096 - Kreuzfahrt des Grauens
Männer von Texas, und natürlich der Reichste hier in diesem lumpigen Inselgewimmel.“
So sehr interessant fanden die vier – Martin, Sue, Yanakawa und Harriet – die Saga vom Batterman’schen Reichtum gar nicht. Die hemmungslose, plumpe Protzerei, mit der der Texaner ihn bei Sue ausstechen wollte, gefiel Martin nicht.
„Sehr interessant“, sagte er freundlich. „Sie als Rancher haben sicher sehr gute Kenntnisse in der Viehzucht?“
„Das können Sie ruhig glauben.“
„Etwas verstehe ich auch davon. Sie müssen nämlich wissen, daß ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin. Dort wurde eine ganz besondere Rinderrasse gezüchtet. Ein Exemplar dieser Rasse ist äußerst schwer zu erkennen. Aber ich sehe auf den ersten Blick, wenn ich eins vor mir habe, wie es sich auch tarnt.“
„Welche Rinder sind das denn?“
„Großmäulige Hornochsen.“ Martin erhob sich. „Viel Spaß noch heute abend, Mr. Batterman. Wir müssen jetzt gehen.“
Batterman schaute verblüfft und dämlich drein. Yanakawa und die beiden Frauen standen gleichfalls auf und ließen den Rancher sitzen.
Batterman rief hinter ihnen her: „He, he! Was soll ich denn jetzt mit dem Bourbon und dem Champagner machen?“
„Schicken Sie die Flaschen per Luftfracht nach Texas, als Deckprämie für Ihre Preisstiere, damit die auch mal was vom Leben haben“, sagte Harriet über die Schulter.
Es war kurz nach 1.00 Uhr. Die Combo hatte aufgehört zu spielen. Die Instrumente standen verwaist auf dem Podium.
Einige Messegäste saßen noch an den Tischen, andere hatten die Bars der Restaurants oder ihre Kabinen aufgesucht. Martin, Sue, Yanakawa und Harriet gingen zur Kabine Sues in der Touristenklasse. Sue hatte eine Einzelkabine, während Harriet die ihre mit einer Freundin teilte.
Die beiden Männer und Harriet machten es sich in dem schmalen Raum bequem. Martin setzte sich auf die Koje. Sue stellte das Transistorradio auf gedämpfte Lautstärke. Radio Manila brachte Tanzmusik bis zum frühen Morgen.
Sue schenkte vier Gläser Wein ein. Yanakawa kostete.
„Ich will dich nicht ärgern, Sue“, sagte er, „aber der Wein ist untertemperiert. Zudem schmeckt er ein ganz klein wenig zu süß. Aber für die Philippinen ist er recht gut. Ich habe hier noch nirgends einen wirklich ausgezeichneten Wein bekommen.“
Yanakawa war ein großer Weinkenner. Er konnte stundenlang über Blume und Bukett, Farbe und Jahrgänge reden, und er wußte alle bedeutenden Weinanbaugebiete der Welt aufzuzählen.
„Dein Onkel ist ein Magier und Zauberkünstler?“ brachte Martin das Gespräch auf das Thema, das sie schon zuvor angeschnitten hatten.
„Ja“, antwortete Sue. „Eduardo Diaz verkauft Liebes- und Heiltränke. Er führt Beschwörungen durch und bannt Dämonen. Manchmal tritt er auch gegen hohes Entgelt in exklusiven Clubs oder bei Parties der oberen Zehntausend auf. Er hat einen legendären Ruf in seiner Branche.“
Harriet fand das lustig.
„Ich wollte schon immer mal einen richtigen Zauberer kennenlernen.“
„Mein Onkel ist kein sehr angenehmer Mann“, sagte Sue ernst.
Der Champagner und ein paar Cocktails hatten ihr die Zunge gelöst, sonst hätte sie vielleicht nicht so ausführlich über Eduardo Diaz gesprochen. Auch die andern waren in guter Stimmung und angeheitert. Doch wenn Sue von ihrem Onkel sprach, schwang ein ernster Unterton in ihrer Stimme mit.
„Es sind üble Gerüchte über ihn im Umlauf“, fuhr sie fort.
„Welche?“ fragte Harriet. „Ich sterbe vor Neugier. Selbstverständlich werde ich schweigen wie ein Grab über das, was ich hier erfahre.“
„Er wohnt in einem verrufenen Stadtteil bei den Slums“, sagte Sue widerstrebend. „Man behauptet, er habe schon Menschen und Tiere verhext, und er kenne geheime, nicht nachweisbare Gifte.“
„Bei dem Beruf, den er hat, kann ein solches Renommee nicht ausbleiben“, sagte Yanakawa. „Wohnst du bei deinem Onkel, Sue?“
„Um Gottes willen. Ich bin Sekretärin bei der Luzon Copra Company, einer amerikanischen Gesellschaft. Ich habe meinen Onkel alle paar Jahre einmal gesehen. Neulich hat er sein Herz für seine einzige lebende Verwandte entdeckt. Er suchte mich auf, erzählte mir allerlei, und lud mich schließlich zu einer Urlaubskreuzfahrt auf seine Kosten ein.“
„Und du hast zugestimmt?“ fragte Martin.
„Natürlich“, antwortete Sue. „Getrennte Kabinen waren von vornherein selbstverständlich. Die Gefühle meines Onkels für mich sind rein
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