0960 - Aibons böse Diener
gefunden.«
»Gut, dann reden Sie.«
»Meine Söhne waren verbrannt«, sagte er nach einem tiefen Atemzug.
Noch immer fiel es ihm schwer, darüber zu reden. »Sie waren schwarz, einfach nur schwarz, bis eben auf die Augen.«
»In denen etwas leuchtete.«
»Ja…«, dehnte der Mann wie ein Westernheld. »Ein grünliches Licht stand darin. Ich habe an kleine Laternen gedacht, als ich in die Augen schaute. Nur wußte ich nicht, was ich damit anfangen sollte. Ebensowenig wie mit dieser Masse im Grab.«
Ich fragte: »Sie haben zwei Ihrer Söhne in diesem Geländewagen gefunden, der im Bach stand.«
»Ja, Hughes und Brian.«
»Aber der Wagen war nicht verbrannt?«
»Nein, nur meine Söhne.«
»Und bei den anderen beiden Toten?«
»Wie meinen Sie das, Mr. Sinclair?«
»Haben Sie in der näheren Umgebung der beiden anderen Toten verbrannte Stellen gesehen? Die Erde hätte angesengt sein können oder müssen, wenn sich das Feuer…«
Er winkte ab. »Überhaupt nicht. Das ist ja eines der Rätsel, das Sie lösen müssen. Nur die Körper waren verbrannt. Nicht das Gras um sie herum, und auch der Wagen zeigte keine Brandflecken. Es ist einfach grauenhaft und nicht zu fassen. Da kommen Sie mit der normalen Logik nicht weiter. Es ist ein Rätsel. Erst die Körper, dann diese Masse hier im Grab. Sie müssen sich aufgelöst haben.«
»Das denken wir auch«, sagte Suko.
»Aber warum?«
»Es wird nicht einfach sein, diese herauszufinden.«
Tarling lachte in den kalten Tag hinein. Vor seinen feuchten Lippen dampfte der Atem. Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche. »Alles gut und schön, sogar wunderbar, aber eine Erklärung für dieses Rätsel ist das auch nicht.«
»Nein, das ist es nicht«, sagte ich. »Sehr schlau.«
Ich hatte den Spott bewußt überhört und sagte: »Nichts geschieht ohne Grund, Mr. Tarling, das ist meine Devise, das wiederhole ich immer wieder. So ist es auch bei Ihren Söhnen gewesen, die sich in dieser Hütte am Wald getroffen haben, wie Sie uns erzählten.«
»Das war die Wahrheit.«
»Sehr gut. Man kann sagen, daß es die Männer in und nahe der Hütte erwischt hat.«
»Natürlich.«
»Ich gehe mal einen Schritt weiter«, sagte ich und schaute dabei in sein skeptisches Gesicht. »Diese Hütte muß etwas an sich gehabt haben, das man schlecht erklären kann. Stand sie vielleicht in einer unheimlichen Umgebung, hatte man sie auf einem verfluchten Boden errichtet? Wir dürfen keine Möglichkeit außer acht lassen, denn was hier passiert ist, das ist mit dem rationalen Verstand nicht zu fassen. Da müssen wir schon Grenzen überschreiten und uns ein anderes Denken angewöhnen, auch wenn es verdammt schwerfällt.«
Tarling knetete seine Nase. »Ich kann nicht anders denken, tut mir leid.«
»Tja, das verstehe ich. Aber so kommen wir nicht weiter. Wir müssen schon wissen, ob diese Umgebung der Hütte verflucht war. Ob sich früher mal etwas ereignet hat. War es vielleicht ein Tanzpalast der Banshees?«
»Nein, die Hexen haben damit nichts zu tun.«
»Wer dann?«
Er hob die Schultern.
»Vielleicht die Druiden?« fragte Suko.
Damit hatte er mir die Worte aus dem Mund genommen, denn meine Gedanken hatten sich in dieselbe Richtung bewegt.
Es sah aus, als wollte Gordon Tarling anfangen zu zittern. Er riß sich aber zusammen und preßte hervor: »Druiden haben Sie gesagt?«
»Ja.«
Tarling schnaufte. »Verdammt, Inspektor, wie kommen Sie darauf? Was sollten Druiden damit zu tun haben? Außerdem sind das Legenden, an die ich nicht glaube.«
»Manche sind aber wahr, Mr. Tarling. Das haben wir schon des öfteren erleben müssen.«
»Dann sind Sie schon zu einem Entschluß gelangt?«
»Wir haben nur einen Verdacht.«
Beinahe wütend winkte er ab. »Das ist doch Unsinn! Dieser ganze Druidenzauber ist nicht bewiesen. Ich will wissen, wo meine Söhne geblieben sind!«
Suko deutete in das Grab.
»Hören Sie auf, Inspektor. Verdammt noch mal! Das kann nicht alles sein, das glaube ich nicht. Es gibt keine Körper, die sich in eine grüne Masse auflösen, wenn sie begraben sind. Ich akzeptiere es nicht.«
»Dann können wir das Grab ja wieder abdecken«, sagte ich.
»Wie - was?« Tarling war überrascht. »Sie wollen es wieder zudecken und keine Probe mitnehmen, um sie untersuchen zu lassen?«
»Wann denn?«
»Nicht jetzt.«
»Vielleicht später«, sagte ich.
»Sie machen es sich leicht.«
»Nein, bestimmt nicht.«
Er stemmte die Hände in die Hüften. »Und was wollen Sie tun,
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