Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
Vom Netzwerk:
Dann wurde er blass. Mit großen Augen starrte er auf das andere Ende der verwüsteten Lichtung, wo der Wald plötzlich in Aufruhr geraten war. Als würde eine urzeitliche Saurierherde durch das Unterholz auf sie zurasen, knickten die gigantischen Bäume um wie Streichhölzer.
    »Wir sollten besser schnell von hier verschwinden«, flüsterte Devaine.
    »Nichts dagegen«, erwiderte Zamorra.
    Dann drehten sie sich um und rannten.
    ***
    Sofort nach seiner Rückkehr ins Château hatte sich Gryf die restlichen Shi-Rin vornehmen wollen - doch die Gestaltwandler waren verschwunden. Der Silbermond-Druide gab sich keinen Illusionen hin. Vermutlich hatten sich die Höllenkrieger nur kurzzeitig zurückgezogen, um eine neue Strategie auszuhecken. Doch die Ruhepause tat ihm gut. Die Kämpfe und Sprünge hatten ihn erschöpft.
    Gryf schlief ein paar Stunden, doch auch als er danach die Umgebung rund um das Anwesen absuchte, entdeckte er keine Spur vor den Höllenkriegern. Was haben diese verdammten Biester vor?
    Missmutig stapfte Gryf ins Fernsehzimmer, wo einige der Dorfbewohner gerade eine Gameshow sahen. Diskret zogen sich die Besucher zurück, als sich der Blondschopf in einen Sessel plumpsen ließ.
    »Geht es Ihnen gut, Sir?«, fragte William besorgt.
    »Danke, alter Junge, alles bestens. Wenn sich jetzt noch unsere Tentakelfreunde aus der Deckung wagen, mache ich einen Stepptanz.«
    Doch der Butler wirkte nicht überzeugt. »Mögen Sie vielleicht eine Hühnerbrühe? Madame Claire könnte…«
    »Nein danke, wirklich nicht«, winkte Gryf ab. »Ein Bier wäre nicht schlecht.«
    »Sehr wohl, Sir. Vielleicht ein schönes dunkles Irish, ich könnte da…«
    »Völlig egal, Williboy, Hauptsache so kalt wie das Herz eines Blutsaugers.«
    »Hervorragender Vergleich, Sir. Ich bin sicher, da lässt sich was auftreiben.«
    Gryf schnappte sich die Fernbedienung, zappte sich durch zwei Dutzend, während William entschwand, um das Bier zu holen. Jetzt konnte er nur darauf warten, dass ihre Gegner den nächsten Schritt unternahmen.
    Er musste sich nicht lange gedulden. Ein entsetzter Aufschrei gellte durch das Château.
    »Die Kinder! Sie haben unsere Kinder!«
    ***
    Das MRAP raste los, noch bevor die hintere Luke geschlossen war. Die Männer versuchten verzweifelt, sich irgendwo festzuhalten, um in dem wild schaukelnden Fahrzeug nicht hart gegen die Wände geschleudert zu werden. Das infernalische Geräusch von massenhaft umknickenden Bäumen verriet ihnen, dass ihr unheimlicher Verfolger immer noch unmittelbar hinter ihnen war. Und nicht nur hinter ihnen. Auch von den Seiten drang das nervenzerfetzende Getöse auf sie ein. Was immer sie verfolgte, es hatte sie fast eingekesselt und ließ ihnen nur einen Weg offen. Ob sie wollten oder nicht, sie mussten die Flucht nach vorn antreten. Tiefer in den Dschungel.
    Zamorra und Devaine kämpften sich in die Fahrerkabine vor, während das schwere Panzerfahrzeug mit irrwitziger Geschwindigkeit über die unebene Piste preschte. Der kolumbianische Fahrer starrte stier auf den Weg vor ihnen und schien die links und rechts von ihm reihenweise umknickenden Bäume gar nicht zu bemerken. Was um sie herum tiefe Schneisen in den unheimlich veränderten Urwald schlug, war immer noch nicht zu erkennen.
    Für einen winzigen Moment glaubte Zamorra, links von sich etwas aufblitzen zu sehen. Etwas mit einer glänzenden, tiefschwarzen Oberfläche, die paradoxerweise das Licht nicht zu absorbieren, sondern zu reflektieren schien. Etwas, das fest und fließend zugleich war, wie ein Objekt - oder Lebewesen - aus schwarzem Öl. Doch dann war es schon wieder aus seinem Blickfeld verschwunden, und Zamorra war sich nicht sicher, ob er sich nicht getäuscht hatte.
    Wortlos nahmen Zamorra und Devaine wieder ihre alten Plätze neben dem Fahrer ein. Devaines Finger tanzten über die Instrumente. Doch es war zwecklos. Die Verbindung zur Satellitenüberwachung war ebenso tot wie der Kontakt zum Hauptquartier. Sie waren völlig auf sich allein gestellt.
    Nach einigen Minuten erreichten sie eine Weggabelung. Beide Pisten führten anscheinend tiefer in den Dschungel hinein und waren gerade breit genug für das MRAP. »Rechts oder links?«, fragte der Fahrer. Es waren die ersten Worte, die er seit ihrer überstürzten Flucht gesprochen hatte. Devaine blickte automatisch auf die nutzlosen Instrumente und sagte dann: »Links.«
    Zamorra sah ihn fragend an.
    »Nur so ein Gefühl«, erwiderte Devaine grinsend. »Ist vermutlich eh

Weitere Kostenlose Bücher