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0955 - Der Gruftie

0955 - Der Gruftie

Titel: 0955 - Der Gruftie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seinen Platz gefunden hatte.
    Wir saßen nicht dort, sondern hatten unsere Plätze in Sesseln gefunden. Waterman trank nach wie vor Champagner, während Jane und ich uns an Wasser hielten. Er hatte uns eine Geschichte erzählt, und wir hatten sehr genau zugehört, aber nicht alles verstanden, das sah er auch unseren Gesichtern an.
    »Sie schauen sehr skeptisch, aber ich habe Ihnen die Wahrheit erzählt.«
    »Das glauben wir sogar«, sagte Jane. »Manchmal ist die Wahrheit phantastischer als jede Erfindung, aber ich möchte noch einmal auf mich zurückkommen.«
    Er nickte. »Tun Sie das, Miß Collins.«
    »Sie haben mich also engagiert, damit ich die Gestalt oder den Gruftie aufhalte.«
    »So ist es.«
    »Warum keine Bodyguards?«
    Waterman wand sich etwas nach dieser Frage. »Es hat natürlich seine Gründe. Ich hätte diesen Leuten oder zumindest deren Chef erklären müssen, um was es geht, und es ist die Frage, ob sie mir geglaubt hätten. So sehe ich das.«
    Jane wunderte sich. »Bei mir waren Sie sicher, daß ich Ihnen glauben würde? Sie haben mir keine Einzelheiten mitgeteilt.«
    »Das ist richtig, aber ich habe mich erkundigt. Sie sind eine Frau, die sich kaum durch etwas abschrecken läßt. Sie gehören zu denjenigen, die auch unwahrscheinliche und unbeschreibliche Dinge akzeptieren können. So jedenfalls hörte ich es.«
    »Das habe ich ja nicht geschafft. Dieser Gruftie hat mich an den Rand des Todes gebracht. Wäre John Sinclair nicht erschienen, läge ich jetzt im Grab.«
    Damit war ich ins Spiel gebracht worden, und darauf hatte ich gewartet. »Lassen wir mal gewisse Dinge außen vor, Mr. Waterman. Mir kommt es auf den Gruftie an.«
    »Das wußte ich.«
    »Sie erzählten, daß der Gruftie Gordon Waterman heißt und Ihr Bruder ist.«
    »Mein Halbbruder. Er ging nach Lateinamerika.«
    »Eine interessante Gegend«, sagte ich. »Was hat er dort getan?«
    »Er hat sich mit fremden Kulturen beschäftigt«, erklärte Waterman, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. »Sie interessierten ihn ungemein, er war ihnen sehr angetan, ohne beruflich Archäologe zu sein, er betrieb dies als Hobby. Da ich ihn ausgezahlt hatte, konnte er sich das leisten. Er hätte bis zum Lebensende Geld genug gehabt, aber das ist eine andere Sache.« Waterman holte Luft und sagte: »Es ging vielmehr um seine Rückkehr. Eines Tages stand er vor der Tür, und ich konnte mich nur wundern.«
    »Weshalb?«
    »Er hat sein Versprechen nicht gehalten, Mr. Sinclair. Er wollte für immer wegbleiben, aber plötzlich war er da. Sie glauben gar nicht, wie ich gestaunt habe.«
    »Nahmen Sie ihn denn wieder bei sich auf?« fragte Jane.
    »Das war das Problem. Er wollte bei mir wohnen, aber auf seine Art und Weise.« Waterman schüttelte sich. »Er hat mir erklärt, daß er sterben würde. Daß er bald sterben würde«, unterstrich er mit kräftiger Stimme. »Und daß er nur an einer bestimmten Stelle begraben werden wollte.«
    »Bei Ihnen im Garten«, sagte Jane.
    »Genau.«
    »Sie stimmten zu?«
    »Was sollte ich machen? Sie haben das Grab ja selbst gesehen. Gordon erklärte mir noch, daß er nicht mehr viel Zeit hätte, nur wenige Tage, und daß ich mich beeilen sollte. Er bat sogar um einen Grabstein, den ich besorgte. Aber das war nicht das Schlimme, kann ich Ihnen sagen.« Waterman lehnte sich in seinem Sessel zurück, der von den Proportionen her zu groß für ihn war. »Ich konnte zuschauen, wie er starb. Das ging bei ihm, ob Sie es glauben oder nicht, etappenweise. Ja, er starb in Intervallen oder Etappen. Er verweste bei lebendigem Leib. Er faulte praktisch vor meinen Augen, aber sein Kopf veränderte sich nicht. Sie glauben gar nicht, was sich hier abgespielt hat, bis ich ihn endlich dazu bekam, mir eine Auskunft zu geben.«
    »Das war die Sache mit dem Totenkult.«
    »Stimmt.«
    »Darüber hätte ich gern mehr gewußt.«
    »Mr. Sinclair«, sagte Waterman stöhnend. »Sie glauben gar nicht, wie gern ich Ihnen etwas darüber erzählen würde. Aber es ist mir nicht möglich. Ich schaffe es einfach nicht, weil ich nicht in der Materie drinstecke. Es ist alles anders, glauben Sie mir. Ich komme damit nicht mehr zurecht. Mein Bruder war der Forscher. Meinen Bruder interessierte der Totenkult dieser fremden Kulturen. Er war derjenige, der sie erforschte. Ich weiß nicht, ob er sich mehr mit den Mayas, den Inkas oder Azteken beschäftigt hat, vielleicht auch mit allen dreien zusammen, aber er muß etwas von einem anderen Leben erfahren haben,

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