0952 - Dr. Sensenmann
Kopf. »Ich komme mir vor wie in einem der Filme, die wir hin und wieder im Knast gesehen haben. Wo zwei Bullen zusammenarbeiten müssen, die sich überhaupt nicht ausstehen können. Aber vielleicht ändere ich bei dir meine Meinung.«
Ich hob nur die Schultern und startete.
***
Mir waren ja viele Friedhöfe bekannt, und ich war auch nicht zum erstenmal in Liverpool, aber den, auf den mich Mickey Ferrano führte, den kannte ich bisher nicht.
Es war keiner der großen und anonymen Sorte, sondern einer, den auch Spaziergänger benutzten oder Nostalgiker, die sich für alte Grabsteine interessierten.
Keiner von uns hatte eine Ahnung, wo wir nach dem Grab des Ermordeten suchen mußten, und deshalb fragten wir bei einem Gärtner nach, der trotz der Kälte noch auf dem Friedhof zu tun hatte. Es war noch ein junger Mann, in dessen Ohren die kleinen Lautsprecher eines Walkman steckten. Der Bügel war unter einer roten Strickmütze verborgen. Mit der hätte er auch als Nikolaus durchgehen können.
Erst als ich ihn anstieß - das Ansprechen hatte er nicht gehört - schaute er hoch.
Ich deutete auf seine Ohren. Nur widerwillig drehte er den Lärmpegel herunter und fragte: »Was wollen Sie?«
»Nur eine Auskunft.«
»Die gebe ich nicht.«
Der Gärtner gehörte zu den Menschen, die die Freundlichkeit nicht eben gepachtet hatten. Ich wollte mich mit ihm auch nicht lange auseinandersetzen, zeigte ihm meinen Ausweis und bekam nun eine Antwort auf meine Frage.
So erfuhren wir, daß dieser Dr. Peter Sloane auf dem alten Teil des Friedhofs lag. Sein Grab war angeblich nicht zu übersehen, da der Grabstein die Form einer Pyramide aufwies.
»In der Nähe befindet sich auch die Außenmauer«, fügte er noch hinzu.
»Danke«, sagte ich und lächelte ihn an.
Der Gärtner stellte seine Musik wieder lauter, kaum daß wir uns umgedreht hatten. Ich wollte von Mickey Ferrano wissen, ob ihm der Friedhof bekannt war, doch er schüttelte den Kopf. »Der nicht.«
»Gut, dann suchen wir.«
Da wir die Richtung kannten, war es nicht so tragisch. Das schöne und nicht zu kalte Winterwetter hatte auch einige Spaziergänger angelockt, aber es waren nicht zu viele, so daß sich die Menschen auf dem Areal schon verliefen.
Wir sahen auch schon die alte Mauer. Dahinter führte eine Straße entlang. Wir hörten ein paar Autos.
Schweigend schritten wir nebeneinander her. Mein Begleiter war nervös.
Er schaute sich öfter um als ich. Vielleicht vermutete er den Verfolger irgendwo auf dem Areal. Versteckt hinter den kahlen Bäumen oder als Gespenst im Geäst hockend.
Er sah ihn nicht.
Wir erreichten das Grab nach knapp zehn Minuten Fußweg. Der Stein sah wirklich ungewöhnlich aus. Auf der Mitte des Grabes ragte die Pyramide in die Höhe. In seine Vorderseite war der Name des hier Begrabenen eingraviert worden.
Im Laufe der Jahre hatte auch diese Pyramide eine gewisse Patina bekommen. Dort wuchs eine dünne Moosund Algenschicht, das Grab selbst wirkte alles andere als gepflegt, was in mir eine Frage aufwarf.
»Sie wissen nicht, ob dieser Sloane Verwandte gehabt hat?«
»Nein. Wenn ja, dann hatte er sicherlich keinen Kontakt zu ihnen. Vor lauter Forschungsarbeiten hatte er keine Zeit für sie.«
»Woran hat er geforscht?«
»Das weiß ich nicht genau.«
»Aber Sie waren in dem Haus.«
Er nickte. Der Atem kondensierte vor seinen Lippen. »Das stimmt alles. Nur bin ich kein Fachmann. Ich habe da ein Labor gesehen, das war auch alles.«
»Und in Ihrer Zelle erschien er Ihnen als Geistererscheinung.«
»Stimmt.«
»Mit einer Spritze.«
»Richtig.«
»Deren Inhalt er ihnen injiziert hat.«
Mickey Ferrano starrte mich an. Plötzlich pfiff er durch die Zähne. »Ja, sogar in der letzten Nacht.« Mickey wirkte plötzlich etwas fahrig und trat zur Seite. »Moment mal, Meister. Meinst du, daß es sich um das Serum handelt, das er in seinem Labor entwickelt hat?«
»Davon sollte man eigentlich ausgehen.«
»O Scheiße«, flüsterte Ferrano. »Aber, verdammt noch mal, ich spüre nichts.«
»Das ist gut.«
»Aber es kann noch kommen, nicht?«
»Keine Ahnung, Mickey. Fragen Sie mich nicht zuviel. Es ist einfach alles möglich. Wir können und dürfen nichts ausschließen. Ich finde es gut, daß Sie sich nicht verändern, aber eine Bank möchte ich darauf nicht bauen. Ich könnte mir auch eine Langzeitwirkung vorstellen.«
Ferrano knetete sein kaltes Gesicht. »Sie rechnen wohl damit, daß ich mich verändere!«
»Möglich.«
»Das ist
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