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0959 - Asmodis’ Hölle

0959 - Asmodis’ Hölle

Titel: 0959 - Asmodis’ Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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erholen kannst. Lass dir sagen, dass es eine gute Wahl war, jedenfalls für dich. Avalons geheime Kräfte werden dich heilen.«
    Asmodis sah sie von oben herab an. Die Feuerräder in seinen Augen schienen für einen Moment zu explodieren. Sein erneutes Lachen klang dieses Mal höhnisch.
    »Du führst schlaue Reden, Onda. Dann kannst du mir sicher auch sagen, warum ich deiner Meinung nach unbedingt weiterleben will.«
    Die Priesterin blieb stehen, stemmte die Fäuste in die Hüften und sah an dem schwarzen Riesen hoch. »Ist das nicht offensichtlich, Teufel? Du grübelst und denkst den ganzen Tag. Du begreifst die Ereignisse nicht in ihrer letzten Konsequenz und versuchst nun, sie einzuordnen und irgendwie zu verstehen. Das ist es, was dich am Leben erhält. Die Suche nach Erkenntnis. Du suchst Antwort auf die Dinge, die du dir nicht erklären kannst.«
    Asmodis setzte sich vor sie hin und walzte dabei den goldenen Weizen platt. Die Flammen, die an ihm hoch zügelten und die Frucht zu entflammen drohten, erstickte Onda mit einer Handbewegung.
    Der Dämon sah sie an. »Gar nicht so schlecht. Möglicherweise tue ich genau das. Ich frage mich, warum mich mein KAISER angelogen hat.«
    »Sagtest du nicht selber, dass er der Herr der Lügen war? Warum sollte er dann ausgerechnet dich nicht belügen?«
    »Ah, es gibt also doch etwas, das die schlaue Onda nicht begreift. Sehr beruhigend für mich. Fünfundneunzig Prozent aller Dinge, die LUZIFER prophezeit hat, sind auch tatsächlich so eingetreten. Das heißt für mich, dass er mir vom Grundsatz her keine Lügengeschichte aufgetischt hat. Was ist nun aber mit den restlichen fünf Prozent?«
    »Darüber grübelst du also nach.« Onda machte ein Zeichen der Zustimmung. »Vielleicht sind es ja gar keine Lügen gewesen? Vielleicht hat LUZIFER es einfach nicht besser gewusst?«
    »LUZIFER hat sich niemals geirrt. Er war der KAISER«, brauste Asmodis auf.
    »Schon gut, mach bitte keinen Grillbraten aus mir.« Die Priesterin streckte ihm die Handflächen entgegen. »Ich habe ja nur einen Gedanken geäußert. Hast du dich tatsächlich noch niemals mit dieser Möglichkeit beschäftigt?«
    »Nein. Das ist undenkbar.«
    »Wirklich? Wäre LUZIFER das unfehlbare Wesen gewesen, als das du ihn siehst, hätte er doch gar nicht erst in diese Situation kommen dürfen.«
    »Hüte deine Zunge«, zischte der Dämon böse, entspannte sich aber umgehend wieder. »Nein, mein KAISER hat ganz gezielt gelogen. Aber warum? Wollte er mir damit etwas mitteilen, was ich aber nicht verstehen kann? Bin ich auch hier wieder mit Unfähigkeit und Blindheit geschlagen? Ich versuche die damaligen Ereignisse immer wieder neu zusammenzusetzen, sie aus tausend verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und hoffe, dass so Sinn und Zweck von LUZIFERS Lügen, seiner BOTSCHAFT sichtbar werden. Aber alles dreht sich wie ein irrer Höllenhund um sich selbst und scheint mich dabei höhnisch auszulachen und irgendwann bin ich wieder am Ausgangspunkt angelangt, ohne die geringste Erkenntnis erlangt zu haben.«
    Er hielt einen Moment inne. »Und trotzdem, Onda, manchmal glaube ich, in all diesen kreisenden und rotierenden Gedanken den Zipfel zu erkennen, an dem ich die Wahrheit aus diesem Chaos ziehen kann. Ich muss es nur weiter und weiter versuchen, muss denken, grübeln, weiter neu zusammensetzen und hoffen, dass ich dabei nicht verrückt werde. Und irgendwann schaffe ich es, da bin ich mir sicher.«
    »Komm, lass uns weitergehen.«
    Asmodis erhob sich. Sie gingen weiter den Nebeln entgegen.
    »Wenn ich dich richtig verstehe, Teufel, dann willst du noch lange hier auf Avalon bleiben.«
    »Vielleicht für immer. Es ist schön und ruhig hier und die Insel könnte meine Seele irgendwann tatsächlich wieder heilen, das spüre ich. Die Hölle gibt es nicht mehr und auf die Erde zieht mich auch nichts mehr. Was soll ich dort noch? Nur hier kann ich langsam vergessen.«
    Erneut blieb er stehen. »Dieser Gedanke gefällt mir immer besser. Sag, Onda, könntest du nicht ein gutes Wort für mich bei der Herrin vom See einlegen? Ich möchte unbedingt mit ihr über mein dauerhaftes Bleiben verhandeln.«
    Onda zögerte. »Du willst wirklich hier bleiben, Teufel? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, denn es verträgt sich nicht mit deinem Wunsch nach Erkenntnis. Hier kannst du sie nicht erlangen. Deswegen wird es dich irgendwann wieder von hier weg ziehen.«
    »Redest du nun mit ihr oder nicht?«
    »Ich weiß nicht… Die

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