0962 - Allianz gegen den Wahnsinn
und warten, bis die Gemüter sich beruhigt haben. Das wird dauern, aber er wird auch das überstehen. Wie es mit seinem Selbstbewusstsein aussieht, das ist eine ganz andere Geschichte.«
Der Vampir berichtete auch von der Entdeckung, die er und Berr gemacht hatten. Zamorra nickte zufrieden. Das konnte unter Umständen einmal von entscheidender Bedeutung sein. Er war nur erleichtert, dass die Barriere offenbar doch nicht komplett eingebrochen war.
Was er Starless zu berichten hatte, war allerdings auch nicht unbedingt für Jubelstürme gedacht. Der Vampir sagte nicht viel dazu. Was war da auch noch zu sagen. An allen Fronten gab es ein klein wenig Hoffnung, doch keinerlei Aussicht auf einen raschen und schmerzlosen Sieg.
Ted Ewigk besaß seine Erinnerungen wieder - Tan Morano war angeschlagen.
Für den Moment musste das ganz einfach ausreichen, auch wenn sich Zamorra mehr erhofft hatte. Starless erging es da sicher nicht viel anders.
Die beiden Männer verabschiedeten sich mit einem kurzen Kopfnicken voneinander, dann war Starless verschwunden.
Sie hatten miteinander eine Allianz gegründet - keine Freundschaft.
Und die würde es zwischen dem Professor und Starless auch niemals geben, denn war ein skrupelloser Killer und hatte Manja Bannier getötet.
Das vergaß Zamorra ganz sicher nicht.
Er las in seinem Arbeitsraum die eingegangenen Nachrichten, dann sah er die Post durch. Das alles war relativ unwichtig und konnte allemal warten. Zamorra blickte aus dem Panoramafenster. Es wurde draußen schon dunkel, was sicher der miesen Witterung zu verdanken war, die der Sonne einfach keine Chance ließ. Das jedoch war ihm jetzt auch gleichgültig.
Dort, wo er nun hingehen wollte, benötigte er kein Tageslicht…
***
Der Parapsychologe versuchte sich exakt an den Tag zu erinnern, an dem er Ted Ewigk in den Katakomben von Château Montagne gefunden hatte. Damals war er in die Kellergewölbe gestiegen, weil er routinemäßig nach der Kolonie der Regenbogenblumen schauen wollte. Das war eine Prozedur, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Im Grunde gab es hier überhaupt nichts zu kontrollieren, doch man konnte nie wissen, welche unangenehmen Überraschungen selbst unter dem eigenen Häuschen auf einen lauerten. Gut, Château Montagne als Häuschen zu bezeichnen war maßloses Understatement, das gab Zamorra ja zu.
Das Château war vor knapp eintausend Jahren von Zamorras schwarzmagischem Vorfahr Leonardo deMontagne erbaut worden. Was der allerdings mittels Sklaven und Schwarzer Magie unterhalb des Gebäudes in den Fels getrieben hatte, konnte man nur als Labyrinth bezeichnen.
Immer wieder hatte der Professor sich fest vorgenommen, die ungezählten Gänge und Kammern nun endgültig zu erforschen; eben so oft war das daran gescheitert, dass seine Anwesenheit irgendwo auf der Welt, in der Hölle oder auf fremden Planeten notwendig gewesen war.
Und so schob er es Jahr für Jahr vor sich her.
Wenn er dieses Thema bei Nicole anschlug, lachte die ihn schon lange nur noch aus.
Heute jedoch wollte er keine Forschungen nach unbekannten Bereichen betreiben, sondern die eine ganz bestimmte Stelle finden, an der Ted Ewigk hier unten aufgetaucht war.
Mit einer extrem lichtstarken Stablampe ausgestattet, stand er nun vor dem Raum, in dem die Regenbogenblumen zu finden waren. Wohin genau hatte er sich damals gewendet? Sehr weit war er nicht in den Gang eingedrungen, der von hieraus abging.
Zamorra machte bedächtige Schritte, auch wenn der Lichtkegel ausreichend Helligkeit abgab. Nach wenigen Metern blieb er stehen und leuchtete den Boden intensiv ab.
Hier war es gewesen. Ja, er war sich seiner Sache sicher.
Der Meister des Übersinnlichen ging in die Hocke. Und nun? Was hatte er gehofft hier zu finden? Genau wusste er das auch nicht, doch noch wollte er nicht aufgeben. War Ted aus der anderen Richtung des Ganges gekommen? Oder aus einer der Kammern, die links und rechts in den Stein gehauen worden waren?
Zamorra kam wieder in die Höhe. Vielleicht gab es ja irgendeine Spur.
Nur ein paar Schritt weiter blieb er wie angewurzelt stehen. Der Boden unter seinen Füßen hatte sich offenbar verändert. Der Lichtkegel zeigte ihm, dass er sich nicht geirrt hatte. Der Boden der Katakomben war nichts weiter als grober Fels, der - so weit notwendig - geebnet worden war.
Doch direkt unter Zamorra sah das ganz anders aus. Das war, als hätte irgendjemand mit schwerem Gerät tiefe Riefen in den Fels gezogen. Wie von den Krallen
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