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0960 - In den Nebeln

0960 - In den Nebeln

Titel: 0960 - In den Nebeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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besiegen.«
    »Das hätte vielleicht am Anfang funktioniert, doch mittlerweile ist sie viel zu stark geworden«, widersprach das Fledermauswesen. »Sie kann dich mittels eines Gedankens töten, wenn sie will. Und dann nimmt sie deine Lebensenergie in sich auf und wird noch mächtiger. Selbst mit vereinten Kräften können wir sie nicht besiegen.«
    »Dann brauchen wir Hilfe.«
    »Und woher soll die kommen?«, wollte das zweifelnde Fledermauswesen wissen.
    »Vielleicht war sie schon hier. Ihr alle habt mitbekommen oder zumindest davon gehört, dass der Fürst der Finsternis und der Erzdämon Asmodis hier waren. Sie sprachen mit Urkonis und wollten etwas über den Nebel erfahren. Vielleicht können sie uns helfen, die Tyrannin zu besiegen.«
    »Vielleicht sind sie aber auch hier, um sich der Tyrannin in ihrer Schreckensherrschaft anzuschließen. Oder um einfach nur an ihre Stelle zu treten. Glaubst du, einen Erzdämon kümmert, wie es uns ergeht? Er sucht höchstens ein paar neue Speichellecker, die er treten kann, wenn er schlecht gelaunt ist.«
    »Was, wenn es nicht so ist? Was, wenn wir die beiden Mächtigen überzeugen können, dass die Tyrannin vernichtet werden muss? Schlimmer kann es doch nicht mehr werden. Selbst wenn wir danach unter der Herrschaft eines anderen Tyrannen stehen, kann dieser nicht so entsetzlich sein, wie unsere jetzige Unterdrückerin.« Das Ziegengesicht wurde immer lauter und aufgebrachter, was auf seinen Diskussionsgegner jedoch keinerlei Auswirkungen hatte.
    »Und wie willst du sie überzeugen?«, fragte dieser umgehend. »Sie sind in den Nebel gegangen und werden wahrscheinlich nie wieder zurückkehren. Und wenn die Tyrannin von deinen rebellischen Gedanken erfährt, wird sie dich ohnehin töten, so wie jeden, der dir zugestimmt hat.«
    »Aber wenigstens werde ich es versucht haben. Und was bringt es, weiterzuexistieren, wenn man nur noch in Furcht lebt? Wir kauern in dieser elenden Einöde und warten darauf, dass die Tyrannin auftaucht, um wieder einen von uns zu erledigen, damit wenigstens mal was passiert und wir froh sein können, dass es uns nicht erwischt hat. Ich werde das nicht mehr hinnehmen und wer sich mir anschließen will, soll sich in einer Stunde hier einfinden. Dann werde ich denjenigen von euch, die sich als klug erwiesen haben, meinen Plan verkünden.« Damit beendete der Redner seine Ansprache und kletterte vom Felsen herunter.
    Wieder erhob sich Gemurmel. Viele schienen von den Worten des Ziegengesichts zum Nachdenken angeregt worden zu sein, doch die Furcht war bei den meisten immer noch stärker als der Wunsch nach einer Rebellion, die mit sehr viel Glück vielleicht zur Freiheit führen mochte. Denn was würde dann sein? Was würden sie tun, wenn die Tyrannin besiegt wäre? Wohin würden sie gehen?
    So sehr sie ihre Schreckensherrschaft auch verabscheuten, war es doch das Einzige, was sie noch hatten, seitdem es keine Hölle mehr gab.
    ***
    Der Baum war sogar noch gewaltiger, als Asmodis ihn sich aufgrund der Bilder, die er im Saal des Wissens in Caermardhin gesehen hatte, vorgestellt hatte. Sie waren durch ein immer dichteres Pflanzengeflecht gekrochen, das selbst Lea nicht mehr ganz unter Kontrolle zu haben schien, und hatten sich auf den letzten Metern immer wieder losreißen müssen, um überhaupt vom Fleck zu kommen. Dann hatten sich die Ranken plötzlich wieder gelichtet und der Baum war in seiner ganzen entsetzlichen Abscheulichkeit vor ihnen aufgetaucht. Es war ein riesiges, knorriges Ding mit unzähligen gewundenen Ästen und einer Aura, die kein Leben auf ihm duldete, bis auf dasjenige, das er selbst erschaffen hatte. Dünne, hellgrüne Ranken krochen überall auf ihm herum wie kleine Schlangen, die nur darauf warteten ihre giftigen Zähne in unvorsichtige Opfer zu schlagen. Moose, Flechten und Pilze, deren Sporen wie tödliche Staubpartikel in der Luft schwebten und im dämmrigen Licht träge tanzten, wuchsen auf den Ästen und der Rinde und hüllten den Baum in einen kränklich-grünen, schleimigen Pelz. Die Luft um ihn herum war modrig, feucht und stickig wie in einem Komposthaufen und pulsierte regelrecht vor Bosheit.
    Lea, die bereits ein paar Schritte vorausgegangen war, drehte sich zu Asmodis und Fu Long um. Die beiden sahen nicht gut aus. Sie hielten sich zwar tapfer auf den Beinen, doch sie erkannte die eindeutigen Anzeichen, dass sich der Nebel ihrer bemächtigt hatte. Keiner von beiden hatte sich bisher dazu geäußert, und Lea vermutete, dass

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