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096 - Kreuzfahrt des Grauens

096 - Kreuzfahrt des Grauens

Titel: 096 - Kreuzfahrt des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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zu. Diaz verriegelte sie. Kochend vor Zorn ging er in der Kabine auf und ab. Die Nervenanspannung der letzten Tage forderte ihren Tribut. Diaz sah sich kurz vor seinem großen Ziel, aber er war so nervös und reizbar geworden, daß er wegen jeder Kleinigkeit explodierte.
    Er sagte sich, daß es auf Sues Verhalten eigentlich nicht ankam. Sie war an Bord. Sie war greifbar, wenn es galt, den blutigen, dämonischen Ritus zu vollziehen. Nur das war wichtig, nicht, ob sie sich nun mit einem Mann abgab oder nicht.
    Trotzdem ärgerte Diaz sich furchtbar darüber. Er hatte sich finsteren Mächten verschworen und mißgönnte anderen Menschen jede Freude am Leben. Ein Lachen oder ein glückliches Gesicht genügten schon, um bei ihm Mißgunst zu erwecken.
    Der Magier starrte finster auf die Tür, die sich hinter Walter Martin geschlossen hatte.
    „Die Nacht des Schreckens bricht an“, murmelte er. „Die Geschöpfe der Finsternis werden euch alle auslöschen, alle, alle. Sterben sollt ihr, einen grauenvollen Tod erleiden. Ich aber werde im Bund mit den Dämonen der mächtigste Mann dieser Erde sein!“
    Satanischer Triumph lag auf seinem Gesicht.
     

     
    An diesem Abend fand auf dem Oberdeck ein Lampionfest statt. Bunte Girlanden spannten sich zwischen den Aufbauten, vom Licht der Lampions angestrahlt. Tische und Bänke waren aufgestellt. Eine Kapelle spielte im Freien.
    Der Abend war herrlich mild. Die Sterne funkelten. Der Kapitän wollte die Passagiere dafür entschädigen, daß die Reise bis jetzt nicht sehr schön verlaufen war. Es sollte eine Abwechslung sein, um die düstere Stimmung an Bord zu vertreiben.
    Es wurde getrunken und getanzt, gesungen und gelacht. Eine Sängerin, ein Sänger sowie ein Zauberkünstler traten auf. Alle drei waren für die Dauer der Kreuzfahrt von der Reederei verpflichtet worden, um die Passagiere zu unterhalten.
    Kapitän Rizar tanzte ein paarmal mit Sue und auch mit Harriet. Die Offiziere, die Mannschaft, die Erster-Klasse-Passagiere und die aus der Touristenklasse mischten sich zu einem bunten Gewimmel. Eine hektische Fröhlichkeit herrschte, als suchten alle Vergessen in Jubel, Trubel und Heiterkeit.
    Als kurz vor Mitternacht die Bowlenkrüge leer wurden, ließ der Kapitän aus der Messe und den Restaurants Nachschub bringen. Um Punkt 24.00 Uhr sollte ein Feuerwerk abgebrannt werden.
    Schon stand alles bereit. Kapitän Rizar erhob sich und rief durch das Megaphon in Englisch, Spanisch und Tagalog: „Ruhe! Ruhe! Ruhe!“ Es dauerte eine Weile, bis alles still geworden war. „Und nun die Attraktion dieses gelungenen Abends!“ verkündete der Kapitän. „Das große Feuerwerk!“
    Matrosen zündeten die Feuerwerksraketen an. Jaulend, pfeifend und zischend stiegen sie in den Nachthimmel und detonierten dort. Feuerblumen blühten in allen Farben auf. Strahlende Gebilde sanken auf das Meer nieder. Die Sterne verblaßten.
    In vielfarbigem Licht wurden das Schiff und die Gesichter der Menschen an Bord angestrahlt. Es war ein schönes Schauspiel.
    Plötzlich schrie eine Frau, die auf dem eisernen, zur Kommandobrücke führenden Steg stand, entsetzt auf.
    Sie deutete mit dem ausgestreckten Arm auf das Meer hinaus. Nun sahen es auch die anderen.
    Ein dunkler Schatten näherte sich dem Schiff. Eine Galeone mit windgeblähten Segeln. Die Besatzung stand an Bord, schweigend, abwartend. Die Galeone kam näher heran, segelte neben der Marcos III her, nur wenige Meter entfernt.
    In diesem Augenblick explodierten am Himmel mehrere Feuerwerksraketen. In ihrem grünen, weißen, roten und blauen Licht waren die Männer an Bord der Galeone deutlich zu erkennen. Mumien waren es, farbenprächtig gekleidete Schreckensgestalten mit verwitterten Gesichtern und Klauenhänden.
    Ans Ruder der Galeone war ein Mann in chinesischen Gewändern angebunden. Vor ihm stand eine hochgewachsene, schwarzgekleidete Erscheinung, den blanken Degen in der Faust. Auf der Bugspitze der Galeone aber saß wie eine Galionsfigur ein schwarzer Albatros mit Totenkopf und funkelnden Glutaugen.
    An Bord der Marcos III kreischten Frauen und flohen zu den Kabinen. Eine Panik entstand. Der Kapitän ergriff das Megaphon und eilte auf die Brücke.
    „Keine Panik!“ rief er. „Ruhe bewahren! Sie können nicht an Bord kommen.“
    Ein teuflisches Gelächter gellte durch die Nacht. Noch einmal jagten ein paar Raketen in den Tropenhimmel und explodierten zu einem bunten Farbenreigen.
    Am Heck des Schiffes stand Eduardo Diaz, vom Feuerwerk

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