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0960 - Aibons böse Diener

0960 - Aibons böse Diener

Titel: 0960 - Aibons böse Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Umgebung keinerlei Spuren, die ein Feuer hinterlassen hätte. Die vier Toten hatten gleich ausgesehen. Jeder Körper war verbrannt. Von der Haarspitze bis zu den Zehen, und die Augen hatten wie unheimliche, kalte Kreise geglänzt, wobei in ihnen nur ein ungewöhnliches grünes Leuchten zurückgeblieben war.
    Das alles wußten wir, und wir wußten auch, daß die Leichen in einem Familiengrab auf dem kleinen Friedhof von Beragh beigesetzt worden waren.
    Zu diesem Grab waren wir unterwegs, denn Gordon Tarling wollte uns unbedingt etwas zeigen.
    Es war eine ungemütliche Umgebung, durch die wir schritten. Das hing nicht nur mit dem kalten Nordwestwind zusammen, der nicht mal an einen Frühling denken ließ, es lag auch an der ganzen Umgebung, die uns nicht eben anmachte.
    Der Friedhof glich mehr einem wilden Acker, der den Unbillen der Natur ausgesetzt war. Die Grabsteine glichen oft hellen Findlingen, in die die Namen der Toten gemeißelt waren. Blumen gediehen in diesem kalten Klima kaum, deshalb waren viele Gräber auch mit Gräsern bepflanzt worden, ab und zu unterbrochen von irgendwelchen Heiligenbildern, den Schutzpatronen der Menschen.
    Vor einem besonderen Grab blieb Gordon Tarling stehen. Es lag im Schatten der kleinen Kapelle, und wenn wir dem Grab den Rücken zudrehten, konnten wir hinauf auf Beragh schauen, dessen alte Häuser sich wie eine Festung gegen die Unbillen der Natur anzustemmen schien.
    Ich schaute mir die Gruft an. Ein großer Grabstein gab genügend Platz, um die Namen der hier liegenden Toten aufnehmen zu können. Das wäre alles noch normal gewesen. Ungewöhnlich war der Lehm-und Erdhaufen an der rechten Seite der Gruft. Er hatte auch seinen Grund, denn das große Grab war geöffnet worden. Hineinschauen konnten wir nicht, denn über dem Grab lagen Holzplanken, die uns einen Einblick ins das Innere verwehrten.
    Tarling stand zwischen uns. Wir hörten, wie er schnaubte. Er hatte Mühe, die Tränen zu unterdrücken. Der Wind kam mir vor wie ein Botschafter aus einer fernen Welt. Er brachte eine leise Musik mit, denn er verfing sich an den Ecken der kleinen Kapelle, und wir hörten sein Säuseln wie das Wimmern eines Kindes.
    Irland war romantisch und schön, aber nicht an dieser Stelle.
    »Hier liegt meine Frau«, sagte Tarling und deutete auf die Planken.
    »Und hier lagen auch die verbrannten Körper meiner Söhne.«
    »Lagen?« fragte Suko.
    »Ja, aber das wissen sie ja.«
    »Und jetzt sind sie verschwunden?« Mit dieser Frage war Suko an einem Punkt angelangt, der gleichzeitig eine Grenze bildete. Gordon Tarling war nicht darüber hinweggeschritten, das heißt, er hatte uns nicht gesagt, was sich tatsächlich abgespielt hatte. Da war er stur wie ein Bulle gewesen.
    »Sind Sie denn verschwunden?« hakte Suko noch einmal nach.
    »Das werden Sie gleich sehen.«
    Ich schüttelte den Kopf und mischte mich ein.
    »Warum drücken Sie sich vor einer konkreten Antwort, Mr. Tarling? Was ist der Grund? Weshalb tun Sie das?«
    Zischend atmete er ein. »Ich kann es einfach nicht fassen, verstehen Sie? Es ist zuviel für mich. Ich hätte es auch nie entdeckt, wäre das Grab nicht aus irgendeinem Grunde eingefallen. So unnatürlich, daß ich natürlich mißtrauisch werden mußte. Polizeilich war alles geregelt, da hat man die Leichen meiner Söhne freigegeben, aber was da geschah, das…« Er schüttelte den Kopf. »Sie werden es ja gleich selbst sehen, wenn Sie die Planken weggeräumt haben.«
    Ich wollte sichergehen und fragte. »Sie haben die ganze Gruft ausheben lassen?« Dabei wies ich auf den Erdhügel.
    »Nein, nur den Teil, in dem meine Söhne lagen. Nur er war eingefallen ich will Ihnen noch etwas sagen, meine Herren. Daß Sie beide hier sind, paßt mir auf der einen Seite schon, auf der anderen aber nicht. Wir hier in Beragh sind es gewohnt, unsere Probleme allein zu lösen. Das Muriel Shannon geredet hat, konnte niemand ahnen, aber ich habe mich mit den Tatsachen abgefunden, und ich hoffe, daß sie vorurteilsfrei an den Fall herangehen werden.«
    »Weshalb sollten wir das nicht?« fragte ich.
    »Ganz einfach. Sie sind Engländer.«
    »Na und?«
    Gordon Tarling schaute mich etwas bitter an. »Wir sind Iren, und meine Söhne kämpften in der Widerstandsbewegung.«
    »Wir hörten davon. Nur sind die Zeiten der Killer und Bombenleger vorbei. Auch Nordirland muß lernen, den Frieden zu akzeptieren, Mr. Tarling.«
    Er hob nur die Schultern, wollte hier und jetzt über dieses Thema nicht reden.

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