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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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herumbasteln. Er mußte irgendeinen Vorwand haben, sich hier im Haus aufzuhalten, denn er fühlte sich nur hier wohl, in der Nähe der Frau mit dem dunklen Gesicht, die er seit langem verehrte. Während Herman noch überlegte, ob er der Aufforderung Folge leisten sollte, öffnete sich die Tür, und ein Herr trat in den Laden.

15
    Herman ging langsam in den Laden zurück. »Hallo!« sagte er unfreundlich. »Guten Morgen, Herman!«
    »Ich habe Ihnen nicht die Erlaubnis gegeben, mich Herman zu nennen«, entgegnete der junge Mann und wurde rot. »Wollen Sie etwas kaufen? Dann kann ich Ihnen gleich von vornherein sagen, daß die Verkäuferin nicht hier ist.«
    »Aber mein Lieber.«, begann Mr. Martin.
    »Ich will nicht, daß Sie mich ›mein Lieber‹ nennen«, erklärte Herman laut.
    Er sah sich um. Fenner war verschwunden.
    »Und versuchen Sie nur nicht, mir einen Safe aufzuschwatzen, um mein Geld darin einzuschließen, denn ich habe keins. Und fragen Sie mich auch nicht, ob Mrs. Carawood einen Safe kaufen will. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß sie das nicht tut.« Martin grinste übers ganze Gesicht.
    »Aber gerade sie braucht doch sicher einen sehr guten und sehr starken Safe. Verstehen Sie denn nicht, daß es gefährlich ist, wenn sie ihr ganzes Geld in einem Kasten unter dem Bett aufbewahrt?«
    »Davon habe ich nichts gesagt«, erwiderte Herman unwirsch und sah ihn wütend an. Einen Augenblick dachte Martin schon, daß der junge Mann ihn angreifen würde.
    »Ich komme doch nur als Geschäftsmann her«, begann er wieder freundlich, um den anderen zu beruhigen und zu entwaffnen. »Ich wollte Mrs. Carawood doch nur einen Safe anbieten, damit sie ihre Wertsachen einschließen kann. Und ich liefere ihn zu außerordentlich günstigen Bedingungen.«
    »Und ich sage Ihnen, daß sie keine Schränke zu außerordentlich günstigen Bedingungen braucht!« rief Herman heftig. »Sie verdient ihr Geld auf ehrliche Weise.«
    Er ging zur Ladentür und machte sie weit auf.
    »Sie kommen nur hierher, um zu spionieren und sich umzusehen. Sie wollen mich dazu bringen, alles auszuplaudern. Sie sind ein ganz gemeiner Schnüffler - so, jetzt habe ich es Ihnen gesagt, und wenn Sie nicht bald gehen, dann rufe ich die Polizei!« »Ich wollte doch Mrs. Carawood sprechen.« Herman zeigte majestätisch auf die Straße hinaus.
    »Dann können Sie draußen warten.«
    Es war erst zwei Tage her, daß der neue, von Mr. Julian Lester engagierte Privatdetektiv den Laden zum erstenmal aufgesucht hatte. Er hatte es so gerissen angestellt, daß sowohl Mrs. Carawood als auch ihre Verkäuferinnen zu der Zeit gerade ausgegangen waren, und durch seine schlauen Kniffe hatte er Herman dazu gebracht, ihm verschiedenes zu erzählen. Auf diese Weise hatte er mancherlei über das Geschäft erfahren. Er wußte, daß Mrs. Carawood ein Bankkonto besaß; er hatte sogar gehört, wie hoch dasselbe war. Und er wußte auch von dem schwarzen Kasten, den sie unter ihrem Bett verwahrte und dessen Schlüssel sie stets bei sich trug. Die letzten zwei Tage hatte sich Herman die größten Vorwürfe gemacht, daß er so viel verraten hatte, aber er hatte nicht gewagt, ihr das mitzuteilen. Er verehrte und liebte sie mehr als sein Leben, und seine Reue verwandelte sich nun in Zorn und Ärger gegen den Privatdetektiv. Herman packte eine Bürste mit langem Handgriff und ging damit auf ihn los; aber Martin wartete nicht, bis es zu Handgreiflichkeiten kam. Er hatte verschiedene Einzelheiten Julian noch nicht mitgeteilt, aber jetzt brauchte er daraus kein Geheimnis mehr zu machen. Aus der kurzen Unterredung hatte er ersehen, daß er aus dieser Quelle keine weiteren Nachrichten schöpfen konnte. Er eilte deshalb nach Bedford Square, um Julian zu treffen, und er hatte auch Glück. »Nun, was bringen Sie Neues?«
    Etwas umständlich erzählte ihm der Privatdetektiv, was er erfahren hatte und was er vermutete.
    »Sie hat nahezu zwanzigtausend Pfund auf der Bank und einen Umsatz von etwa tausend Pfund in der Woche. Ich nehme auch an, daß sie Anteilscheine und Aktien auf der Bank hat. Dokumente und Schriftstücke bewahrt sie bei sich auf.«
    »Meinen Sie nicht, daß sie die in einem Tresor auf der Bank deponiert hat?«
    »Nein, sie sind in dem schwarzen Holzkasten. Es war nicht leicht, aus diesem Herman etwas herauszubekommen, aber zufällig hat er es mir gegen seinen Willen gesagt. Ich ging als Vertreter in den Laden und wollte einen Geldschrank verkaufen. Dabei kam natürlich verschiedenes

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