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096 - Kreuzfahrt des Grauens

096 - Kreuzfahrt des Grauens

Titel: 096 - Kreuzfahrt des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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gegen den massiven Stahl und schrie. Martin sah, daß DeVries und seine dämonischen Piraten bereits um die nächste Ecke kamen und gleich da sein mußten.
    Die Tür des Maschinenraums wurde geöffnet. Im letzten Augenblick, als DeVries, der verfluchte Korsar, schon mit dem Degen ausholte, schlüpfte Martin noch hinein. Kapitän Rizar stand direkt neben ihm. Als er sich gegen die Stahltür lehnte, um sie zuzudrücken, kamen zwei Klauenhände durch den Türspalt und ergriffen Rizars Arm.
    Die Schreckensmumien versuchten, den Kapitän nach draußen zu zerren, doch der Türspalt war zu eng. Rizars Arm war in den Türspalt eingeklemmt, und die Tür konnte nicht geschlossen werden. Die Schreckensgestalten drückten von draußen dagegen.
    „Schließt die Tür“, brüllte der Kapitän, „sofort! Sonst kommen sie herein und töten uns alle.“
    „Ihr Arm, Kapitän!“
    „Schließt die Tür. Besser, einer verliert seinen Arm, als alle verlieren ihr Leben.“
    Die Männer warfen sich gegen die Tür. Sie preßten und quetschten sie zu. Rizar begann zu brüllen. Er schrie gräßlich, bis eine gnädige Ohnmacht ihn erlöste. Aber die Tür war geschlossen.
    Von draußen dröhnten Schläge gegen den dicken Stahl, konnten ihm aber nichts anhaben. Im trüben Schein der Notbeleuchtung sah Martin die vielen Menschen, die sich im Maschinenraum zwischen den Maschinen und Motoren drängten. Der Dieselmotor, der das Notaggregat antrieb, zuckerte. Es roch nach Öl, Schweiß und Eisen.
    Im Hintergrund betete jemand. Sue drängte sich an Martin.
    Harriet fragte: „Wo ist Yanakawa?“
    Der schwarzhaarige Mann senkte den Kopf. Harriet begann zu schluchzen.
    Martin war von tiefer Trauer erfüllt.
    Ridderboom sagte: „Hier können sie nicht herein. Hier sind wir in Sicherheit. Und bei Tagesanbruch, so Gott will, wird der Spuk verschwinden, ein für allemal. Denn einen Magier wie Eduardo Diaz, der DeVries und seine Mannschaft auf ein Schiff mit unschuldigen Menschen beschwört, wird es wohl nie wieder geben.“
    Endlos langsam vergingen die Stunden. Von draußen war kein Laut mehr zu hören. Im Maschinenraum stöhnten Kapitän Rizar und ein paar andere Verwundete. Inzwischen mußte es hell geworden sein. Der Maschinenraum befand sich unter der Wasseroberfläche. Niemand wußte, was auf dem Schiff und um das Schiff vor sich ging.
    Dem Funker war es nicht gelungen, einen SOS-Ruf abzusetzen, da die Funkanlage aus unerfindlichen Gründen gestreikt hatte.
     

     

Um acht Uhr morgens wagte es Martin, den Maschinenraum zu verlassen. Es war ein schöner, sonniger Morgen. Die Marcos III schaukelte sanft in der Dünung.
    Von Henri DeVries, seinen Piraten und der Galeone war keine Spur mehr zu sehen. Der Spuk hatte bei Tagesanbruch ein Ende gefunden. An Bord der Marcos III lagen schrecklich zugerichtete Leichen, die Opfer des Blutdurstes und der Mordgier der teuflischen Mumien.
    Der Leichnam Eduardo Diaz’ war verschwunden. Martin schauderte, wenn er an das Los des Magiers dachte. Von einem dämonischen Leben erfüllt mußte er auf der Geister-Galeone die Meere kreuzen, unendlichen Qualen ausgesetzt, bis ans Ende der Zeiten. Diaz hatte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, und der Teufel hatte ihn hereingelegt.
    Martin holte die anderen aus dem Maschinenraum. Stumm traten sie an Deck.
    „Die wahre Geschichte des Massakers auf der Marcos III wird die Öffentlichkeit nie erfahren“, sagte der Kapitän, der bleich und schmerzzerquält, den Armstumpf verbunden und auf zwei seiner Offiziere gestützt, an Deck gekommen war. „Man wird das Ganze totschweigen, oder eine verharmlosende Erklärung wie Meuterei finden. Die Nacht des Schreckens ist vorbei, und für uns, die wir sie überlebt haben, wird die Welt nie mehr so sein wie früher. Übernehmen Sie das Kommando, Ridderboom, und bringen Sie das Schiff in den nächsten Hafen. Sie sind der beste Mann an Bord, um meinen Platz einzunehmen. Verständigen Sie Marine, Reederei und Behörden, klar?“
    „Aye aye. Sir.“
    Ridderboom hatte nach dem Grauen und der harten Bewährungsprobe der Nacht wieder zu sich selbst gefunden, hatte Mut und Selbstachtung wiedererlangt. Er wußte, daß er nie wieder ein abgewrackter Schwächling sein würde, der im Trunk Zuflucht suchte.
    Harriet Stone sah aus roten, verweinten Augen über das Meer und dachte an Gichin Yanakawa. Der alte Hyun Yat Sen versuchte, ihr Trost zuzusprechen. Walter Martin legte den Arm um die schlanke Sue Diaz. Er wollte sich nicht mehr von ihr

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