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096 - Kreuzfahrt des Grauens

096 - Kreuzfahrt des Grauens

Titel: 096 - Kreuzfahrt des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Ridderboom zu.
    „Sie mit Ihren Fingerhüten. Sie haben getrunken, Ridderboom?“
    „Nur einen Fin… So gut wie nichts, Kapitän Rizar. Ich habe die Schreckensmumien gesehen, das schwöre ich. Sie wollten mich umbringen.“
    Der Kapitän atmete schwer.
    „Also gut, Ridderboom, ich werde nachsehen. Aber wenn das nur so ein betrunkenes Geschwafel ist, werde ich Sie umbringen, klar?“
    „Kapitän, ich schwöre…“
    „Schwören Sie nicht. Sagen Sie mir lieber, wo Sie diese Gestalten gesehen haben wollen.“
    „In einem der Laderäume, ich weiß nicht mehr, in welchem. Sicher sind sie inzwischen schon über das ganze Schiff ausgeschwärmt.“
    „Das werden wir gleich wissen. Kommen Sie mit auf die Brücke, Ridderboom.“
    Der Kapitän zog einen Hausmantel und Pantoffeln an. Er folgte Ridderboom auf die Brücke. Es fiel ihm auf, daß der Gang des Ersten Offiziers nicht ganz sicher war, und daß eine Alkoholfahne ihn umwehte.
    Kapitän Rizar war gereizt, sagte aber nichts. Auf der Kommandobrücke verlangte er von allen Stationen über die Sprechanlage Auskunft, ob etwas Unvorhergesehenes vorgefallen sei. Niemand wußte etwas. Der Kapitän schickte schließlich den Zweiten Ingenieur und drei Maschinisten zu den Laderäumen, um diese zu kontrollieren.
    Fünf Minuten später kam die Meldung.
    „Kein Mensch außer der bewaffneten Patrouille zu sehen, Kapitän Rizar. Der Patrouille ist auch nichts aufgefallen.“
    „Danke. Gehen Sie wieder auf Ihren Posten zurück, Mr. Dulacre.“
    Der Kapitän wandte sich an Ridderboom. Wütend sah er ihn an.
    „Nun, Mr. Ridderboom, was haben Sie dazu zu sagen?“ fragte er seinen Ersten Offizier mit schneidender Stimme.
    „Ich – ich habe klar und deutlich gesehen, daß… Ich schwöre…“
    „Schwören Sie mir nicht dauernd die Ohren voll! Halten Sie den Mund! Sie sind ja nicht mehr zurechnungsfähig. Sie leiden an Halluzinationen vom Delirium tremens. Ridderboom, ich habe lange beide Augen zugedrückt, weil ich weiß, wie es Ihrer Frau ergangen ist. Aber jetzt reicht es mir! Jetzt ist Schluß! Sie sind eine Schande für den Seeoffiziersstand. Sie können Ihren Dienst ja überhaupt nicht mehr erfüllen, Mann. Verschwinden Sie. Gehen Sie mir aus den Augen. Schlafen Sie Ihren Rausch in der Kabine aus, und melden Sie sich morgen früh bei mir zum Rapport. Jetzt unterhalte ich mich nicht länger mit Ihnen. Aber das eine kann ich Ihnen schon versichern: Auf diesem Schiff machen Sie keinen Dienst mehr. Die anderen Offiziere übernehmen Ihre Wachen mit. Und sobald wir in Manila sind, sorge ich bei Gott dafür, daß Ihnen gekündigt wird. Wir Seeleute sind alle keine Chorknaben, und, jeder von uns nimmt mal einen zur Brust. Aber was Sie machen, dafür habe ich kein Verständnis.“
    Ridderboom wollte etwas entgegnen.
    „Hinaus!“ donnerte Kapitän Rizar.
    Der lange Offizier drehte sich um, er war vernichtet. Mit hängenden Schultern verließ er die Kommandobrücke.
    „Wenn Sie keine Ruhe geben heute nacht, kommen Sie in die Arrestzelle“, rief der Kapitän ihm noch nach.
    Ridderboom ging zu seiner Kabine und schloß sich ein. Mittlerweile war er selbst davon überzeugt, daß eine Halluzination ihn genarrt hatte. Ridderboom lag auf dem Bauch in der Koje, völlig angezogen.
    Die Flasche in seiner Brusttasche drückte gegen seinen Körper. Nach einer Weile nahm Ridderboom sie, seufzte und trank einen tiefen Schluck.
    Der Kapitän, dem nach den unheimlichen Ereignissen der vergangenen Tage nicht ganz wohl bei der Sache war, ließ von ein paar Matrosen die Lade- und Gepäckräume noch einmal gründlich durchsuchen. Aber die Männer fanden dort weder eine Menschenseele noch ein Gespenst.
     

     
    Am nächsten Tag verließen Martin und Sue erst mittags die Kabine. Eduardo Diaz suchte seine Nichte beim Essen im Restaurant der Ersten Klasse auf. Der korpulente Mann schnaubte vor Empörung.
    „Wo warst du die ganze Nacht?“ wollte er wissen.
    „Ich glaube nicht, daß das dich etwas angeht, Onkel Eduardo“, antwortete Sue.
    Das Gesicht von Diaz lief rot an.
    „Wirfst dich dem erstbesten an den Hals! Einem Ausländer noch dazu.“ Er funkelte Martin an. „Eine Schande ist das. Glaubst du, ich habe dich deshalb mitgenommen?“
    „Es war sehr nett von dir, mich zu dieser Kreuzfahrt mitzunehmen“, sagte Sue, „aber ich glaube nicht, daß dir das ein Recht gibt, dich in meine privaten Belange einzumischen.“
    „Ich bin dein einziger noch lebender Verwandter. Ich vertrete Vaterstelle

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