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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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fiel darauf nur eine Antwort ein, und die gefiel ihm ganz und gar nicht. Wer immer diese Sphäre kontrollierte, wollte etwas von ihnen. Und es gab nur zwei Dinge, die für die dämonischen Mächte, die sich in diesem Dschungel eingenistet hatten, von Bedeutung sein konnten. Zamorras Waffen und - die Bombe.
    Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
    Zamorra teilte Devaine seine Befürchtungen mit, doch der schüttelte nur grimmig den Kopf. »Keine Chance. Notfalls zünden wir das Scheißding, bevor sie es uns abnehmen können. Wenn sie uns bis dahin mit offenen Armen empfangen wollen, soll es mir nur recht sein.«
    Dann schwiegen sie und starrten weiter in das endlose Grün. Draußen war es immer noch taghell, obwohl es laut Zamorras Uhr längst Nacht sein musste. Seit sie die unsichtbare Grenze überquert hatten, waren die Farben in den Urwald zurückgekehrt. Doch sie hatten sich verändert. Das satte Dunkelgrün der Blätter war einem schrillen, unnatürlichen Farbton gewichen. Dazwischen entdeckte Zamorra unzählige Blumen und Blüten, die mit ihren giftig-grellen Farben und asymmetrischen Formen dem LSD-Rausch eines Botanikers zu entstammen schienen.
    Das dichte, durch unzählige Äste, Zweige und Lianen miteinander verbundene Geflecht aus Bäumen und Sträuchern glich einem einzigen wild wuchernden Organismus, der sie in sich aufgenommen hatte. Doch der Pfad, dem sie unbeirrt folgten, war auf geheimnisvolle Weise frei geblieben. Tatsächlich glaubte Zamorra sogar mehrfach zu sehen, wie sich die Pflanzen fast unmerklich zurückzogen, um dem nahenden Panzerfahrzeug Platz zu machen.
    »Hier in der Nähe muss ein Indianerdorf sein«, sagte Devaine und tippte auf die Karte, die er vor sich ausgebreitet hatte. »Liegt quasi auf dem Weg. Vielleicht bekommen wir dort einen Hinweis auf das, was hier passiert ist.«
    »Und wenn es Überlebende gibt?«
    »Nehmen wir sie mit.«
    »Das erhöht ihre Überlebenschancen ja ungemein«, murmelte Zamorra.
    Sie hörten das Dorf, bevor sie es sahen. »Ist das Gesang?«, fragte Devaine ungläubig, als die empfindlichen Bordinstrumente einen monotonen Singsang einfingen, dessen Quelle unmittelbar vor ihnen liegen musste. Es waren eindeutig Frauenstimmen, und sie klangen seltsam unbeschwert. So als wüssten die Frauen nichts von dem Grauen, das die Welt um sie herum verschlungen hatte.
    Das MRAP folgte einer leichten Kurve und dann führte sie der holprige Dschungelpfad zu einer großen Lichtung, die mit einem knappen Dutzend einfacher Hütten bedeckt war. Kinder liefen lachend umher, während ihre Väter auf dem Boden hockten und Werkzeuge oder Waffen reparierten. Die Frauen stampften Mais in großen steinernen Mörsern. Sie sangen dabei fröhlich ein monotones Lied, während das regelmäßige Geräusch der Stampfer den Rhythmus vorgab.
    Als das MRAP am Rand der Lichtung bei laufendem Motor stoppte, blickten die Dorfbewohner auf und sahen ihnen neugierig, aber ohne Scheu entgegen. Einige Kinder rannten fröhlich auf das riesige Panzerfahrzeug zu, hielten aber respektvoll Abstand.
    »Okay, sehen wir uns das mal an«, sagte Devaine. »Vielleicht laden sie uns ja auf einen Bananensaft oder ein paar geröstete Riesenameisen ein.«
    »Sie glauben doch nicht das, was Sie da draußen sehen«, zischte Zamorra. »Das ist eine Falle.«
    »Was Sie nicht sagen. Aber Sie haben mir doch die ganze Zeit in den Ohren gelegen, bloß keine Unschuldigen zu opfern. Jetzt haben wir ein ganzes Dorf davon, da sollten wir doch zumindest mal Guten Tag sagen.«
    Als sich Zamorra und Devaine nach hinten begaben, rutschte der Soldat namens Rodriguez wieder auf seinen Platz neben dem Fahrer und richtete das Bordgeschütz auf das Dorf, wo die Männer und Frauen wieder ihre Arbeiten aufgenommen hatten, aber immer noch neugierig herübersahen. Die Kinder hatten sich dem MRAP inzwischen auf zwei Dutzend Meter genähert.
    Devaine gab ein paar Anweisungen, doch seine Leute wussten offenbar auch so recht gut, was sie zu tun hatten. Sie schnallten sich rucksackähnliche Tanks um, die durch einen Schlauch mit einer Art Gewehr verbunden waren. Flammenwerfer. Vielleicht war Devaine doch nicht so schlecht vorbereitet, dachte Zamorra. Feuer war im Kampf gegen die Mächte der Finsternis zweifellos effektiver als normale Munition. Der CIA-Mann schnappte sich ein Headset, mit dem er Kontakt zum MRAP halten konnte, dann gab er den Befehl zum Ausstieg.
    Schwere, feuchte, mit exotischen Düften angereicherte Luft schlug den

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