0964 - Schwingen des Geistes
aus einem Hexenkessel.
Bei exakteren Messungen stellte Bull auch Sauerstoffelder in den oberen Atmosphäreschichten fest, die sich mit dem frei vorhandenen Wasserstoff an den Rändern zu Wasser verbanden. Dieses fror bei Temperaturen von unter -130 Grad Celsius jedoch sofort aus und sank in Form von Eisbänken zur Planetenoberfläche hinab.
Angesichts dieser Bedingungen wagte es Bull nicht, die Space-Jet innerhalb der Atmosphäre an die K-B112 anzudocken. Das Risiko wäre doch zu groß gewesen, und so wartete er lieber, bis die Relaisstation die gewünschte Funkverbindung herstellte.
Es verging fast eine halbe Stunde, bis es endlich soweit war und Hank Defoeld von der MEGALIS sich meldete.
Bull gab sich zu erkennen und verlangte anschließend: „Kommen Sie mit Ihrer Korvette in den Orbit, damit wir an Bord gehen können. Haben Sie denn geschlafen, daß Sie unseren Anruf nicht sofort beantwortet haben?"
„Keineswegs", erwiderte Defoeld. „Wir waren nur mitten in einem wichtigen Experiment, das unsere ganze Konzentration erforderte. Genaugenommen ist es noch immer nicht abgeschlossen, nur ist es nun zu einer Rettungsaktion geworden. Ich fürchte, wir können die Planetenatmosphäre nicht verlassen, sonst ..."
„Was ist passiert?" fiel Bull ein.
„Wir haben einen Shift ausgeschleust, ihn jedoch aus der Ortung verloren."
„Einen Shift mit Besatzung?"
„Jawohl. Mit einem Mann und einer Frau."
„Sie Narr!" sagte Bull verächtlich. „In diesem Fall muß ich das Wagnis eingehen. Geben Sie ständig Ihre Position durch. Wir kommen hinunter."
„Ist das wirklich so gefährlich?" erkundigte sich Tobias Doofy.
„Ach wo", antwortete der Funker. „Ein Spaziergang bloß. Aber mit einem Spaziergang von Siganesen auf dem Freiheitsplatz von Terrania während einer Massenkundgebung vergleichbar."
Hamillers Assistent schluckte hörbar. Und als Bull mit der Space-Jet schräg in die wirbelnde Atmosphäre hineinstieß und diese von den tobenden Elementen durcheinandergeschüttelt wurde, wurde er immer stiller und gab schließlich überhaupt kein Lebenszeichen mehr von sich.
Bull mußte sein ganzes navigatorisches Können aufbieten, um die SpaceJet im Blindflug zu steuern. An den Einsatz des Autopiloten war unter diesen Bedingungen nicht zu denken, denn die Robotik war unter den ständig wechselnden Verhältnissen überfordert. Bull mußte sich größtenteils auf sein Gefühl und auf die Ortungsanzeigen verlassen. Dazu kam noch, daß er die Positionsangaben des Funkers beachten mußte, die dieser über den Standort der MEGALIS machte.
Endlich bekam Bull die Korvette auf den Ortungsschirm. Sie manövrierte in einem relativ ruhigen Gebiet, doch näherte sie sich bereits den Ausläufern eines Wirbelsturms.
Trotz der relativ guten äußeren Bedingungen wurde die Space-Jet immer wieder abgetrieben, und Bull verlor die Korvette aus der Ortung. Sie schien dauernd aus dem Monitor zu tanzen. Bull gelang es schließlich, eine windstille Phase dazu zu nützen, die SpaceJet bis auf einige hundert Meter an die MEGALIS heranzubringen.
Hank Defoeld schickte einen Synchronstrahl aus, so daß die Flugmanöver der beiden ungleichen Schiffe aufeinander abgestimmt werden konnten. Das brachte wenigstens den Vorteil mit sich, daß Bull sich auf das Andockmanöver selbst konzentrieren konnte.
Dennoch war es kein Kinderspiel, und die letzte Phase war die schwierigste. Obwohl Bull bei der Uberbrükkung der letzten paar Meter da all sein Fingerspitzengefühl aufwandte, krachte die Space-Jet mit ungeheurer Wucht gegen die Hülle der Korvette, als schließlich die Magnetkopplung stattfand. Nur der exakt funktionierende Andrucksabsorber verhinderte, daß die Insassen der Space-Jet die Erschütterung in vollem Ausmaß zu spüren bekamen.
„Geschafft", sagte Bull und lächelte befreit.
In diesem Moment erreichte sie der Zyklon, und die Schutzschirmprojektoren sprangen an, als die Reibung der Ammoniakschneewolken zu stark wurde.
Bull gab den anderen ein Zeichen, ihm zu folgen. Er verließ die Kommandokuppel und fuhr im Antigravschacht zur Bodenschleuse. Von der MEGALIS reichte bereits ein Energieschlauch herüber, so daß sie sofort auf die Korvette überwechseln konnten.
Der Kommandant erwartete sie an der Schleuse.
„Was ist mit dem Shift?a erkundigte sich Bull.
Defoeld schüttelte den Kopf.
„Ich hätte Sheila nicht nachgeben dürfen", sagte er niedergeschlagen. „Es besteht kaum Hoffnung, den Shift wiederzufinden. Wir müssen das
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