0959 - Der Loower und das Auge
nachzudenken.
„Nein", sagte en „Siehst du?" nickte Kershyll Vanne.
„Das Auge gehört meinem Volk!" erklärte Pankha-Skrin energisch. „Ob wir es nun in geraumer Vorzeit gestohlen haben oder nicht - die Täter von damals sind längst tot. Aber wir anderen haben unser Leben fang nichts anderes getan, als die Materiequelle zu suchen und an dieses Auge zu denken. Wir haben ein Recht darauf erworben, es jetzt für uns in Besitz zu nehmen. Kannst du dir überhaupt vorstellen, was dieses Objekt für mein yolk bedeutet?"
„Nein", gab Kershyll Vanne bereitwillig zu. „Um es zu können, müßte ich ein Loower sein."
„Burnetto-Kup war der Kommandant in meiner Kairaquola", fuhr Pankha-Skrin fort, und seine echte Stimme, die das Konzept neben der Ubersetzung hörte, klang leidenschaftlicher, als er es dem Quellmeister jemals zugetraut hätte. „Und Nistor ist mein persönlicher Helk. Sie und die übrige Besatzung der DROGERKOND haben das Auge aus der Milchstraße in diese ferne Galaxis gebracht, die man Erranternohre nennt. Ihr Terraner habt kein Recht, euch in diese Angelegenheit einzumischen. Der Helk wird das Auge mir übergeben, und ich werde mein yolk durch die Materiequelle führen."
„Was willst du dort?"
„Weißt du das wirklich nicht?" fragte Pankha-Skrin verblüfft.
Kershyll Vanne machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Ihr wollt den Kosmokraten gegenübertreten und Krieg gegen sie führen", murmelte en „Das habe ich oft genug gehört, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß das alles ist. Du hast schon vor geraumer Zeit zugegeben, daß du von den Kosmokraten so gut wie nichts weißt. Du hast keine Ahnung, um welche Sorte von Wesen es sich handelt, du kennst nicht ihr Aussehen, ihre Herkunft oder ihre Waffen. Auf einer so schmalen Basis kann man keinen Krieg führen. Nur Narren würden so etwas versuchen. Und du bist kein Narr, Pankha-Skrin."
Der Loower starrte den Terraner an. In jeder einzelnen Sekunde, die er an Bord der BASIS verbrachte, war er sich der Tatsache bewußt gewesen, daß er von lauter Fremden umgeben war. Jetzt aber wurde ihm klar, wie fremd ihm die Terraner wirklich waren. Es ging nicht um das Aussehen. Es ging um die Art, zu denken und zu planer.
Loower und Terraner unterschieden sich zu sehr, als daß sie jemals zu einer vollkommenen Verständigung hätten gelangen können.
Die Terraner gehorchten im allgemeinen den Gesetzen der Vernunft, mit gelegentlichen Ausrutschern ins Reich irrationaler Gefühe.
Die Loower gehorchten nur der Entelechie.
Während in der menschlichen Logik selbst das Undenkbare immer noch einen Platz eingeräumt bekam, war die Entelechie Philosophie und Dogma in einem. Sie duldete keinen Widerspruch und keinen Zweifel. Die Entelechie basierte allein auf den Zielen, die das yolk der Loower sich vor undenklichen Zeiten gesetzt haste: Die Materiequelle finden, das Auge holen, die Quelle durchstoßen und den Kosmokraten klarmachen, daß das yolk der Loower sich nicht einfach auslöschen ließ, nur well dies im Plan der Unbegreiflichen so vorgesehen war. Zweifel am Sinn dieser Pläne waren unentelechisch, und alles, was unentelechisch war, gait als Verstoß gegen die Moral der Loower.
Der Quellmeister selbst war an die Entelechie weniger stark gebunden als seine Artgenossen. Das lag an dem Rang, den er bekleidete. Ein Quellmeister mußte fähig sein, auch unentelechische Uberlegungen anzustellen. Er traf Entscheidungen, die das Schicksal seines Volkes beeinflußten, ja, steuerten. Im Grunde genommen war ein Quellmeister zugleich auch ein Herrscher. Hätte er nicht - völlig abweichend von den Gesetzen der Entelechie - die kosmischen Realitäten berücksichtigen können, so wäre das Volk der Loower sicher nicht fähig gewesen, die Suche nach der Materiequelle über einen so langen Zeitraum hinweg fortzusetzen.
Aber selbst Pankha-Skrin hatte es niemals gewagt, an diesen Punkt tiefster entelechischer Uberzeugung zu rühren.
Sie würden die Kosmokraten finden. Das war ein Gesetz. Und sie würden mit ihnen fertig werden. Das war auch ein Gesetz.
„Sag Roi Danton, daß ich mit einem Beiboot nach Guckys Inn gebracht werden möchte", verlangte Pankha-Skrin.
„Du weichst mir aus", stellte Kershyll Vanne fest. „Warum?"
„Du hast keine Ahnung, wovon du überhaupt redest!" gab der Quellmeister schroff zurück.
„Warum, um alles in der Welt, wollt ihr Loower das Auge für euch reservieren? Ihr könnt nichts damit anfangen. Ihr werdet zweifellos einen
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