096 - Kreuzfahrt des Grauens
Passagiere angekommen.
„Ein maskierter Killer?“ wiederholte Fernando Rizar, der Kapitän. „Vielleicht hat er längst seine Maske abgelegt und befindet sich mitten unter uns. Was für eine Maske trug er? Wie sah der Mann aus?“
Mehrere Männer und Frauen redeten durcheinander. Der Kapitän befragte einige und erhielt eine Beschreibung der großen, schwarzgekleideten Gestalt mit dem Mumiengesicht. Rizar runzelte skeptisch die Stirn. Der Kapitän war ein großer, schlanker Philippino um die Vierzig mit dichtem, schwarzem Haar und olivfarbigem Teint.
„Wo ist der Mann, der überfallen worden ist?“
Martin trat nun vor. Er erklärte Kapitän Rizar, daß er und Yanakawa in der Kabine von Eduardo Diaz Lärm und Hilfeschreie gehört hätten. Er erzählte, was sich von da an weiter abgespielt hatte.
„Ein Killer mit einer Horrormaske also“, meinte der Kapitän. „An der Sache ist mir manches rätselhaft. Weshalb hat er Diaz nicht schnell und lautlos mit einem Messer oder einer Schalldämpferpistole erledigt, statt Lärm zu machen und herumzupoltern? Ich schlage vor, wir suchen Diaz auf.“ Er wandte sich an den Ersten Ingenieur, der neben ihm stand. „Sie und drei Männer von der Besatzung kommen mit, Mr. Caillard, und Sie beide.“ Damit waren Martin und Yanakawa gemeint. „Die andern sollen in ihre Kabinen zurückgehen.“
Die Männer, die dem Unheimlichen gefolgt waren, und die paar Frauen, die später hinzugekommen waren, verließen den Trakt der Lade- und Gepäckräume und Öltanks.
Sie waren enttäuscht, daß nichts mehr geschehen war, und erörterten in der Touristenklasse und an Deck noch eine Weile den Mordanschlag.
Der Kapitän, der Erste Ingenieur, drei Matrosen, Martin und Yanakawa suchten die Kabine von Eduardo Diaz auf. Als der Kapitän Einlaß forderte, öffnete ihm Sue Diaz. Harriet Stone war gleichfalls in der Kabine.
Diaz saß am festgeschraubten Tisch, eine Rumflasche vor sich. Er war so bleich wie ein Laken. An seinem Hals waren rote Würgemale zu erkennen.
„Man hat versucht, Sie zu ermorden, Mr. Diaz?“ fragte der Kapitän. „Können Sie mir sagen, wer der Täter war?“
Diaz hatte Schwierigkeiten mit dem Sprechen.
„Wer es war, weiß ich nicht“, entgegnete Diaz. Da er Englisch sprach wie der Kapitän, konnte Martin der Unterhaltung folgen. Auch zuvor hatte er mit Diaz Englisch gesprochen. „Aber ich weiß, wer ihn beauftragt hat“, fuhr der korpulente Mann fort.
Er nahm einen großen Schluck aus der Rumflasche.
„Ich bin ein treuer Anhänger der Regierung Marcos“, sagte er dann. „Mehrere Gruppen von Revolutionären und Banditen bin ich ein Dorn im Auge, weil ich verschiedentlich den Regierungstruppen und der Polizei gute Dienste geleistet habe. Eine dieser Gruppen hat den Killer auf mich gehetzt.“
Präsident Marcos hatte die Verhältnisse auf den Inseln zwar im Griff, aber die Lage war verworren. Es gab öfters Zusammenstöße zwischen Regierungstreuen und revolutionären und verbrecherischen Elementen. Nicht umsonst war für den gesamten Bereich der Philippinen von Mitternacht bis vier Uhr morgens eine Ausgangssperre festgesetzt. Nicht umsonst herrschte das Kriegsrecht.
Der Kapitän zog es vor, die politischen Hintergründe, die Diaz angeführt hatte, nicht weiter zu erörtern. Seine schrägen Augen in dem intelligenten und energischen Gesicht musterten den korpulenten Mann.
„Weshalb hat der Killer sich mit einer Horrormaske ausstaffiert?“
„Da bin ich überfragt“, entgegnete Diaz. „Um mich zu schocken, und um seine Identifikation unmöglich zu machen, nehme ich an.“
„Es wird schwer sein, Sie hier an Bord zu schützen, Mr. Diaz. Das beste wird sein, Sie bleiben von nun an in Ihrer Kabine, verlassen im nächsten Hafen das Schiff, und stellen sich unter Polizeischutz.“
„Ich denke nicht daran. Ich kann selber auf mich aufpassen.“ Diaz griff in den Ausschnitt des weißen Jacketts. Er zog einen kurzläufigen Revolver hervor. „Ich glaube auch nicht, daß der Killer seinen Versuch wiederholen wird. Er war ein Dilettant, ein Stümper. Die melodramatische Art seines Auftretens beweist das.“
„Wie Sie meinen, Mr. Diaz. Halten Sie Ihre Kabine vor allem nachts verschlossen und seien Sie auf der Hut. Ich werde Nachforschungen anstellen, aber viel Hoffnung habe ich nicht. Man wird den Killer schwerlich identifizieren können.“
Der Kapitän, der Erste Ingenieur und die drei Besatzungsmitglieder verließen die Kabine. Martin, Yanakawa und
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