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0952 - Nacht über New Amsterdam

0952 - Nacht über New Amsterdam

Titel: 0952 - Nacht über New Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Franzose, der vergangenen Sommer Gerüchten zufolge in die Aufklärung dieser vermeintlichen Stadtväter-Sache verwickelt gewesen war. [1] Hatte der nicht Übersinnliches zu seinem Steckenpferd erkoren?
    »Zamorra«, flüsterte Barry in sein Headset und in den Äther. »Professor Zamorra.«
    Dann kam das Monstrum wieder.
    Und mit ihm das Ende.
    Kapitel 2 - Spuren aus Blut
    Sergeant Andy Sipowicz spürte sein Abendessen zurückkehren und wandte sich um. Es war immer dasselbe, wenn er vom Tisch zu einem Tatort gerufen wurde: Der Anblick übelst zugerichteter Leichen ging seinem Magen eindeutig zu weit.
    Lieutenant Steven Zandt grunzte ungehalten und warf seinem Untergebenen einen abfälligen Blick zu. »Wird's denn gehen, Sergeant?«
    »J… Ja, Sir«, keuchte Andy und kämpfte gegen den Brechreiz und um die Kontrolle über seine Körperfunktionen. »Danke, Sir.«
    Die erste Leiche, ein Tontechniker, befand sich bereits auf dem Weg in die Gerichtsmedizin. Blieb Nummer zwei.
    »Danken Sie nicht mir«, sagte Zandt mürrisch. »Danken Sie lieber dem Idioten, der in einem der am intensivsten bewachten Gebäude Manhattans zwei Morde begeht. Einfacher kann man's uns nicht machen, wenn Sie mich fragen.«
    Andy nickte. Er wusste, worauf Zandt anspielte. WNYC war vom Keller bis unters Dach mit Kameras gespickt, die nahezu jeden Quadratmeter im Gebäudeinnern vierundzwanzig Stunden am Tag beobachteten. Hier konnte man nicht einmal in der Nase bohren, ohne dass es irgendwo von irgendwem aufgezeichnet wurde. Zandt hatte bereits einen seiner Lakaien zum Sicherheitsdienst des Senders geschickt, dessen Büro sich irgendwo in den Untiefen des Kellers befinden musste, um die Bänder abzuholen.
    Bis der Mann zurückkam, galt es, den Tatort zu sichern. Und die letzte Leiche zu inspizieren.
    Besser gesagt: deren Überreste.
    »Barry Champlain. Lower Eastside, Anfang fünfzig, geschieden, keine Kinder. Shock Jock seit dem frühen Pleistozän«, spulte Diane Millerton von der Gerichtsmedizin gerade die Fakten herunter. Die stämmige Wissenschaftlerin des New Yorker Police Departments kniete neben dem wie ausgeweidet daliegenden Körper, als sei es das Normalste von der Welt. Für jemanden ihres Berufsstandes mochte das sogar der Fall sein.
    »Shock was?«, hakte Zandt irritiert - und mehr als nur ein wenig ungeduldig - nach. »Vergeben Sie mir meine Ignoranz, Diane, aber mir sagt der Typ überhaupt nichts.«
    Kein Wunder, fand Andy. Der stiernackige Zandt war nicht der Typ, der sich die Nächte vor dem Radio vertrieb. Woher sollte er den Verstorbenen kennen?
    »Shock Jock«, wiederholte Andy geduldig und dankbar für die geistige Ablenkung. Für das bisschen Normalität inmitten dieses Albtraums. »So nennt man Radiomoderatoren, die es in ihren Shows bewusst darauf anlegen, ihr Publikum zu provozieren. Meist während sogenannter Call-in-Sendungen, in denen besagter Moderator - kein Disc , sondern eben ein Shock Jockey - mit Anrufern diskutiert. Oder besser gesagt sich mit ihnen streitet.«
    Zandt runzelte die Stirn. Es war offensichtlich, dass es in ihm arbeitete. »Streit, ja? Und worüber?«
    »Alles mögliche«, antwortete nun wieder Diane. »Landespolitik, Medienpersönlichkeiten, das Wetter, den Benzinpreis… Scheiße, selbst über die Hot-Dog-Preise im Central Park.« Sie schüttelte den Kopf, wirkte trotz der so unappetitlichen Szenerie amüsiert. »Ein guter Shock Jock macht noch aus der größten Belanglosigkeit ein Reizthema.«
    »Und dieser Champlain war gut?«
    Diane nickte. »Zählte zu den Besten seiner Branche, wobei ich dazu sagen muss, dass wir hier von einer Branche unerträglicher Egomanen sprechen. Champlain war ein erzreaktionäres Arschloch, für das Logik und Plausibilität gern mal weniger Wert besaßen als Theatralik und das, was er wohl für rechtschaffenen Zorn hielt. Ich erinnere mich noch gut, wie er im Herbst 2001 jeden, der sich kritisch über Präsident Bush äußerte, live in seiner Sendung mit Hitler oder Mussolini verglich und andeutete, für jeden Linksliberalen, der nach 9/11 erschossen werde, live ein Glas Whiskey zu leeren.«
    Zandt hob die Brauen, kratzte sich am Hinterkopf und pfiff leise. »Okay, das ist wirklich streitbar. Und wahnsinnig.«
    »Kommt hin«, sagte Andy nickend. »Normal war der schon längst nicht mehr. Und auch nicht zurechnungsfähig. Jeder, dessen IQ den einer Banane überstieg, musste ihn als Spinner erkennen - doch seiner Quote tat das nie einen Abbruch. Champlain war das

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