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0955 - Blutiger Dschungel

0955 - Blutiger Dschungel

Titel: 0955 - Blutiger Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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du magst, darfst du auch Frida zu mir sagen, denn das bin ich von meinen Freunden gewöhnt. Ich mag den Namen so wie meinen eigenen. Such es dir aus. Ich vermute, auch sonst hat O'Hara dir nicht sehr viel erzählt, nicht wahr?«
    Artimus schüttelte den Kopf. Alita Tirado. Er musste sich wirklich bemühen, sie nicht andauernd anzustarren, denn die Ähnlichkeit zu Frida Kahlo, die schon 1954 in Mexiko gestorben war, konnte man nur als verblüffend bezeichnen. Und wenn er ganz ehrlich zu sich war, dann fand er es großartig, dass diese Frau seine Kontaktperson in Kolumbien war. Wirklich… großartig.
    Die Hütte, von der sie gesprochen hatte, entpuppte sich als kleines Haus, in dem es an nichts fehlte. Alita kochte Kaffee, dann kam sie sofort und ohne Umschweife zum Punkt.
    »O'Hara wollte unter allen Umständen, dass du in dieser Sache involviert bist. Er ist der Meinung, du hättest einschlägige Erfahrungen mit - wie er es ausdrückte - eher ungewöhnlichen Vorgängen, die man vielleicht eher in den Bereich Fantasterei oder Aberglaube stecken würde.«
    Sie blickte Artimus an, als würde sie von ihm so etwas wie eine Bestätigung erwarten. Der Physiker tat ihr den Gefallen nicht.
    »Möglich. Erzähle mir mehr.«
    Die junge Frau blickte ein wenig verärgert, doch dann sprach sie weiter.
    »Wie die Drogenkartelle arbeiten, hast du ja gesehen. Die Kinder sind für den Straßenverkauf perfekt - wenn sie ihren schmutzigen Job erledigen, sammelt man sie abends wieder ein und bringt sie in ihre Unterkünfte. Wenn sie es aber nicht tun, dann verweigert man ihnen den Stoff, den sie benötigen. Es ist abartig, pervers, aber nun einmal die Realität, mit der wir uns abzufinden haben.«
    Sie leerte den Kaffeebecher in einem Zug, als könne sie die Überreste der Worte, die sie eben gesprochen hatte, damit aus ihrem Mund waschen.
    »Seit gut drei Jahren gibt es eine neue Macht im Drogenhandel. Das Kartell nennt sich selbst Rojo - also Rot… oder die Roten . Sie gehen mit ungeheurer Brutalität vor und sind ausgezeichnet organisiert. Die Straßenkinder, die sie für ihre miesen Zwecke einsetzen, werden regelrecht ausgebildet.«
    »Ausgebildet, um Drogen an den Mann zu bringen?« Artimus verstand nicht ganz.
    Alita nickte. »Natürlich, doch Rojo folgt da noch anderen Zielen, denn aus den Kindern sollen später die Frauen und Männer werden, die auch international für das Kartell arbeiten. Die Kleine, die du vorhin aufgelesen hast, gehört definitiv nicht zu Rojo , denn sie war süchtig. Das machen die Roten nicht. Im ersten Moment hört sich das gut an, nicht wahr?« Artimus nickte, doch Alita machte eine wegwerfende Handbewegung. » Rojo , sagt man, hat ganz andere Methoden, um die Kinder fest an sich zu binden. Es heißt, Angst und Grausamkeit sei ein noch besserer Klebstoff, denn wer sie erlebt hat, der wird nie wieder einen Gedanken an Flucht verschwenden.«
    »Jetzt verstehe ich dich nicht mehr. Was genau meinst du damit?«
    Alita stand auf und begann unruhig im Zimmer umherzugehen.
    »Im Departement Amazonien gibt es eine Art Lager, nennen wir es ruhig Ausbildungslager, in dem die Kinder gefangen gehalten werden. Es soll dort unbarmherzig und brutal zugehen. Wenn ein Kind nicht spurt, wenn es nicht wie gewünscht funktioniert, dann bringt man es in den direkt angrenzenden Dschungel. Hinter diesem Dschungel erstreckt sich ein riesiges Areal, das nahezu unbewohnt und unerschlossen ist. Eine Flucht kommt also nicht infrage. Doch auf diese Idee sollen die Kleinen erst gar nicht kommen, denn was sie in dem Dschungel erleben, treibt sie entweder in den Wahnsinn oder es macht sie für alle Zeiten zu gehorsamen Jüngern des Kartells. Man nennt diesen Bereich auch den Blutigen Dschungel . Niemand weiß genau, was dort geschieht, denn keines der Kinder verliert darüber später auch nur ein Wort.«
    »Wer leitet das Kartell?« Artimus glaubte nun auch, dass O'Hara ihn mit Recht ausgesucht hatte, denn das alles klang nach Methoden, die er aus anderen Bereichen durchaus schon kannte.
    »Es steht keine Familie dahinter, wie es bei den anderen Kartellen zumeist der Fall ist. Viel weiß man nicht, aber es scheint sich nur um eine einzelne Person zu handeln, die alle Fäden in der Hand hält. Ein Wesen. Er nennt sich einfach El Rojo . Man sagt ihm nach, er könne sich in Luft auflösen, auftauchen, wo immer er es wolle. Und er würde…« Alita schien es nicht über die Lippen zu bekommen.
    Artimus beendete für sie den Satz.
    »…

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