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0952 - Nacht über New Amsterdam

0952 - Nacht über New Amsterdam

Titel: 0952 - Nacht über New Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Finsternis vor ihm liegenden Wiesen und empfand unbeschreiblich tiefen Zweifel. Allen Siegen, allen Triumphen zum Trotz. Das Gefühl mochte flüchtiger Natur sein, aber in diesem Moment war es da, und er hasste es wie einen Gegner, dessen Klauen er seit Dekaden nicht entkommen konnte. Er quälte sich mit ihm.
    Die Hölle.
    Konnte es wahr sein?
    Die Schilderungen, die Andy nach seiner Bergung aus der Erdhöhle gemacht hatte, ließen eigentlich wenig Raum für Interpretationen. Und sie lieferten plausible Begründungen für das Geschehen von Manhattan. Tief unter der Erdoberfläche von Inwood Hill Park hatte ein Dämon gehaust. Ein Höllenwesen. Ohne Verstand, ohne Motiv - einfach nur geballter Hass. Gier.
    Wie war es dorthin gekommen? Hatte es immer schon da gesessen? Zamorra wusste es nicht, doch eine innere Stimme namens Bauchgefühl flüsterte ihm zu, dass das Wesen durchaus dort hatte landen können, als die Hölle verging… Irgendwie…
    Und wenn das stimmte, mochten noch mehr seiner Sorte den Dimensionsexodus überstanden haben.
    Wenn das stimmte, war es noch nicht vorbei. Längst nicht!
    Zandt, Millerton, Sanders und Sipowicz hatten den Fall abgeschlossen. Alles, was sich rational begründen ließ, war beim NYPD aktenkundig, den Rest hatten die Cops schlicht »vergessen« zu erwähnen. Und das war besser so. Die Verwüstungen von Inwood Hill mochten auch als Folgen der Beben erklärt werden. New York musste nicht alles wissen.
    Chief Taima und sein Stamm würden ihre Räume am Park Plaza bekommen. Das war so sicher wie das Lebenslänglich, das am Ende eines vermutlich sehr kurzen Prozesses auf J. Cameron Winston warten würde. Und auch Andys Narben würden heilen, mit der Zeit. Die Körperlichen zumindest.
    Der Sergeant hatte gespürt, was Zamorra getan hatte. Was bei der Vernichtung der Hölle geschehen war. Was Taima und der Professor auf dem Prominentenfriedhof versuchten. Andy hatte gewusst, was passierte. Und er hatte reagiert.
    Vermutlich hatte die geistige Berührung durch den Dämon sein Bewusstsein erweitert , folgerte Zamorra. Ihn wissen lassen, was der Dämon wusste.
    Und Andy hatte dessen Schwachstelle gesehen: Dieses Monster aus der Hölle hatte die Macht besessen, die Toten von Inwood auferstehen und die Lebenden angreifen zu lassen. Doch dadurch musste es seine Kräfte überansprucht haben. In seiner Zügellosigkeit hatte es sich selbst verwundbar gemacht.
    Während Taima und Zamorra gegen die Untoten kämpften, hatte sich Andy also kurzerhand auf den Dämon gestürzt. Seinen Geist auf den des Höllenwesens gepresst , anders konnte der Professor es nicht beschreiben. Und diese Berührung hatte dem Monstrum den Rest gegeben.
    Sie war der Tropfen, bei dem das Fass übergelaufen war.
    Es hatte nicht lange gedauert, den Rest der Untoten niederzumetzeln. Taima, die Watumbi und Zamorra hatten kaum durchgeatmet, da waren auch schon Zandt und die anderen Cops angekommen. Taima musste sie schon vorab verständigt haben. Gemeinsam hatten sie daraufhin das Gelände durchsucht - und schließlich Andy gefunden, der selbst nun, Tage später, noch diverse Hauttransplantationen benötigen würde, um sich von der Gegenwart des Dämons zu erholen.
    Des Höllenwesens, das er vernichtet hatte.
    Unfassbar.
    Andy Sipowicz würde sich erholen. Sein Abenteuer war beendet. Er, dessen Weg Zamorras Leben bei der Stadtväter-Episode erstmals gekreuzt hatte, hatte doch noch eine relevante Bedeutung für den Dämonenjäger bekommen. Er hatte Zamorra gezeigt, dass das Ende der Höllendimension offenkundig nicht so final gewesen war, wie der Professor einst gehofft - und erwartet - hatte.
    Danke, Andy , dachte Zamorra und lehnte sich mit der Stirn an die kühle Glasscheibe. Ich freue mich riesig.
    Und in diesem einen Moment hätte er alles auf dieser und jeder anderen Welt gegeben, um den sarkastischen Humor, der in diesen Worten hatte liegen sollen, auch tatsächlich zu spüren. Doch da war nichts.
    Nichts außer der Furcht.
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 943 »Herren aus der Tiefe«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 943 »Herren aus der Tiefe«

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