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0955 - Der Gruftie

0955 - Der Gruftie

Titel: 0955 - Der Gruftie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kontrolliert, wie auch immer. Durch mein Gehirn rutschten die Gedanken und Überlegungen, wie ich es letztendlich noch schaffen konnte, Jane zu retten.
    Es gab eine Chance, wenn ich davon ausging, daß dieses Grab von den Mächten der Hölle besetzt war.
    Das Kreuz!
    Mit der linken Hand hielt ich Jane fest. Mit der anderen öffnete ich den Reißverschluß an der Jacke.
    Ich mußte schnell sein, denn der Feind war unerbittlich.
    Die Kette lag um meinen Hals. Ich trug einen Pullover, darunter ein Hemd, das am Kragen nicht geschlossen war. So gab es Luft und Platz, um eine Lücke für das Kreuz zu schaffen.
    Ich hatte meinen Handschuh ausgezogen. Er lag auf dem Grab. Und dann hatte ich die Kette erreicht.
    Das Kreuz rutschte an meiner Brust hoch. Mittlerweile hatte ich es gelernt, das Kreuz auch mit einer Hand über meinen Kopf zu streifen. Diese Übung machte sich jetzt bezahlt. Ich hielt es kaum in der Hand, als die Gestalt im Grab wieder an ihrem Opfer zerrte und Jane erneut ein Stück tiefer sank.
    Ich hörte nichts mehr von ihr. Sie hatte sich wunderbar in der Gewalt. Ein steifer Körper steckte im Grab fest, auf das ich nun mein Kreuz warf, über Janes Kopf hinweg. Ich hoffte, daß seine Kraft ausreichte, um das Böse im Grab zu zerstören.
    Es klappte. Kaum hatte mein Talisman die bröcklige Erde berührt, als sich das Licht selbständig machte. Es war von allein erschienen. Helle Speere flossen in die Erde hinein und bildeten dabei ein regelrechtes Netz. Sie gaben ein grünes und gelbes Leuchten ab, das alles überstrahlte. Die Dunkelheit wurde mit einemmal hell, und das Licht kam mir vor wie eine herrliche Botschaft.
    Aber das Grab war nicht offen. Es wurde nicht zerstört. Nur wurde ihm die Kraft des Bösen genommen.
    Ich konnte Jane jetzt in die Höhe ziehen. Ich hatte es geschafft.
    Das Kreuz lag vor uns. Der Strahlenkranz zuckte nicht mehr, er hatte sich stabilisiert. Um das Kreuz herum sah ich einen matten, silbrigen Schein, und mit beiden Händen war ich dabei, Jane aus dieser Hölle hervorzuzerren.
    Mir fiel ein, daß ich auf dem Weg zum Grab noch eine zweite Gestalt gesehen hatte. Sie hatte auf dem Boden gelegen. Doch erst mußte ich Jane aus dem Grab befreien.
    »Das packen wir!« flüsterte ich. »Das packen wir!«
    »Ja, John, ja!«
    Der letzte Ruck. Ein leiser Schrei. Das Schluchzen, die Tränen der Erleichterung - Jane war frei.
    Aber sie konnte nicht gehen. Sie konnte auch nicht auf den eigenen Beinen stehen. Sie fiel gegen mich. Ich hielt sie fest, obwohl sie schwer war wie Stein. Ich hatte selbst Mühe, auf den Beinen zu bleiben und sie zu halten.
    In meinen Armen lag eine Frau, die haarscharf dem Tod entronnen war, und so reagierte sie auch.
    Jane zitterte am gesamten Leib. Ihre Zähne klapperten, und das sicherlich nicht nur wegen der Kälte. Jane war einfach fertig, mit den Nerven am Ende.
    In einem Grab festzustecken und immer weiter in die Tiefe gezogen zu werden, ist so ähnlich wie das Versinken in einem Sumpf. Auch der läßt seine Opfer nicht mehr los.
    So etwas mußte man erst einmal verkraften. Jane war zwar eine zähe Person, aber so ein Erlebnis steckte man nicht so einfach weg.
    Die Erinnerung war furchtbar. Jane klammerte sich an mich, als wollte sie mich nie mehr loslassen.
    Ihre Hände lagen auf meinen Schultern, ich merkte, wie sehr sie bebte und zitterte, und sie redete und redete. Machte sie mal eine Pause, versuchte ich sofort, sie zu beruhen. Dabei blickte ich noch immer auf das Grab, auf und an dem sich nichts rührte. Es lag da in einer eigenartigen Starre, so daß ich schon daran zweifeln konnte, ob alles überhaupt passiert war und ich die Dinge nicht geträumt hatte.
    Das Kreuz schimmerte im Mondlicht. Es gab die Reflexe zurück wie ein kalter Schleier. Wenn ich es nicht gehabt hätte, Herr im Himmel - ich wollte nicht weiterdenken. Arme Jane!
    Es kam der Zeitpunkt, als sie sich endlich wieder beruhigt hatte und sich von mir wegdrückte. Dabei schauten wir uns an. Unsere Gesichter befanden sich nicht weit voneinander entfernt. Ihres sah verheult aus. Der Ausdruck der Augen zeigte eine Mischung aus latenter Furcht und Erleichterung.
    »Okay, wir haben es geschafft, Jane. Das Grab kann dir nichts mehr tun.«
    Sie mußte leise und unecht lachen, bevor sie flüsterte: »Es war nicht das Grab, John. Es war sein verfluchter Inhalt, verstehst du? Nur er, nicht das Grab. Dieser - dieser Zombie oder Gruftie.« Sie schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich weißt es selbst

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