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096 - Kreuzfahrt des Grauens

096 - Kreuzfahrt des Grauens

Titel: 096 - Kreuzfahrt des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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wer weiß, was ich sonst noch alles anstelle. Ich werde ein wenig an die frische Luft gehen.“
    Martin stand sofort auf.
    „Ich begleite dich natürlich. Sonst fällst du mir noch über Bord.“
    Sie waren schnell zu einem vertrauten Ton gekommen.
    Er holte Sues seidene Sarongjacke von der Garderobe, denn bei Nacht war es auf See doch recht kühl, zumal der Sarong Sues Arme freiließ. Sue erwartete Martin an der Tür. Yanakawa tanzte, gerade mit einer Lehrerin aus Detroit, die ihm versicherte, daß sie Japan und die Japaner wunderbar fände.
    Sie hieß Harriet Stone, war einen dreiviertel Kopf größer als Yanakawa, und so kurvig gebaut wie die Rennstrecke von Indianapolis. Beim Tanzen streckte die Nasenspitze des zierlich wirkenden Japaners fast im Ausschnitt ihrer beachtlichen Oberweite.
    Martin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er das Paar tanzen sah. Er ging mit Sue hinaus. Sie spazierten an der Reling entlang zum Aufgang des Promenadendecks an der Luvseite.
    Martin legte den Arm um Sues Schultern. Über ihnen stand das Kreuz des Südens am Himmel. Die Sterne waren hell und klar und leuchteten wie Diamanten auf schwarzer Atlasseide. Der Zauber der Tropennacht nahm den Mann und das Mädchen gefangen.
    Plötzlich krallte Sue die Finger in Martins Arm. Wenige Schritte vor ihnen stand ein Mann an der Reling. Er hatte die Arme ausgebreitet. Er intonierte einen eigenartigen Singsang und rief dann dreimal: „Schinsang! Schinsang! Schinsang!“
    Sue blieb stehen. Sie legte den Finger auf die Lippen. Im Sternenlicht und im Schein der Schiffsbeleuchtung erkannte Martin, daß der Mann an der Reling klein und korpulent war. Er trug einen weißen Anzug. Am Ringfinger seiner Linken schimmerte ein protziger Siegelring.
    „Schinsang!“ rief er noch einmal, diesmal befehlend und fordernd.
    Es rauschte in der Luft. Wie aus dem Nichts erschien ein riesiger schwarzer Vogel. Ein Albatros war es, so schwarz wie die Nacht. Er ließ sich vor dem Mann auf der Reling nieder.
    Sue hielt die Hand vor den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Auch Martin durchfuhr der Schock wie ein Stromstoß, als er den Albatros genauer sah.
    Der Vogel hatte einen Totenkopf, in dessen leeren Augenhöhlen es glühte und fluoreszierte. Am schlimmsten aber war es, daß er den Schnabel öffnete und mit Menschenstimme zu reden begann.
    „Gar ok, vu kramarhan voilt ilbarz.“
    Es war eine Sprache, die Martin und auch Sue noch nie gehört hatten. Sie verstanden kein Wort. Der korpulente Mann mit dem weißen Anzug antwortete dem unheimlichen Vogel in der gleichen Sprache. Der Albatros schüttelte heftig den Totenkopf.
    Der Mann sprach wieder auf ihn ein, drängender jetzt. Es war, als verlange er etwas von dem Vogel.
    Der schüttelte wieder den Kopf. Dann sagte er etwas in der unbekannten Sprache. Der Korpulente gestikulierte heftig und war sehr erregt. Er hob die Rechte zum Schwur. Mit feierlicher Stimme begann er zu sprechen.
    Die glühenden Augen des Albatros’ funkelten noch stärker. Martin spürte, wie Sue in seinem Arm zitterte. Auf ihrem Gesicht malten sich Angst und Schrecken.
    „Das ist Schinsang“, flüsterte sie Martin ins Ohr. „Der oberste Teufel der chinesischen Mythologie. O Gott, ich hätte meinen Onkel nie auf diese Reise begleiten sollen.“
    „Was hat das mit deinem Onkel zu tun?“
    „Der Mann dort, der den Schwur spricht, ist mein Onkel. Er hat sich mit dem Teufel eingelassen. Ich glaube, er verkauft ihm seine Seele.“
    Der korpulente Mann war so auf den grauenhaften Vogel konzentriert, daß er das wenige Schritte von ihm entfernt stehende Mädchen und den Mann nicht bemerkte, denen er den Rücken zuwandte.
    Er ließ die Schwurhand nun sinken. Der Albatros sagte drei Worte. Mit einem menschlich klingenden Schrei schwang er sich dann in die Luft. Er stieg empor, und sein Schatten war vor den Sternen deutlich zu erkennen. Der Totenkopf mit den glühenden Augen starrte auf den korpulenten Mann, der mit weit ausgebreiteten Armen dastand und dem Geistervogel nachblickte.
    Ein schauriges, teuflisches Gelächter klang über das Meer, böse und voller Hohn. Es war, als triumphierten die Mächte der Finsternis über ein Verhängnis, das unaufhaltsam seinen Lauf nehmen mußte.
    Der korpulente Mann ließ die Arme sinken. Der Albatros war verschwunden. Der Mann drehte sich um und sah Martin und Sue. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Fratze.
    „Verdammt, was hast du mir nach zu schnüffeln, Sue? Und du, Kerl,

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