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0956 - Die Todeszone

0956 - Die Todeszone

Titel: 0956 - Die Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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einen oder anderen eingeschenkt.
    Die meisten Gesichter waren Nicole wohlvertraut. Nur wenige Fremde verirrten sich in das kleine Dorf, das auf den meisten Karten nicht einmal auftauchte. Den Dorfbewohnern war das nur recht so. Sie hatten nicht prinzipiell etwas gegen Fremde. Wer magische Wesen in seiner Mitte akzeptierte, hatte in der Regel auch gegen ein paar Auswärtige nichts einzuwenden. Aber am liebsten blieben sie doch unter sich.
    So war Nicole ein wenig überrascht gewesen, als sie bei ihrer Ankunft ein ihr unbekanntes Pärchen entdeckt hatte. Der junge, durchtrainiert wirkende Mann und seine attraktive Begleiterin waren höchstens Anfang 20. Sie saßen an einem der Fensterplätze, der Tisch zwischen ihnen war bedeckt mit unzähligen Karten und Reiseführern. Doch in der letzten halben Stunde hatten die beiden kaum einen Blick darauf geworfen, und auch ihren Sekt hatten sie kaum angerührt, dafür waren sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
    Ein frisch verliebtes Pärchen auf der ersten gemeinsamen Urlaubsreise, dachte Nicole grinsend. Es gab zu viel Leid und Tod in ihrem Leben, und sie freute sich aufrichtig, andere Menschen so glücklich zu sehen. Schließlich wusste sie selbst nicht, ob sie die Kraft zu diesem Leben gehabt hätte, wenn sie nicht einen Mann wie Zamorra an ihrer Seite gehabt hätte.
    Und beinahe hätte sie ihn verloren. Beklommen dachte Nicole an ihren überhasteten Auszug aus dem gemeinsamen Heim, an die für sie selbst lange Zeit unerklärliche Trennung von Zamorra und ihre Verwandlung in das Überwesen CHAVACH. Doch das war Vergangenheit. Die Hölle war vernichtet und Zamorra und sie waren wieder vereint. Nur das zählte.
    Lautes Gelächter drang vom Tresen herüber und riss Nicole aus ihren düsteren Erinnerungen. Es klang fröhlich, aber nicht aufdringlich. Überhaupt kam niemand auf die Idee, die Dämonenjägerin zu belästigen, die mit mäßigem Interesse die aktuelle Ausgabe von »Le Monde« durchblätterte. Jeder hier mochte Zamorra und seine Gefährtin, aber man respektierte auch die Privatsphäre der Château-Bewohner. Nicole schien nicht in Stimmung für ausgedehnte Trinkgelage zu sein, also ließ man sie in Ruhe.
    Gähnend legte Nicole die Zeitung zur Seite und leerte mit einem großen Schluck ihre Tasse.
    »Noch einen?«, fragte Mostache, der wie ein Geist neben ihr aufgetaucht war.
    »Ich glaube, der macht mich auch nicht wacher«, murmelte Nicole und gähnte ein weiteres Mal. »Dann kannst du mir auch gleich was Richtiges bringen. Einen Rotwein, bitte.«
    »Kommt sofort.«
    Nicoles Bestellung wurde von der trinkfreudigen Dreiergruppe am Tresen mit freudigem Gejohle aufgenommen. »Endlich wirst du vernünftig, Mädchen. Dieser ganze Kaffee ist nur schlecht fürs Herz«, krähte Malteser-Joe.
    »Und dieser Wein ist eh der beste, ist schließlich von mir«, fügte André Goadec ernsthaft hinzu.
    »Ein Getränk des Herrn. Was gut genug für die Heilige Messe ist, kann dem Menschen wohl kaum schaden«, ergänzte Pater Ralph salbungsvoll.
    Grinsend prostete Nicole den drei Männern mit ihrer leeren Kaffeetasse zu. »Wenn ihr das sagt. Ihr müsst es ja wissen.«
    »Und ob, schließlich reden wir aus jahrzehntelanger Erfahrung«, sagte Malteser-Joe und erwiderte die Geste mit dem Getränk, das seinem Spitznamen entsprach.
    Mostache brachte ihr den Wein und eilte weiter zu dem jungen Pärchen am Fenster, das es trotz der Turtelei irgendwie geschafft hatte, seine Gläser zu leeren. Doch offenbar hatten die Verliebten nicht nur eine neue Bestellung im Sinn. Nicole sah, wie die beiden länger mit dem Wirt sprachen, der schließlich in Nicoles Richtung deutete und mit den Achseln zuckte. Das Paar saß zu weit weg, und das Stimmengewirr in der Kneipe war zu laut, als dass Nicole etwas von dem Inhalt des Gesprächs mitbekommen hätte, in dem es offensichtlich um sie ging. Doch dann stand die junge Frau auf und kam mit einem unsicheren Lächeln auf sie zu.
    »Verzeihen Sie, sind Sie Mademoiselle Duval?«
    »Nicole«, sagte die Angesprochene. Sie war nicht in der Stimmung für Förmlichkeiten. »Hier sehen wir das nicht so eng.«
    Die junge Frau lächelte. »Freut mich, ich bin Nadine. Und das«, sie deutete auf ihren Begleiter, »ist mein Freund Jacques. Wir kommen aus Paris und sind gerade auf unserer ersten gemeinsamen Urlaubsreise.«
    Bingo , dachte Nicole. »Ich gratuliere Ihnen.«
    »Danke!« Nadine kicherte nervös. »Wir studieren beide Architektur und erkunden jetzt die

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