0955 - Der Gruftie
Nähe liegenden Toten an.
Den Mann kannte ich nicht. Es war ein Kollege meiner Freundin Jane, und man hatte ihn auf eine schlimme Art und Weise vom Leben in den Tod befördert. Es gehört schon etwas dazu, einem Menschen das Genick zu brechen, das hatte der Zombie mit seiner höllischen Kraft tatsächlich geschafft.
Plötzlich kam mir die Kälte noch schlimmer vor. Trotz des Widerspruchs an sich schien sie sich in meinen Körper hineingebrannt zu haben.
Jane stand auf. Sie schaffte es von allein, und sie beugte ihren Oberkörper vor und zurück, wobei sie mehrmals keuchend ausatmete, so daß die Atemwolke vor ihrem Mund nicht abriß. Sie wirkte auch nicht mehr so verfroren, der Kreislauf war wieder normal, und als mein Schatten ihre Nähe erreichte, schaute sie mich an. Ich hob noch meine Lampe auf, gab Jane die Beretta zurück, die sie einsteckte, um mir danach zuzunicken. »Es geht wieder, John!«
»Das ist gut.«
Sie hörte mit ihren Bewegungen auf und strich die Haare zurück. »Nur die Füße sind noch nicht okay. Ich spüre den Druck der Klauen nach wie vor, als wollten Stahlringe einfach nicht weichen.«
»Außerdem siehst du schmutzig aus.«
»Soll ich jetzt lachen?«
»Das ist besser als weinen. Aber davon abgesehen, Jane, wenn du wieder okay bist, wäre es an der Zeit, mich in gewisse Dinge einzuweihen oder mich aufzuklären.«
»Du denkst an den Fall, der mich hergeführt hat?«
»Ja.«
Sie wischte über ihr Gesicht, das auch nicht mehr ganz sauber und frisch aussah, doch diese Äußerlichkeiten spielten jetzt keine Rolle.
»Was wollte Waterman von dir?«
»Nur Schutz.«
Ich unterdrückte nur mühsam ein Lachen. »Und das soll ich dir glauben? - Oder hast du es geglaubt?«
»Jetzt nicht mehr.«
»Hat er dir nicht gesagt, welches Ungeheuer sich auf seinem Grundstück herumtreibt?«
»Nein, das hat er nicht. Er war ziemlich seltsam, wenn ich im nachhinein darüber nachdenke.«
»Wie seltsam?«
»Er hat von einer Gefahr gesprochen. Aber er konnte mir nicht sagen, welche das war. Er wollte nur, daß beide Seiten des Hauses überwacht wurden.«
»Deshalb hast du deinen Kollegen mit ins Spiel gebracht.«
»Richtig, John. Casey Quenton mag seine Fehler gehabt haben, aber wenn er einmal am Ball ist, dann klebt er ihm an den Füßen. Und man kann sich auf ihn verlassen.«
»Dieser Waterman hat nichts Konkretes erwähnt? Er teilte dir nicht mit, wovor er sich genau fürchtet?«
»Nein, er erzählte von einer Bedrohung, die schlecht zu fassen sei. Jetzt weiß ich, daß er um den heißen Brei herumgeredet hat, aber im nachhinein ist man ja immer klüger.«
»Das meine ich auch.« Ich schaute nachdenklich auf die Treppenstufen. »Wie ist er eigentlich auf dich gekommen? Hast du ihn das mal gefragt?«
»Sicher. Er antwortete mir ausweichend. Über Mundpropaganda, über einen Bekannten, du weißt ja, wie das geht.«
»Und du hast sofort zugestimmt?«
»Klar. Ich war froh, wieder mal rauszukommen. Ich brauchte einen Job, auch wenn es mich in die Kälte zog. Wenn du mich jetzt fragst, bin ich davon überzeugt, daß mir der gute Waterman einiges verschwiegen hat, und deshalb werden wir ihm ein paar Fragen stellen.«
»Ich hörte Musik durch den Garten wehen. Er gibt eine Fete, nicht wahr?«
»Ja, so eine Einführung, weil er in das Mediengeschäft hineinwill. Geld genug hat er ja.«
»Und etwas, das ihn stören könnte.« Ich warf einen Blick auf das Grab. »Einen Zombie, einen lebenden Toten, einen Gruftie im wahrsten Sinne des Wortes. Wobei ich darüber nicht mal lachen kann.«
»Ich auch nicht, John, ich auch nicht«, flüsterte Jane Collins.
Meinen rechten Arm legte ich um ihre Schulter. »Dann wollen wir mal hören und auch sehen, was uns dein netter Auftraggeber so alles erzählen kann. Auch wenn wir zu dieser Party nicht geladen sind.«
»Der Zombie ist es auch nicht«, sagte Jane leise.
»Glaubst du, daß er dort erscheinen wird? Sozusagen als makabrer Höhepunkt?«
»Ich traue ihm alles zu.«
»Das ist richtig.«
***
Die Conollys hatten sich ungefähr eine Minute Pause gegönnt, um zur Besinnung zu kommen. »Ich habe es befürchtet«, unterbrach Sheila dann das Schweigen. »Ich habe es wirklich befürchtet.«
»Wieso? Was denn?«
»Daß wir immer irgendwelchen Ärger bekommen, wenn wir irgendwo sind.« Sheila schaute ihren Mann scharf an. »Oder hast du das wieder alles vorher gewußt und mich wieder in das kalte Wasser geworfen?«
»Nein, das habe ich nicht. Ehrenwort,
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