0956 - Niemandsland der Träume
den Makroskopen lediglich kleine, abgeaperte Reste in geschützten Winkeln und niedrigen Tälern.
„Es paßt einfach nichts zusammen", faßte Uaris, der Chefrneteorologe, seine Verwunderung in Worte.
„Zuviele Edelgase in der luft, ebenso zuviel Wasserdampf, dazu die gewaltigen Wälder aus hauptsächlich Nadelgewächsen ... Es widerspricht den Kenntnissen, die wir bisher gesammell. haberl. Auf der Oherfläche muß es sehr viel regnen, selbst in. den Br eiten entlang des Äquators. Unerrneßliche Mengen Wasser wel^den ilber die Iufthülle umgewälzt."
Das Raumschiff erhielt jetzt die Bilder aus der Äquatorzone. Riesige Sumpfnleere voller Farne und Moose erstreckten sich, unter selten auireißenden Wolkenbänken, zwischen dem Wasser und dem festen Land. Ab und zu tauchte eine gigantische Säule Morast auf. die von unterirdischen Kräften gleich einem ausbrechenden Vulkan hochgeschleudert wurde. Die Spelitrallinien des Chlorophylls, sichere Indikatoren für Pflanzenwuchs, wurden immer seiner verschwanden ganz und tauchten wieder auf. als das Schiff seine Richtung zum südhichen Pol hin anderte.
Einzelne Gebirgszüge zeichneten sich ab.
Jemand bemerkte, daß der Planet sehr alt zu sein schien. Dies konnte zutreffen oder nicht; jedenfalls gab es nicht einen. einzigen schroffen oder zackigen Gipfel, sondern nur abgeflachte und gerundete Erhebungen, viele Hochplateaus und schmale, ausgewaschene Schluchten.
Die ERRANTHE blieb drei Stunden im Orbit.
Inzwischen lag auch so etwas wie eine Theorie vor, wie die K-B-131 es geschafft hatte, die Barriere zu durchstoßen. Der hypermentale Faktor, der sämtliche physikalischen Gegebenheiten überwand und scheinbar außer Kraft setzte, entzog sich der Beurteilung durch einen nicht beeinträchtigten Verstand. Guckys unberechenbare individuelle Intensität, mit der er sich, die drei Freunde und die Ausrüstung durch die Schneise in der sechsdimensionalen Barriere transportiert hatte, war - unabhängig von seinen Kursanweisungen - auf das Schiff und dessen Mannschaft übertragen worden. Offensichtlich wurden jeder und alles, durch die Transmitterwirkung von Guckys benebelten Gehirnzellen, für die Dauer eines nicht meßbar kurzen Intervalls entmaterialisiert., auf das Gefüge der hyperphysikalischen Barriere abgestimmt und durchgeschleust.
Ob diese Theorie stimmte, würde man, wenn überhaupt, erst sehr viel später herausfinden können.
Jedenfalls war der betrunkene Mausbiber das einzige Lebewesen an Bord der BASIS, dem es geglückt war, die Sperre zu überwinden, bewußt oder unbewußt.
Reginald Bull blickte auf die Zahlen des Chronometers. Die Unruhe, die ihrn seit dem Verschwinden der drei Freunde zu schaffen machte, verstärkte sich und erzeugte ein nagendes Gefühl. In Bullys Magen schien sich eine steinhalte Kugel zu bilden.
Er deutete auf die Bildschirme, die ununterbrochen treihende Wolken aller Farben und Formen widerspiegelten. Seine Stimme war heiser, als er sagte: „Ich schlage vor, wir landen und setzen die Suche nach Perry unterhalb der Wolkendecke fort."
„Einverstanden!" erwiderte Kosum und dirigierte die Korvette in einem flachen Winkel abwärts. „Jetzt können wir nur hoffen, daß Gucky tatsächlich einige Minikome mitgenommen hat, beziehungsweise daß die Liste, die man uns gegeben hat, richtig ist. Oder giht es einen anderen Weg, drei Menschen auf einem so riesigen Planeten zu finden?"
Bully antwortete bitter: „Vielleicht haben wir tatsächlich etwas Glück. Es wäre dringend notwendig."
Da festzustehen schien, daß die Barriere keine natürliche Eigenschaft des fremden Weltraums, sondern künstlich erzeugt worden war, konnte jede Vermutung zutreffen. Hauptsächlich jede, die sich mit negativen Vorzeichen und Aussichten beschäftigte. Die Funkzentrale schaltete sich in das Gespräch ein und meldete knapp: „Sämtliche Antennen sind auf höchste Emptindlichkeit geschaltet. Sämtliche Kanäle sind weit geöffnet.
Wenn auf Planet Numrner fünf auch nur der leiseste Funkimpuls auftaucht, hören wir ihn."
„Recht so", murmelte Bully. „Bisher scheirlt es besser als befürchtet gegangen zu sein."
Die erste Umkreisung des riesigen Planeten fand entlang des Äquators statt. Als sie beendet war, schwenkte die ERRANTHE nach Norden zurück und schlug einen zweiten Kreis ein. Die Sonne verschwand hinter der gewaltigen Krümmung und loderte in falschen Farben kurz auf, als sich Wolken Imd feuchtigkeitsgesättigte Luft zwischen das Schiff und den Stern
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