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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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über das Vermögen der Contes sa Fioli zu erfahren?« fragte John geradezu. »Sie sind doch selbst reich.«
    Julian Lester wandte sich ihm schnell zu.
    »Wie kommen Sie denn darauf, daß ich reich sein soll? Wer hat Ihnen das gesagt? Ich bin nicht reich - im Gegenteil, ich möchte sagen, verhältnismäßig arm! Alle Leute, die glauben, daß ich Geld habe, irren sich.« Seine Stimme klang vorwurfsvoll. Es schien fast, als ob er den Gedanken, Geld zu haben, als eine persönliche Beleidigung auffaßte. »Sie sind ein sonderbarer Kerl«, erwiderte John. »Aber mir kann es ja gleich sein, ob Sie ein Millionär oder ein Bettler sind. Also, inwiefern hat Marie die gleiche Lebensauffassung wie Sie?«
    »Sie müssen mich nicht derartig ausfragen, alter Junge. Wir haben jedenfalls in mancher Beziehung denselben Geschmack. Es ist direkt Seelenverwandtschaft.«
    John lachte laut.
    »Dabei gibt's doch nichts zu lachen!«
    »Einmal reden Sie von Seelenverwandtschaft, und dann wollen Sie unter allen Umständen wissen, wie groß das Vermögen von Marie Fioli ist. Das reimt sich nicht zusammen. Wenn Ihnen die Sache aber so ernst ist, dann gehen Sie doch direkt zu Mrs. Carawood und fragen sie, wie sie das Vermögen ihrer Pflegebefohlenen verwaltet. Bei der Gelegenheit können Sie auch gleich erfahren, wieviel es ist, und sich dann ein Urteil darüber bilden, ob es sich lohnt, Ihren Plan weiterzuverfolgen.« Julian seufzte.
    »Das ist mehr oder weniger vulgär. Ich dachte immer, Sie wären ein Mann von Welt und würden mir in einer solchen Krise helfen.« Für John wurde die Woche, die so gut begonnen hatte, ziemlich langweilig. Die Rennen in Ascot verliefen in diesem Jahr glänzend, die festlich gekleidete Menge bot ein anregendes Bild, und die Rennen selbst waren spannend, aber John wurde alles vergällt durch die Anwesenheit Lesters. Julian hatte Zutritt zur Königlichen Loge; er war der einzige von den vieren, der dieses Privileg genoß. Er kannte fast alle Leute, die irgendeine Rolle in der Gesellschaft spielten, und zeigte Marie die Berühmtheiten. Schließlich gelang es ihm sogar noch, auch für sie eine Einlaßkarte zur Königlichen Loge zu bekommen.
    John Morlay selbst kannte kein Minderwertigkeitsgefühl. Dem gesellschaftlichen Leben hatte er bis jetzt kein Interesse abgewonnen, und es war ihm ziemlich gleichgültig, ob er die Rennen von der Tribüne aus sah, wo der Platz sechs Shilling kostete, oder von der reservierten Loge des Königlichen Rennklubs. Hätte er sich Mühe gegeben und darum nachgesucht, so hätte auch er Zutritt dort haben können. Er war während des Krieges zweimal dekoriert worden, und man hätte ihm sicher keine Schwierigkeiten gemacht. Julian hatte eine gewisse Routine darin, andere Leute fühlen zu lassen, daß sie nicht zur Gesellschaft gehörten. Er ließ keine Gelegenheit vorübergehen, in der Unterhaltung über vornehme Bekanntschaften zu sprechen, ja, er hatte sogar einmal die Dreistigkeit, anzudeuten, daß John ein Privatdetektiv sei, der zum Schutz Marie Fiolis engagiert worden sei.
    Julian war ein dauerndes Problem für John. Er hatte viele Bekannte und verkehrte in Industriekreisen genauso wie unter Parlamentsmitgliedern. In allen Sätteln war er gerecht und konnte fließend über Fragen der Wirtschaft und der Politik sprechen. John bekam geradezu Achtung vor ihm. Wenn der Mann ein Abenteurer war, setzte er sich jedenfalls mit großem Erfolg in Szene. Von einem gemeinsamen Bekannten wußte John, daß Julian ohne die geringsten Mittel begonnen hatte. Das Einkommen aus der Erbschaft seines Vaters war nur eine fromme Legende. Julians Geldgier war seinen Freunden bekannt. Er träumte von Millionen und war so geizig, daß er sich scheute, selbst Bruchteile eines Schillings auszugeben.
    Jede Beschäftigung, die viel Geld einbrachte, interessierte ihn. Er hatte versucht, zum Film zu gehen, aber er genügte den Anforderungen nicht. Dann hatte er ein Drehbuch geschrieben, aber niemand wollte es drehen. »Ein merkwürdiger Kerl!« sagten seine Bekannten.
    Maries Reichtum beeindruckte ihn offenbar so stark, daß es auf ihre Persönlichkeit gar nicht anzukommen schien. John amüsierte sich über die augenfällige Art, mit der er ihr den Hof machte. Am Donnerstagabend äußerte auch Marie ihre Meinung über Julian, die vollständig mit der Johns übereinstimmte.
    »Julian ist nach London gefahren. Er hat mir ein Geschenk gemacht, aber ich soll es nicht vor morgen früh betrachten - wir tun nämlich so,

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