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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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ziehen Sie es vor, sie wie Sklaven zu behandeln?«, fragte Nicole spitz.
    »Das System funktioniert seit Jahrhunderten, Señorita Duval, und es gibt nicht den geringsten Grund, etwas daran zu ändern.«
    »Und wer das anders sieht, dem hetzen Sie Ihre Killerkommandos auf den Hals.«
    »Das ist nicht das gemütliche Europa, Señorita Duval. Hier herrschen raue Sitten. Wer sich hier behaupten will, muss beweisen, dass er es ernst meint.«
    »Doch diesmal sind die Dinge nicht so gelaufen, wie Sie sich das vorgestellt hatten?«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Álvarez zündete sich einen Zigarillo an und nahm einen tiefen Zug, bevor er nachdenklich fortfuhr. »Mein Aufseher Hector ist… war einer meiner zuverlässigsten Männer. Als wir drei Tage nichts von ihm gehört hatten und er auch auf unsere Funkversuche nicht reagierte, wussten wir, dass etwas nicht stimmt. Ich habe sofort einen zweiten Trupp zu der Stelle geschickt, von der aus er sich zuletzt gemeldet hatte. Übrigens fast exakt an der Grenze des heute vom Militär abgeriegelten Gebiets. Sie haben systematisch das ganze Gebiet abgesucht, und wissen Sie, was sie gefunden haben?«
    »Lassen Sie mich raten: nichts?«
    Álvarez nahm einen weiteren Zug und kicherte. »Oh, keineswegs.«
    Er gab seinen Männern ein Zeichen. Vier seiner Handlanger sprangen sofort auf und verschwanden im Garten. »Sie haben durchaus etwas gefunden, nur nicht das, womit sie gerechnet hatten.«
    Er verfiel in tiefes Schweigen und saugte an seinem Zigarillo, während sie darauf warteten, dass seine Männer zurückkamen. Nicole und Paula tauschten kurz Blicke aus. Die Reporterin schien sich durch Nicoles Gegenwart etwas sicherer zu fühlen, doch die Panik war nicht aus ihren Augen verschwunden. Die Dämonenjägerin konnte es ihr nicht verdenken.
    Wenig später kamen die vier Schlagetots zurück. Mit Hilfe von dicken Seilen zogen sie mühsam etwas auf die Veranda, das wie ein vierrädriger Autoanhänger aussah. Was sich in ihm befand, konnte Nicole nicht erkennen. Ein schweres Tuch verdeckte den käfigartigen Aufbau. Doch der Französin entging nicht, dass die Männer sehr nervös wirkten. Sie hielten größtmöglichen Abstand zu dem Wagen und der Schweiß tropfte ihnen nicht nur aufgrund der Anstrengung in dicken Strömen von der Stirn.
    Denn offensichtlich war das, was die Männer da herankarrten, sehr lebendig, sehr groß und sehr schlecht gelaunt. Ein bösartiges Fauchen drang unter dem Tuch hervor und ließ Nicole kalte Schauer über den Rücken laufen. Dann warf sich etwas mit voller Wucht von innen gegen den Käfig und brachte den Wagen gefährlich ins Wanken.
    Panisch ließen die Männer die Seile los und griffen nach ihren Waffen. Doch Nicole ahnte, dass ihnen die Pistolen nicht viel nützen würden, wenn das, was sich unter der Decke befand, tatsächlich einen Weg fand, aus seinem Gefängnis auszubrechen.
    »Was ist da drin, Álvarez?«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie mir das sagen würden. Wissen Sie, meine Männer sind keine Memmen. Sie alle haben Dinge gesehen, die verweichlichten Stadtmenschen bis ans Ende ihrer Tage den Schlaf rauben würden. Aber bei dem, was sie aus dem Dschungel mitgebracht haben, scheißen sich selbst die härtesten von ihnen vor Angst in die Hose.«
    Álvarez gab seinen Handlangern ein Zeichen. Totenbleich näherte sich der größte und kräftigste von ihnen dem Käfig und zog an dem Tuch. Die Geräusche der gefangenen Kreatur steigerten sich zu einem infernalischen Kreischen. Wie besessen warf sie sich gegen das Gitter, als das Tuch endlich fiel und sie ihre Peiniger erblickte.
    Paula schrie auf. Einer der Männer übergab sich, und Nicole konnte sehen, dass selbst Álvarez völlig von der Monstrosität im Käfig gebannt war. Sie war fast drei Meter hoch und glich einer grässlich mutierten Gottesanbeterin. Der grünlich braune Körper ruhte auf vier dürren Beinen, während die beiden mächtigen Fangbeine mit unzähligen Dornen und großen Endklauen bestückt waren. Doch nichts war so schrecklich wie das Gesicht, das fast nur aus einem riesigen, mit messerscharfen Zähnen bestückten Maul zu bestehen schien.
    »Und jetzt, Señorita Duval«, sagte Antonio Álvarez, »hätten Sie vielleicht die Güte mir zu verraten, was das ist?«
    ***
    Sie sprachen kaum, während das MRAP weiter ungehindert durch den Dschungel donnerte. Soweit sie wussten, war bisher niemand auch nur annähernd so tief in die Anomalie eingedrungen. Warum hielt sie niemand auf? Zamorra

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