0957 - Der schwarze See
Männern entgegen, als die Heckluke geöffnet wurde. Doch da war noch etwas anderes, ein unangenehmer, stechender Geruch, den Zamorra nicht identifizieren konnte.
Zwei Soldaten sprangen heraus und sicherten den Ausstieg. Dann folgten Zamorra und Devaine mit vier weiteren Uniformierten. Der Dämonenjäger holte Merlins Stern unter seinem Hemd hervor und ließ das magische Kleinod frei über seiner Brust baumeln. Er hatte sich von dem Energietransfer an Nicole gut erholt, aber er wusste nicht, ob er schon wieder bereit war, einen längeren Kampf durchzustehen.
Langsam bewegte sich die Sechsergruppe auf das Dorf zu, während die beiden Soldaten an der Ausstiegsluke das Geschehen misstrauisch im Blick behielten. Der Fahrer ließ den Motor weiter laufen, bereit, jederzeit Vollgas zu geben und das Team von hier wegzubringen.
Zamorra musste fast lachen, so absurd war die Idylle, die ihnen hier vorgespielt wurde. Ein paar der Männer hatten sich jetzt erhoben und gingen gemessenen Schrittes den Neuankömmlingen entgegen. Die Frauen hatten aufgehört, zu singen, klatschten aber immer noch im monotonen Rhythmus die Stampfer in die Mörser.
Beunruhigt registrierte Zamorra die wachsende Panik, mit der die Soldaten die seltsamen Dorfbewohner beobachteten. Nervös zuckten die Läufe ihr Waffen zwischen den ausgelassen herumtollenden Kindern und den sich langsam nähernden Erwachsenen hin und her.
Die Indianer waren auf wenige Meter herangekommen. Die Kinder tobten immer wilder um sie herum, blieben nie länger als einen Sekundenbruchteil an einem Fleck.
»Sie umzingeln uns«, zischte Zamorra. Devaine nickte angespannt. Der Parapsychologe aktivierte per Gedankenbefehl Merlins Stern . Fast hätte er aufgeschrien, so heiß brannte das Amulett selbst durch den Hemdstoff auf seiner Brust.
Und dann zeigten die Dorfbewohner ihr wahres Gesicht.
***
»Ihre Männer sollten sehr, sehr vorsichtig sein«, sagte Nicole leise. »Mit ihren Wummen werden sie bei dieser Kreatur nicht viel ausrichten.«
»Das haben sie schon selbst bemerkt. Von den zehn Männern, die das verdammte Biest gefunden haben, sind drei zurückgekehrt, einer mehr tot als lebendig.«
»Wie haben Sie es überhaupt fangen können?«
»Nun, offensichtlich ist dieses Monster zwar stark, aber nicht gerade besonders schlau. Und meine Männer sind erfahrene Großwildjäger. Sie lockten das Biest in eine Grube und hielten es dort so lange fest, bis sie den Käfig holen konnten. Jetzt kann es darin so viel toben und schreien, wie es will.«
»Das ist keine Trophäe, die man spleenigen Gästen vorführt, Álvarez. Was Sie da gefangen haben, ist durch pure Schwarze Magie entstanden.«
»Durch was?« Der Zuckerbaron sah die Französin irritiert an. Dann lachte er lauthals auf. »Sie meinen, das ist eine Kreatur aus der Hölle? Das glauben Sie doch selbst nicht.«
»Ich habe es auch nicht geglaubt, Señor Álvarez«, sagte Paula. »Aber es ist wahr.«
»Ich sage Ihnen, was ich glaube, was das ist, Señorita Duval«, erwiderte Álvarez unbeeindruckt.
»Da bin ich aber mal gespannt.«
»Es ist ein Experiment. Wahrscheinlich eine Züchtung aus einem geheimen CIA-Labor, die bei einem Feldversuch im Dschungel irgendwie ausgebrochen ist. Und jetzt versuchen alle möglichst hektisch, dieses Best und seine Brüder wieder einzufangen.«
»Wozu sollte jemand so etwas züchten?«, fragte Nicole ungläubig.
»Als Waffe, geschaffen, um die USA im Kampf gegen den Terror zu unterstützen. Im Irak und in Afghanistan.«
»Und deshalb testen sie es hier im Dschungel, wo völlig andere Bedingungen herrschen?«
»Netter Versuch, Señorita Duval, aber ich glaube die Fakten liegen auf der Hand. Das Ding ist eine Waffe, eine, die auf dem Schwarzmarkt vermutlich Unsummen einbringt - und Sie wissen mehr darüber, als Sie zugeben wollen.«
»Ich weiß, dass das Ding Ihre Männer und Sie selbst umbringen wird, wenn Sie nicht sehr aufpassen. Und dass das Militär auch nicht viel mehr weiß als Sie. Genau das ist der Grund für die Absperrung. Die wissen nicht, womit sie es hier zu tun haben, und sie wollen nicht, dass es sich weiter ausbreitet.«
»Also schön«, sagte der Zuckerbaron. »Ich habe viel Geduld bewiesen, Señorita Duval, aber damit ist jetzt Schluss. Wenn Sie nicht reden wollen, gibt es auch andere Wege, um herauszufinden, wozu diese Waffe in der Lage ist.«
»Sie wollen mich dieser Bestie zum Fraß vorwerfen?«
Ein böses Grinsen erschien auf Álvarez' Gesicht. »Aber nicht
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