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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zur Sprache. Es ist ein ziemlich großer Kasten. Ich versuchte, ihn zu überreden, daß er ihn mir zeigte, aber so dumm war er nicht. Der Kasten hat zwei Schlösser, und sie trägt die Schlüssel an einer Kette um den Hals. Die Schlafzimmertür ist immer verschlossen, und der Kasten wird nur selten geöffnet, höchstens einmal, wenn die Gräfin in die Stadt kommt.«
    »Hat er Ihnen das gesagt?« fragte Julian schnell.
    Der Mann zögerte. »Ausdrücklich hat er mir das nicht gesagt. Ich mußte vielmehr seine verschiedenen Äußerungen zusammenstellen und kombinieren. Eines möchte ich noch sagen: Ich glaube nicht, daß es vorteilhaft ist, wenn wir beide zusammen gesehen werden. Als wir gestern auf der Straße miteinander sprachen, sah ich, daß Mr. Morlay vorüberging, und ich bin fest davon überzeugt, daß er uns bemerkt hat.« »Das halte ich auch für wahrscheinlich«, lächelte Julian. »Aber er weiß sowieso, daß ich Nachforschungen anstelle.« Mr. Martin war neugierig; das gehörte zu seinem Beruf. »Entschuldigen Sie, aber Sie haben mir noch wenig über Ihre Absichten mitgeteilt. Was wollen Sie eigentlich herausfinden? Meine Aufgabe würde mir bedeutend leichter fallen, wenn ich wüßte, worauf Sie hinaus wollen.«
    »Sie wünschen, daß ich Sie ganz ins Vertrauen ziehe?« »Ich weiß nicht, was die Frau Ihrer Meinung nach getan haben soll. Bisher konnte ich nur entdecken, daß sie ihre Wertsachen in einem Holzkasten unter ihrem Bett verwahrt, und das ist doch dem Gesetz nach keine strafbare Handlung.«
    »Nein, das nicht. Ich will Ihnen also vertraulich etwas mitteilen, Martin. Ich habe allen Grund zu der Annahme, daß diese Frau wichtige Tatsachen verheimlicht, die eine junge Dame betreffen - ich meine die Gräfin Marie Fioli. Diese junge Dame besitzt vermutlich ein großes Vermögen, weiß aber selbst nichts davon. Es ist jedoch unbedingt notwendig für mich, daß ich genau über ihre finanzielle Lage unterrichtet werde.« Martin verstand nun.
    »Das ist also der Kernpunkt der ganzen Sache. Aus gewissen Gründen kann ich es mir nicht leisten, Nachforschungen auf dem gewöhnlichen, langsamen Weg zu betreiben. Ich muß schnell zu einer Entscheidung kommen.«
    »Ich begreife. Sie wollen wissen, ob sich noch ein anderer um sie bewirbt, dem es nicht darauf ankommt, ob sie Vermögen besitzt oder nicht.«
    Diese Bemerkung war an sich eine Taktlosigkeit, aber Julian fühlte sich dadurch nicht beleidigt. Er hatte zwar nicht gern mit Privatdetektiven zu tun, aber die Lage war kritisch, und er war deshalb bereit, für zuverlässige Nachrichten viel Geld auszugeben. Es konnte sich ja hier eine günstige Gelegenheit für ihn ergeben, wie sie sich in seinem ganzen Leben nicht wieder bieten würde. Abgesehen von seinen vielen Verfehlungen war er kein allzu schlechter, aber auch kein besonders guter Charakter. Er liebte Marie so sehr, als es ihm seiner Veranlagung nach möglich war, und wenn er sie geheiratet hätte, wäre er sicher freundlich und liebevoll zu ihr gewesen und hätte ihre Interessen mit der größten Ehrlichkeit wahrgenommen.
    Er schickte Martin fort und gab ihm eine kleine Summe als Anzahlung auf eine spätere Sonderbelohnung. Dann ging er in sein Schlafzimmer, brachte seine Frisur in Ordnung, knüpfte die Krawatte neu und betrachtete sich kritisch in dem großen Spiegel. Marie war in der Stadt, und er mußte vor allem den guten Eindruck, den er auf sie gemacht hatte, aufrechterhalten.
    Auf dem Weg nach Pimlico dachte er darüber nach, ob er tatsächlich mit seiner Vermutung recht hatte, daß sich Morlay in das schöne Mädchen verliebt hatte. Er hielt es eigentlich kaum für möglich, daß sich Leute in altmodischer Weise ineinander verlieben konnten, und John war seiner Meinung nach kein Mann, der sich ohne weiteres in ein schönes Gesicht vergaffte. Das Vermögen Marie Fiolis bedeutete nichts für Morlay, davon war Julian fest überzeugt. John war sehr wohlhabend; er hatte ein großes Vermögen von seinem Vater geerbt und bezog außerdem glänzende Einnahmen aus seinem gutgehenden Geschäft. Julian schob die Möglichkeit ohne weiteres beiseite. Als er den Laden in der Penton Street erreichte, fand er Herman, der noch ganz aufgeregt von der Auseinandersetzung mit Martin war. Aber Julian lächelte er freundlich zu.
    »Nein, Mrs. Carawood ist nicht zu Hause.«
    »Ist sie nach Ascot gefahren, um die Contessa Fioli abzuholen?«
    »Nein, Mr. Morlay ist hingefahren, um Mylady herzubringen. Er ist mit ihr

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