loch. Noch bestand die Chance, um verschwinden zu können.
Er schnellte von seinem Stuhl hoch. Das Erscheinen der tödlichen Gestalt verbannte er aus seinem Kopf. Nun ging es einzig und allein um ihn. Er mußte dafür sorgen, daß McTuff nicht so rasch gefunden würde.
Zwar gab es in diesem Büro auch einen PC und einen Drucker, aber man verließ sich auch auf Akten, die in einem breiten Schrank untergebracht wurden.
Ferrano mußte einen
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