0952 - Dr. Sensenmann
Schwein!«
»Da ich nicht grunze, sehe ich mich auch nicht als Schwein an. Reden Sie, Mickey.«
»Gut, gut.« Ferrano nickte. »Dr. Sensenmann hat heute morgen jemanden getötet. Ich weiß nicht, ob der Mord schon entdeckt wurde, durchaus möglich, denn ich habe zur eigenen Sicherheit dafür gesorgt, daß er so lange vertuscht wird wie möglich, sonst wäre alles auf mich zurückgefallen.«
»Bitte von vorn, Mickey.«
Meine Stimme mußte ihm wohl Vertrauen eingeflößt haben, denn von nun an nahm er kein Blatt vor den Mund. Er redete so heftig, wie ein Wasserfall sprudelt. Immer wieder beteuerte er zwischen den Sätzen seine Unschuld. Daß er den Direktor in den Schrank gesteckt hatte, sah er als »Nothilfe« an. Aber andere würden wohl nicht so denken.
»Gut, daß Sie es mir gesagt haben, Mickey.«
Ferranos Haltung hatte sich versteift. Er sah aus, als wüßte er nicht, ob er fliehen oder mich angreifen sollte. Deshalb tat er nichts von beiden und blieb sitzen.
»Ja, es ist gut gewesen!« wiederholte ich.
Durch den offenen Mund saugte er den Atem ein. »Verdammt noch mal, du glaubst mir?«
»Warum nicht? Ich habe ihn doch gesehen. Allerdings frage ich mich, weshalb dieser Geist McTuff umgebracht hat. Und weshalb er überhaupt entstanden ist.«
»Keine Ahnung.«
Ich lächelte zuversichtlich. »Wir werden es herausfinden, denke ich mal. Eines scheint allerdings festzustehen.«
»Was?« fragte Ferrano hechelnd. Er griff nach jedem Strohhalm. »Was steht fest?«
»Daß dieser Dr. Sensenmann auf die eine oder andere Art Rache an Ihnen nehmen will, um sie in eine Situation zu versetzen, die sie unweigerlich wieder zurück in den Knast bringt, wo sie ihm dann wehrlos ausgeliefert sind.«
»Klar, klar!« Er antwortete heftig, und seine Augen glänzten dabei. »So und nicht anders muß es sein.«
»Dabei wollen wir es belassen. Sie stehen jetzt unter meinem Schutz, und darauf können Sie sich verlassen.«
Ich hatte keine Dankbarkeit erwartet, auch nicht dieses schrille Lachen.
Ich schrieb es seiner Nervenanspannung zu. Er lieferte mir auch eine Erklärung. »Nie im Leben hätte ich gedacht, daß ich mal mit einem Bullen zusammenarbeite. Es ist wirklich der nackte Wahnsinn! Ehrlich, Mann.«
»So etwas kann auch ganz fruchtbar sein. Wir standen auf verschiedenen Seiten, das wollen wir vergessen und uns um den Fall kümmern. Es geht um diesen Arzt.«
»Klar.«
»Den Sie ermordet haben?«
»Auch klar. Ich gebe ja zu, daß ich ihn umgebracht habe. Das habe ich auch gewollt.«
»War das Ihr Motiv, Mickey?«
Diese Frage erstaunte ihn. »Wieso kommen Sie darauf?«
»Ganz einfach. Ich stehe noch immer vor einem Rätsel. Aus den Unterlagen ging leider nicht hervor, weshalb und warum Sie diesen Dr. Sensenmann getötet haben. Eine Frage zuvor: Kennen Sie noch seinen richtigen Namen?«
»Ja, Peter Sloane.« Er sprach ihn so aus, als wollte er dem Arzt jeden Augenblick die Kehle zusammendrücken.
»Gut, wunderbar.«
Ich brauchte die nächste Frage nicht zu stellen, denn Ferrano redete weiter. »Dieser Sloane war ein Schwein, eine menschenverachtende Drecksau. Er mußte weg, und ich habe dafür gesorgt.«
»Was hat er Ihnen getan? Jeder Mensch, der einen anderen tötet, wird doch ein Motiv gehabt haben?«
»In der Regel ist das so, aber nicht bei mir. Ich hatte kein persönliches Motiv.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das müßte Ihnen doch wohl bekannt gewesen sein.«
»Sorry, aber darüber habe ich weder etwas gehört noch gelesen. Das können Sie glauben und auch lassen, aber es ist so. Ich weiß von keinem Motiv.«
Er knirschte vor Wut mit den Zähnen. »Dann haben die Schweine das aus den Akten gelöscht oder erst gar nicht aufgenommen.«
Jetzt wurde ich hellhörig. »Wie meinen Sie das denn, Mickey?«
»Ja, das ist - verdammt, ich habe doch bei dem Prozeß erklärt, daß ich angeheuert worden bin, um diesen Hundesohn zu killen.«
»Ein Mord auf Bestellung?«
»Ja, wenn Sie es so sehen.«
»Dann sind Sie ein Mietkiller.«
»So habe ich mich nie gesehen. Ich wurde in gewisser Weise dazu gezwungen. Ich stamme aus Albanien und habe damals für den Osten ein wenig spioniert. Man hat mich erwischt und hätte mich natürlich ausweisen oder hier einsperren können. Nach langen Gesprächen mit der damaligen Gegenseite gab man mir eine Chance. Ich durfte hier im Land bleiben, kriegte eine neue Identität, wurde bezahlt, regelmäßig, mußte mich aber für die Organisation bereit halten.«
»Für den
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