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0956 - Die Todeszone

0956 - Die Todeszone

Titel: 0956 - Die Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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außer dir sollte mir glauben? Wenn Sie mich nicht umbringen, stecken sie mich in die Klapse.«
    Stefano nickte und nippte an seinem Rotwein. »Ich habe nachgedacht. Wenn die Regierung bereit ist, eine ganze Armee in Bewegung zu setzen, um das, was da unten vor sich geht, aufzuhalten, müssen doch auch andere von der Existenz solcher Phänomene wissen. Vielleicht finden wir im Internet jemanden, der uns verraten kann, womit wir es hier eigentlich zu tun haben.«
    Paula lachte unwillkürlich auf. »Du meinst, irgendwelche Spinner, die in Chatrooms Ufo-Bildchen austauschen und sich Regierungsverschwörungen zusammenfantasieren?«
    »Mir scheint, du bist gerade in genau so eine Regierungsverschwörung hineingeraten. Du hast recht, es tummeln sich genug Spinner im Netz. Aber es muss doch auch seriöse Menschen geben, die sich mit solchen Dingen beschäftigen, Wissenschaftler.«
    Wortlos räumten sie das Tablett beiseite und machten sich an die Suche. Zwei Stunden später hatten sie zahlreiche Hinweise auf einen Mann gefunden, der tatsächlich als Experte auf dem Gebiet des Übersinnlichen galt.
    Sein Name war Professor Zamorra.
    ***
    »Sie ist online, Sir. Sie schreibt eine E-Mail.«
    In der Abgeschiedenheit seines abgedunkelten Bereitschaftsraums nahm Richard Devaine einen Schluck Whiskey und gestattete sich ein triumphierendes Lächeln. Seine Forderung, den kompletten Datenverkehr überwachen zu lassen, hatte sich also als richtig erwiesen. Natürlich hatten die bürokratischen Kleingeister, die es in jeder Regierung gab, den enormen technischen und finanziellen Aufwand dem angeblich geringfügigen Nutzen gegenübergestellt, aber allein dieser Erfolg rechtfertigte die gesamte Aktion.
    Seit Beginn der Krise scannte ein in Bogotá stationiertes CIA-Team alle kolumbianischen Internet- und Telefonnetze nach Schlüsselbegriffen wie »Amazonien«, »Militär« oder »Krallenhand«. Nach der Flucht von Paula Vásquez hatten seine Leute außerdem zwei private E-Mail-Accounts der Reporterin bei gängigen Webmail-Anbietern ausfindig gemacht. Sobald die Journalistin in einem Internet-Café oder an sonst einem Rechner online hing und eine E-Mail schrieb, hatten sie sie.
    Und jetzt war es soweit.
    Devaines schmales Gesicht wurde nur vom fahlen Licht des Laptop-Monitors beleuchtet. Vor ihm stand eine nur noch halb volle Flasche Jack Daniels. Der Aschenbecher daneben quoll fast über. Der permanente Einsatz an der unsichtbaren Front forderte seinen Tribut, und Devaine brauchte etwas, um nach einem harten Tag wieder runterzukommen.
    Der Zwischenfall mit den beiden Reportern hatte sich als echte Herausforderung erwiesen. War er zu weit gegangen? Politisch sicherlich nicht, er hatte für alle Maßnahmen, die er für erforderlich hielt, volle Rückendeckung. Niemand würde ihn wegen eines verschwundenen Fotografen einer missliebigen Zeitung zur Verantwortung ziehen. Zumindest, solange dessen flüchtige Kollegin die Sache nicht an die Öffentlichkeit brachte. Aber war der Exekutionsbefehl wirklich notwendig gewesen?
    Für einen Moment erzitterte das Gebäude leicht, als würde direkt unter ihm eine U-Bahn durch den Tunnel rasen. Die sich alle paar Minuten wiederholenden Erschütterungen hatten vor ein paar Stunden begonnen. Sie waren nur schwach und kaum eine Bedrohung für die Anlage, aber Devaine hatte den Eindruck, dass sie von Mal zu Mal etwas stärker wurden.
    Was sich immer hier im Dschungel eingenistet hatte, schien aktiver zu werden. Und niemand wusste, ob es sich mit diesem unbedeutenden Fleckchen Erde zufriedengeben würde. Richard Devaine war kein Mann ohne Gewissen. Aber was bedeutete schon das Leben eines einzelnen Reporters gegen die Sicherheit einer ganzen Region? Und deshalb würde er Paula Vásquez nicht entkommen lassen.
    »An wen geht die E-Mail, Perry?«, fragte er seinen unsichtbaren Gesprächspartner am anderen Ende der gesicherten Leitung. Perry Adams war Kryptologe und leitete das Überwachungsteam in Bogotá.
    »Es ist eine Adresse an der Sorbonne in Paris, Sir. Empfänger ist ein gewisser Zamorra. Offenbar ein Professor für…«
    »… Parapsychologie.« Ruckartig fuhr Devaine in seinem Sitz hoch. Whiskey schwappte aus seinem Glas auf die Laptop-Tastatur. Zamorra. Konnte das tatsächlich sein?
    »Exakt, Sir«, sagte Adams verblüfft. »Kennen Sie den Mann?«
    »Nicht persönlich. Aber ich habe viel über ihn gelesen. In seinen Kreisen ist er eine wahre Legende.«
    »Ja, Sir«, erwiderte der Kryptologe sichtlich

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