0957 - Der schwarze See
Nur dass diese Pistole keiner Waffe glich, die sie je außerhalb des Kinos gesehen hatte. Kein Geschoss löste sich aus dem Lauf. Stattdessen zuckten mit einem trockenen Knacken bläuliche, sich miteinander verästelnde Blitze auf den Dicken zu, der sofort leblos zusammenbrach.
Die anderen Angreifer reagierten auf den Effekt der Waffe genauso konsterniert wie Paula, und vermutlich rettete nur das ihr das Leben. Als die Männer sich wieder gefasst hatten und ihre Waffen erneut auf Paula richteten, hatte diese bereits den nächsten Killer ins Visier genommen. Der Mann versuchte, sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit zu bringen, doch die blauen Blitze erwischten ihn mitten in der Luft. Als er leblos auf den Boden krachte, suchten seine Kumpane ihr Heil in der Flucht. Panisch versteckte sie sich hinter den Autos oder einem der Bäume, doch da hatte Paula schon den nächsten von Álvarez' Schergen niedergestreckt.
»Macht die Schlampe fertig!«, schrie Álvarez. Einer seiner Männer richtete seine abgesägte Schrotflinte auf die Reporterin und drückte ab, doch seine Hände zitterten so sehr, dass der Schuss um mehrere Meter danebenging. »Da seht ihr, wie es ist, wenn zur Abwechslung euch mal jemand in den Arsch tritt!«, rief Paula und revanchierte sich bei dem ungeschickten Schützen mit einer weiteren Ladung blauer Blitze - als sie etwas unvermittelt von den Beinen riss. Eine Kugel zischte genau an der Stelle durch die Luft, an der sich eben noch ihr Kopf befunden hatte.
»Bloß nicht übermütig werden, das sind Profis«, sagte Gryf, der Paula im letzten Moment aus der Schusslinie gezogen hatte. Doch schon legten die letzten beiden Killer auf sie an.
Paula schrie auf, doch Gryf hatte die Gefahr schon bemerkt. Er hielt die Journalistin fest umklammert, als er einen Schritt nach vorne machte - und Paula sich von einer Sekunde auf die andere in einer leicht veränderten Umgebung wiederfand - nämlich fünf Meter weiter vorn, direkt neben den Angreifern.
Ihre eigene Verblüffung spiegelte sich in den fassungslosen Mienen der beiden Männer. Bevor sie reagieren konnten, hatte Gryf den ersten auch schon mit einem Handkantenschlag ausgeschaltet. Der zweite kam gerade noch dazu, sein Gewehr zu heben, als Paula ein weiteres Mal ihre Waffe abfeuerte und den Mann ins Reich der Träume schickte.
»Gutes Teamwork, Baby. Sollten wir bei Gelegenheit wiederholen«, sagte Gryf, dessen Grinsen Paula angesichts der gerade überstandenen Todesgefahr entschieden zu anzüglich fand. Aber vielleicht gehörten solche Kämpfe im Leben eines Silbermond-Druiden zum Alltag.
Irritiert sah Paula zu der Stelle, an der sie sich wenige Sekunden zuvor noch befunden hatte. »War das gerade wieder ein…«
»… zeitloser Sprung. « Gryf nickte. »Ich hoffe, du bist jetzt nicht seekrank oder so was.«
»Geht schon, ich muss mich wohl doch noch etwas daran gewöhnen, dass so etwas möglich ist.«
»Oh, es ist völlig unmöglich, das werden dir alle Wissenschaftler der Welt sofort bestätigen.«
Paula musste unwillkürlich grinsen, wurde aber sofort wieder ernst. »Was ist mit Nicole?«
»Frag sie doch selbst.«
Paula schaute zu der Stelle, auf die Gryf deutete und tatsächlich, da stand Nicole und lächelte sie an. Die schöne Französin war zwar noch etwas blass, wirkte ansonsten aber fast völlig wieder hergestellt.
»Vorsichtig«, grinste Nicole, als Paula sie fest in ihre Arme schloss. »Sonst muss Gryf gleich noch mal ran.« Amüsiert betrachtete sie die Reste von Álvarez' Schlägertrupp. »Sieht so aus, als hättet ihr euch während meiner kleinen Auszeit prächtig amüsiert.«
Gryf zuckte die Achseln. »Man tut, was man kann.«
»Offensichtlich. Nur unserer lieber Don Antonio ist noch putzmunter.«
Hasserfüllt spuckte der Zuckerbaron der Dämonenjägerin vor die Füße. »Bleib bloß fort von mir, du Hexe!«
Ohne den alten Mann eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte sich Nicole wieder Gryf zu. »Was ist mit Zamorra?«
Der Silbermond-Druide schüttelte den Kopf. »Sorry, Nici, aber ich habe keine Ahnung. Ihr beide wart komplett von meinem Radar verschwunden. Plötzlich konnte ich dich wieder anpeilen und bin sofort hier gesprungen .«
»Das liegt vermutlich an der Sphäre. Offenbar wirkt sie auf deine Para-Sinne wie ein Störsender. Durch unsere Flucht haben wir uns anscheinend weit genug von der Todeszone entfernt.«
»Sphäre? Todeszone?«, fragte Gryf. »Jetzt, wo ein bisschen Ruhe eingekehrt ist, solltet ihr mich
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