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0960 - In den Nebeln

0960 - In den Nebeln

Titel: 0960 - In den Nebeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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anstellen. Falls ich Hinweise auf die Hölle oder LUZIFER entdecke, werde ich es dich wissen lassen.«
    »Danke«, sagte der Erzdämon und klang dabei aufrichtig. »Und, soll ich dich zurück nach Choquai bringen, sozusagen als Aufwandsentschädigung?«
    Fu Long verzog das Gesicht. »Nein danke, das übernehme ich lieber selbst. Ich kann leider nach wie vor nicht behaupten, dass mir die olfaktorischen Begleiterscheinungen deiner Art zu reisen sonderlich zusagen.« Daraufhin nutzte er seine Dimensionstortechnik, um einen Weg nach Choquai zu öffnen und so schnell wie möglich zu verschwinden.
    »So ein Weichei«, kommentierte Asmodis. »Und er hat sich noch nicht einmal richtig verabschiedet.«
    Dann drehte er sich drei Mal um sich selbst und verschwand grinsend in einer Schwefelwolke, die die Luft am Rande des Nebels noch für eine ganze Weile verpestete.
    ***
    Die Schottischen Highlands
    Die Luft in der Höhle war klamm und kalt. Schleim tropfte von den Wänden in die flachen Pfützen auf den felsigen Boden und trübte das abgestandene Wasser. Von draußen schien kränkliches mattes Mondlicht herein und tauchte die Stellen, die es erreichte, in kühles Silber. Ansonsten herrschte Dunkelheit. Hin und wieder drangen raschelnde Geräusche aus den tieferen Bereichen. Ein leises, aber beständiges Scharren, ein Schnüffeln und dann ein erschrockenes Quieken, auf das wieder Stille folgte.
    Und irgendwo dort in der Dunkelheit kauerte ein schrumpliges, blasses Wesen. Es befand sich in einem Zustand irgendwo zwischen Schlaf und Bewusstlosigkeit und zuckte hin und wieder, gab aber keinen Laut von sich. Manchmal wachte es auf, blickte mit großen leeren Augen panisch umher, als fürchtete es einen Verfolger oder vielleicht auch nur einen Schatten. Dann sank es wieder in sich zusammen und wimmerte leise, bis es wieder einschlief. Das Wesen besaß keine richtige Form. Es war ein undefinierbarer Klumpen aus weichem Fleisch und nackter Haut, die mit unzähligen Wunden übersät war, die vor sich hineiterten und in der feuchten Höhlenluft nur langsam heilten. Ein unförmiger Kopf war zwar vorhanden, doch Arme und Beine wuchsen nur in Ansätzen als kurze Stummel aus dem schwammigen Körper heraus. Das Wesen hatte vieles vergessen. Einst hatte es einen Namen gehabt, doch es erinnerte sich nicht mehr daran. Hin und wieder träumte es davon, dass es einmal wunderschön gewesen war, doch wenn es aufwachte, wusste es nicht, ob es nur ein Traum oder doch eine Erinnerung war.
    Tage und Nächte vergingen, ohne dass das Wesen den Verlauf der Zeit spürte. Die Wunden heilten, und manche Erinnerungen kehrten zurück. Erinnerungen an einen Wald aus grünen Ranken, in dem es einst gelebt hatte, Erinnerungen an das Gefühl, wie großer Hunger gestillt wurde und welche Freude das bereiten konnte.
    Doch die deutlichste Erinnerung war der Schmerz. Er war immer da, in der Wirklichkeit und im Kopf des Wesens. Ihm war großer Schmerz zugefügt worden, und es war sich sicher, dass das zu seinem jetzigen Zustand geführt hatte.
    Dann erschienen dem Wesen eines Nachts die Bilder der Kreaturen, die für den Schmerz verantwortlich waren, im Traum und es wachte schreiend auf. Das Echo seiner Stimme hallte von den Wänden der Höhle wider und es erkannte den Klang. Es? Nein, sie! Sie war kein neutrales Etwas, sondern ein weibliches Wesen. Sie war einst wunderschön und stark gewesen und nun war sie entstellt und verwundet und vegetierte in einer stinkenden feuchten Höhle vor sich hin. Wieder sah sie im Geiste jene, die ihr das angetan hatten. Sie erinnerte sich, dass diese beiden Wesen sie töten wollten und es ihnen beinahe gelungen wäre. Doch sie hatte fliehen können.
    Wie? , versuchte sie sich zu entsinnen. Eine Schlange! Sie war eine Schlange gewesen, wunderschön und tödlich. Dann war der Schmerz gekommen und hatte sie verbrannt und plötzlich war sie in der Luft gewesen und davongeflogen. Eine Fliege , schoss es ihr durch den Kopf. Sie war eine Fliege geworden und war bis hierher geflogen, um sich mit letzter Kraft in dieser Höhle zu verkriechen.
    Die Gestalt ist wandelbar , erinnerte sie sich. Du bist nicht an einen Körper gefesselt. Du kannst alles sein, was du willst.
    Ein plötzliches Gefühl des Verlusts überkam sie. Sie war in dieser unansehnlichen Form gefangen und wusste nicht, ob sie sich je wieder davon würde befreien können. Doch sie würde es müssen, wenn sie Rache für das üben wollte, was ihre Peiniger ihr angetan hatten. Zwei

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