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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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als ob ich jetzt Geburtstag hätte.«
    »Ein Geschenk? Ach, Sie meinen den Siegelring mit dem geschliffenen Granit?«
    »Sie sollen sich nicht lustig darüber machen. Ich bin sicher, daß es ein schöner Ring ist - Julian hat einen ausgezeichneten Geschmack. Mrs. Carawood wünscht allerdings, daß ich ihn nicht annehme. Wenn ich ihn ins Feuer werfen würde, täte ich ihr sicher den größten Gefallen. Aber Julian ist wirklich erstaunlich. Er ist geizig, und er schämt sich kein bißchen deshalb. Dazu kommt, daß er sich so unheimlich für mein Vermögen interessiert. Er hat dauernd mit mir darüber gesprochen, bis mir schließlich die Sache zuviel wurde und ich drohte, zu Nanny zu gehen und eine genaue Aufstellung von ihr zu verlangen. Es muß schön sein, wenn man nur um seiner selbst willen geliebt wird.« Sie mußten beide über die Äußerung lachen.
    »Glauben Sie, daß er überhaupt imstande ist, einen anderen Menschen aufrichtig zu lieben?« fragte John.
    »Ich bin sicher, wenn man mit ihm verheiratet wäre, würde er immer sehr nett und liebenswürdig sein. Er würde gute Dinners und hübsche Einladungen veranstalten; für gutes Essen und Trinken hat er viel übrig. Er würde auch sehr zuvorkommend sein und niemals davonlaufen, höchstens wenn er eine Dame findet, die doppelt soviel Geld hat. Und wenn ich tatsächlich so reich bin, wie er hofft, dann ist es ganz unmöglich, eine solche Dame zu finden.«
    »Schätzen Sie ihn - haben Sie ihn gern?« fragte John unsicher. »Julian? Ich muß sagen, in gewisser Weise bewundere ich ihn. Ich habe tatsächlich den Ring gesehen, den er mit schenken will. Er zeigte ihn mir, als wir die Bond Street entlanggingen und vor einem Schaufenster stehenblieben. Es ist ein Rubin mit schöner Goldfassung. Morgen darf ich das Geschenk erst auspacken. Wie ist es übrigens - haben die Juweliere viel durch den Einbruch verloren, von dem Sie mir erzählten?« »Es waren nur ein paar auserlesene Stücke darunter - zum Beispiel ein länglicher Saphir, der von vier Diamantklammern gehalten wurde. Ich weiß es so genau, weil der Inhaber des Geschäfts zu meinen Kunden gehört.«
    »Ach, sagen Sie mir doch, wie fühlt man sich eigentlich so als Detektiv?« fragte sie interessiert. Er lachte.
    »Sie würden sich langweilen, wenn Sie wüßten, wie monoton und ruhig mein Beruf ist. Ich muß Sie eines Tages einmal Inspektor Peas vorstellen, das ist ein richtiger! Der beste Mann, den es in Scotland Yard gibt -wenigstens hält er sich dafür.«

11
    Mrs. Carawood schien sich über die Abreise Julians zu freuen und war beim Abendessen in heiterer Stimmung. Am Nachmittag hatte sie außerdem auf ein Pferd gesetzt und gewonnen.
    »Wer hat dir denn den guten Rat gegeben?« fragte Marie erstaunt. Mrs. Carawood lächelte.
    »Fenner kam zu den Rennen. Er weiß auf allen Gebieten Bescheid, sogar von Pferden versteht er etwas!«
    Am Abend gingen sie spät zu Betr. Es war fast ein Uhr, als John sein Licht ausschaltete und sich zur Ruhe legte. Während des Abends hatte sich der Himmel bewölkt, und es waren ab und zu Regenschauer niedergegangen. John hörte fernes Donnergrollen.
    Er hatte einen leichten Schlaf, und als das Unwetter losbrach, wachte er beim ersten Donnerschlag auf. In unregelmäßigen Zwischenräumen erhellten Blitze das Zimmer. Er zog die Vorhänge zurück und schaute hinaus; der Regen fiel wolkenbruchartig. Ein blendendhelles Lichtband lief am Himmel entlang, und fast unmittelbar darauf folgte der Donner. Unwillkürlich zuckte er zurück. Es mußte in der Nähe eingeschlagen haben, denn der Donner war scharf wie ein Peitschenknall gewesen. Er sah auf die Uhr: Viertel nach zwei. Trotz des offenen Fensters war die Luft im Zimmer drückend. Er öffnete die Glastür weit und hörte im selben Augenblick einen wilden Schrei - dann noch einen, und zwar aus der Richtung von Maries Zimmer. Einen Augenblick zögerte er, weil er nicht wußte, was er tun sollte. Wahrscheinlich war sie durch das Unwetter aufgeweckt worden und fürchtete sich. Dann trat er auf den Gang und hörte, wie eine Klinke niedergedrückt wurde. Die Tür zu Maries Zimmer flog auf. »John.! Nanny.! Wer ist da?«
    »Ich bin es«, erwiderte Morlay. »Ist etwas nicht in Ordnung - fürchten Sie sich?«
    »Ja!« keuchte sie atemlos. »Aber nicht vor dem Gewitter -«
    »Was ist denn geschehen, Liebling?« hörte man jetzt die Stimme von Mrs. Carawood.
    »Es war jemand in meinem Zimmer.«
    John schlüpfte schnell in seinen Morgenrock und

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