0955 - Blutiger Dschungel
Frauen, was er ihnen zu sagen hatte.
»Da ist absolut nichts, keinerlei Lebenszeichen, die ich erkennen konnte. Allerdings auch kein Hauch von Zersetzung oder Tod. Ich denke, Geschor ist in eine andere Phase seiner Existenz eingetreten. Er mutiert, wenn man so will. Allerdings kann es auch genau gegenteilig sein.«
Nicole zog die Augenbrauen in die Höhe. »Wie meinst du das?«
Der Professor wiegte seinen Kopf hin und her, als könne er sich nicht entscheiden, wie die Antwort darauf lauten sollte.
»Diese Veränderung könnte auch eine Art Rückschritt sein. Viel besser kann ich es nicht erklären, denn es ist nur eine Ahnung von mir.«
Lakir hatte die ganze Zeit über geschwiegen, doch nun meldete sie sich.
»Eine Art Rückschritt - oder vielleicht eine Form der Lethargie? Die graue Färbung signalisiert das für mich. Vielleicht schläft Geschor ganz einfach, weil ihn die Anwesenheit von Ted Ewigk zu viel Kraft kostet?«
Zamorra nickte, denn das war eine Überlegung, die er auch schon für sich angestellt hatte.
»Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als Ted gewaltsam aus der Kugel zu holen. Er schwebt in Lebensgefahr, da bin ich sicher, wenn es nicht sogar schon zu spät für ihn ist. Mit unseren Dhyarra-Kristallen können wir eine Öffnung in Geschors Oberfläche erzeugen. Ich hasse den Gedanken, aber auch auf die Gefahr hin, Geschor dabei unter Umständen zu töten, werde ich Ted nicht im Stich lassen. Verdammt, ich hätte viel früher nach ihm sehen müssen!«
Nicole Duval hatte ihre Hände auf Geschor gelegt. Das Wurzelwesen strömte nach wie vor eine gewisse Wärme aus. Nicole hasste den Gedanken, diese Kreatur verletzen zu müssen. Und plötzlich wusste die Französin, was hier geschehen war - eine Eingebung, eine Vision, was auch immer. Plötzlich war alles so klar und einfach.
Nicole wandte sich den anderen zu.
»Geschor schläft nicht - Geschor ist in eine Art der Ohnmacht gefallen, so, als würde man uns langsam die Luft zum Atmen nehmen. Es ist so einfach, dass wir es überhaupt nicht in Betracht gezogen haben.«
Nicole blickte in die nicht verstehenden Gesichter von Zamorra und Lakir.
»Denkt doch mal nach. Die Wurzeln wurden gepflegt und gehegt, sie wuchsen langsam heran, bis sie auf die einzelnen Welten gebracht wurden. Dann brach das Unheil über den Wurzelpool herein. Übrig blieben zerfetzte Wurzeln jeder Entwicklungsstufe. Aus diesen Fetzen hat sich Geschor gebildet. Das ging eine gewisse Zeit gut, denn hier im Pool existierten wohl noch Rückstände von dem, was die Wurzeln am Leben gehalten hatte. Na, ist der Groschen bei Euch noch immer nicht gefallen?«
Lakir machte einige Schritte nach vorne, bis sie Geschor mit den Händen berühren konnte.
»Natürlich, wie konnte ich nur so blind sein? Geschor braucht zum Leben Licht.« Sie wandte sich abrupt zu den Menschen um. »Er braucht das Licht der Wurzeln . Maiisaros Licht!«
Zamorra blickte zu Nicole, die wieder einmal mit ihrer Intuition gepunktet hatte. Doch das Problem war damit ja nicht gelöst, sondern eher noch viel größer geworden. Der Parapsychologe sprach es aus.
»Genau das können wir ihm aber nicht geben, denn Maiisaro ist nicht greifbar, wird es wahrscheinlich auch nie wieder sein. Wie sollen wir Geschor also helfen?«
»Indem wir ihm das Licht geben. Mit unseren Dhyarras können wir es erzeugen. Wir werden halt lange probieren müssen, bis wir genau die Mischung gefunden haben, die von den Wurzeln gebraucht wird.« Nicole war sich ihrer Sache ziemlich sicher, doch Zamorra sah das ein wenig anders.
»Weißt du wie lange Geschor dem Licht ausgesetzt sein muss, das ihn heilen und aufwecken kann? Das würde eine endlose Testphase werden, die wir da initiieren. Welche Intensität ist nötig, welche Frequenz? Niemand von uns weiß das. Und es gibt auch niemanden, der uns da weiterhelfen könnte. Vielleicht würde eine falsche Frequenz Geschor sogar noch mehr Schaden zufügen.«
Für lange Sekunden schwiegen die drei so unterschiedlichen Wesen, dann flog ein triumphierendes Lächeln auf Nicoles Lippen.
»Aber das ist ja nicht die Wahrheit, Zamorra. Natürlich gibt es jemanden der uns ganz entscheidend helfen kann. Und ich weiß auch genau, wo wir ihn finden können.«
Zamorra und Lakir verstanden nicht, doch sie lauschten der folgenden Erklärung der Französin ganz genau.
Vielleicht hatte Nicole Duval ja einen Volltreffer gelandet.
Das würde sich schon bald zeigen.
***
Artimus van Zant trug keine
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