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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Wichtiges erfahren. Auch wenn das nicht gerade beruhigend war. Die Explosionen der Brandbomben hatten ihrem Angreifer nicht nur nicht geschadet.
    Sie hatten ihn stärker gemacht.
    ***
    Sofort war Gryf wieder auf den Beinen und rannte in Richtung des aufgeregten Stimmengewirrs. Er fand William, Madame Claire und einen Großteil der Dorfbewohner im dritten Stock in einem der Räume des Nordturms. Das Fenster war sperrangelweit geöffnet, und ein leichter Wind ließ den schweren Vorhang leicht flattern.
    Mit Mühe unterdrückte der Silbermond-Druide einen höchst unflätigen Fluch. Er hatte nicht unter Lebensgefahr zwei dämonische Scharfschützen aus dem Weg geräumt, damit sich die anderen dermaßen auf dem Servierteller präsentierten.
    Doch Gryf schluckte seinen Zorn sofort herunter, als er sah, was die Dorfbewohner mit schreckensbleichen Gesichtern beobachteten. Fünf Shi-Rin standen im Halbkreis vor der Zugbrücke. Selbst auf diese Entfernung wären sie kaum zu verfehlen gewesen. Doch niemand würde auch nur einen Blasterschuss auf sie abfeuern.
    Denn sie waren nicht allein. Jeder der höllischen Attentäter hatte vor sich einen an den Händen gefesselten Teenager stehen und umschlang mit dem rechten Arm-Tentakel dessen Hals, während der restliche Körper immer noch die trügerische menschliche Form besaß.
    Gryf kannte die gefangenen Teenager und jungen Erwachsenen. Er hatte sie bei seinen Besuchen oft genug im Dorf gesehen. Da waren zum Beispiel Ivonne, die Tochter von Pascal und Nadine Lafitte, oder Frederic. Der schon in Alltagssituationen zögerliche bis feige junge Mann starrte auf seine Füße und wagte es nicht, auch nur mit dem kleinen Finger zu zucken. Auch die anderen Mädchen und Jungen wirkten völlig verängstigt, waren aber offenbar unverletzt.
    »Was machen die da?«, fragte Gryf entgeistert. »Ich dachte, alle Dorfbewohner wären in Sicherheit.«
    »Das dachten wir auch, Sir«, flüsterte William. »Die jungen Herrschaften sind vor einer Woche zu einer gemeinsamen Reise nach Deutschland aufgebrochen. Sie hatten sich das ganze Jahr darauf gefreut und sollten erst in zwei Wochen zurückkommen. Ihre Eltern hatten sie zunächst extra nicht über unsere kleine, nun ja, Unpässlichkeit informiert, um sie nicht zu beunruhigen. Und die Blockade hat dann jeden weiteren Kontakt unmöglich gemacht.«
    »Unpässlichkeit ist gut«, sagte Gryf. »Wenn die Shi-Rin die Kids schon auf dem Weg nach Deutschland abgefangen haben, sind sie weitaus vorausschauender, als wir gedacht haben.« Beunruhigt beobachtete Gryf einen sechsten Gestaltwandler, der sich nun mit maliziösem Lächeln vor der bizarren Gruppe aufbaute. Er besaß noch vollständig seine menschliche Form. Ausgestattet mit einem gewaltigen Bauch, braunem Vollbart und einem schlecht sitzenden Frack sah er aus wie ein abgehalfterter Opernsänger oder drittklassiger Zirkusdirektor. Und er schien seinen Auftritt sichtlich zu genießen.
    Selbst auf die Entfernung war das triumphierende Grinsen unverkennbar, mit dem der Shi-Rin die Ankunft des Silbermond-Druiden registrierte. In seiner rechten Hand hielt er lässig ein Megafon, das die weite Distanz mühelos überbrückte.
    »Ah, sieh an, welch hoher Besuch. Wenn das nicht Gryf ap Llandrysgryf persönlich ist. Darf ich vermuten, dass du es warst, der zwei meiner besten Player vom Spielfeld entfernt hat? Nun, wie du siehst, habe ich mich revanchiert. Und rate mal, was ich mit diesen nutzlosen kleinen Rackern anstellen werde!«
    Unwillkürlich strich Gryfs Hand über den Blaster an seinem Gürtel.
    »Das wäre nicht ratsam, Sir.«
    »Ich weiß, Williboy«, murmelte Gryf. »Ich weiß.«
    Dann richtete der Silbermond-Druide das Wort direkt an den Shi-Rin. Durch einen kleinen magischen Trick verstärkte er seine Stimme dabei so, dass sie problemlos von den Belagerern verstanden werden konnte. »Du wirst gar nichts mit ihnen machen. Lasst die Kinder frei, und wir lassen euch in Ruhe abziehen.«
    Der Gestaltwandler stieß ein glucksendes Lachen aus. »Ich hatte mir gedacht, dass du so was vorschlagen würdest, Druide. Glaubst du wirklich, ihr wärt in der Position, um so etwas zu fordern?«
    »Was willst du dann?«
    »Ist das nicht offensichtlich? Dich will ich, Gryf ap Llandrysgryf. Ich weiß nicht, wie diese Dorftrottel es geschafft haben, dich zu unserer kleinen Party einzuladen, aber wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet. Das ist unser Ultimatum: Wenn du dich nicht stellst, töten wir jede Stunde eine

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