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0965 - Die zweite Unendlichkeit

0965 - Die zweite Unendlichkeit

Titel: 0965 - Die zweite Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Faden.«
    Zamorra nickte. Es bereitete ihm Mühe, die unfassbar tragische Geschichte der Campbells mental beiseite zu drängen, doch aktuell musste er sich um dringendere Dinge kümmern. »Fünf übersinnlich begabte Personen landen zur gleichen Zeit in diesem seltsamen Haus. Kann das Zufall sein? Möglich, ich bezweifle es aber. Irgendetwas oder irgendjemand will uns hier haben. Warum?«
    »Was ist mit der Frau von vorhin?«, unterbrach Ellie seine Gedanken. »Der Asiatin. Konnte sie auch etwas Übersinnliches?«
    Kyrgon, der noch immer am Fenster stand, als habe er mit den anderen nichts zu tun, grunzte. »Atmen schon mal nicht.«
    Zamorra ignorierte ihn. »Vielleicht sollten wir das überprüfen«, sagte er. »Zurückgehen und uns die Leiche genauer anschauen. In unserer Lage kann jede Information die entscheidende sein.« Ihm lag absolut nichts daran, abermals Gefahr zu laufen, den seltsamen Spinnenwesen zu begegnen, die hier die Flure unsicher machten, aber er musste jede Chance nutzen, wenn er mehr über dieses eigenartige Haus im Nichts erfahren wollte.
    Keine zwei Minuten später brachen sie auf.
    ***
    Der Anblick war völlig normal. Genau das machte ihn so unfassbar.
    Die Asiatin war fort. Ben, Ellie, Nicole, Zamorra und Kyrgon standen an der gleichen Stelle wie vorhin. Die Tür zu ihrem Zimmer war noch immer offen, und auch sonst schien alles unverändert zu sein. Einzig die Person, die jenseits dieser Schwelle einen qualvollen Erstickungstod erlitten hatte, war nirgends mehr zu sehen.
    »Das ist unmöglich«, murmelte Ellie. »Sie war tot. Und sie konnte sich da drin doch ohnehin kaum rühren - wie sollte sie es fortgeschafft haben?«
    »Vielleicht haben die Spinnen den Leichnam geholt«, schlug Ben vor. »Während wir in der Küche saßen. Ich kann sie zwar nicht erlauschen , aber ich gehe jede Wette ein, dass sich hier noch weitere dieser Viecher herumtreiben.«
    »Wäre möglich«, gab Nicole zurück. »Aber sind wir uns auch wirklich sicher, an der richtigen Tür zu stehen? Ich muss gestehen, dass ich mir während des Rückwegs nicht ganz sicher war, ob wir uns nicht das ein oder andere Mal im Gang vertan haben.«
    Zamorra musste ihr zustimmen. Auch er hatte unter leichter Orientierungslosigkeit gelitten. Aber er hatte gedacht, das läge an ihm allein. Als er die Küche verließ, hatte er wieder einen dieser seltsamen Aussetzer gehabt, und der hatte ihn ziemlich geschwächt. Erst jetzt fühlte er seine Kräfte wieder zu voller Stärke zurückkehren.
    Und dennoch. Aussetzer hin oder her, das ist die Tür , war er sich sicher. Die Spuren der Spinnensäure an den Wänden beweisen es. Irgendetwas ist hier geschehen, während wir woanders waren.
    Kyrgon trat näher zur Schwelle und sah in das Halbdunkel dahinter. Der leere Raum sah aus wie fast alle anderen, die Zamorra bisher betreten hatte. »Ich glaube, da spielt jemand ein Spielchen mit uns«, knurrte Kyrgon. »Leichenverstecken.«
    Ben nickte. »Den Eindruck habe ich auch. Irgendjemand zieht hier im Hintergrund die Fäden - und er scheint ganz offensichtlich einem Plan zu folgen. Wenn wir wissen wollen, was dieser Wahnsinn soll, müssen wir den Planer finden.«
    »Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen«, murmelte Nicole, »aber könnte es sein, dass er sich in dieser Richtung befindet?«
    Sofort drehten sich alle zu ihr um. Zamorras langjährige Gefährtin hatte, während die anderen ratlos staunend vor der menschenleeren Kammer standen, den Flurboden untersucht. Nun hockte sie ein paar Schritte entfernt von ihnen, berührte die staubigen Dielen mit den Fingerkuppen einer Hand und sah ihre Begleiter mit leichtem Triumph im Blick an.
    »Warum denken Sie das?«, wollte Kyrgon wissen. Abermals gewann seine Neugierde die Oberhand über seine Aggressivität.
    »Wegen dem hier«, antwortete Nicole und schaute vor sich auf den Boden. »Ich bin kein Fährtenleser, aber für mich sieht das wie eine aus.«
    Im Nu hatte sich die Gruppe um sie versammelt. Nun, aus der Nähe, erkannte auch Zamorra, wovon Nicole sprach - und es bestätigte seine Vermutung. Allerdings brachte es ihn nur sehr bedingt einer Antwort näher.
    Genau wie auf den Wänden, befanden sich auch auf den Bodendielen noch schleimige Überreste des Spinnenmonstrums, das der Meister des Übersinnlichen vorhin bekämpft hatte. Glibber, Schleim und vom säureartigen Sekret des Wesens aufgeweichtes Holz hatten sich vermischt und waren zu einer Art Paste geworden, die hier und da kleine

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