0966 - Der Weg des Jägers
blieb würgend auf dem gefliesten Boden liegen.
»Was weißt du schon? Du hast es gut gehabt. Aber vergiss niemals, dass du ohne mich in diesem Scheißjob feststecken würdest. Stellvertretender Filialleiter! Pah! Dass ich nicht lache.«
Die Stimme des älteren Kerth-Bruders klang nun schrill.
»Ich habe dich da rausgeholt und dir eine Chance geboten. Die Chance, mir zu helfen, so viel wie möglich von diesen schwarzmagischen Wichsern fertigzumachen. Etwas für die Menschen zu tun!«
Matthias kämpfte sich auf die Beine. »Wohin soll das noch führen?« Er zeigte auf Dylan. »Ich habe dir gleich gesagt, dass es keine gute Idee ist, den Jungen einzusperren. Ich hab es dir gesagt, aber du wolltest nicht hören.«
»Halt die Klappe! Lass mich meinen Job erledigen, wie ich es für richtig halte.«
»Wenn Sie uns gefangen nehmen, bestehlen und vielleicht noch Schlimmeres mit uns tun, sind Sie nicht besser, als die, die Sie bekämpfen!«
Nicoles Stimme ließ seinen Kopf herumfahren. Er musterte sie und trat vor ihren Käfig. »Wer ein Omelett zubereiten will, muss Eier zerschlagen. Sie kennen diesen Spruch, oder?«
In seinen Augen blitzte es, als er die nächsten Worte flüsterte.
»Die Wahl der Mittel ist irrelevant! Nur das Ergebnis zählt. Bei der Fremdenlegion habe ich eines gelernt: Mit Schwund muss man rechnen.«
Zamorra überlegte, ob er Kerth darauf hinweisen sollte, dass er diese Auffassung mit Asmodis gemein hatte. Und der war immerhin lange der Chef der Kreaturen gewesen, die Kerth glaubte, bekämpfen zu müssen. Er entschied sich dagegen, denn er wollte den Kerl nicht weiter reizen.
Leon lächelte. Es lag nichts Beruhigendes darin. »Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment.«
Er drehte sich um, ging an der Pritsche vorbei und verschwand in der dahinter liegenden Dunkelheit. Eine Tür öffnete sich und fiel scheppernd wieder zu.
»Matthias, hören Sie mir zu«, zischte Zamorra. »Sie haben gehört, was Ihr Bruder gesagt hat. Das können Sie nicht zulassen. Helfen Sie uns.«
Der Dicke blickte zum Parapsychologen herüber. Er schwankte wie ein Schilfhalm im Wind - bei seiner Körperfülle ein gewagter und doch treffender Vergleich -, drohte jeden Moment umzufallen und sah sich aus glasigen Augen um.
»Sie haben uns doch erkannt«, schaltete sich Nicole ein. »Wir sind Dämonenjäger. Wir haben ein gemeinsames Ziel. Leon hat dieses Ziel aus den Augen verloren. Sind wir nicht Ihre Vorbilder?«
Matthias schüttelte den Kopf. »Aber er ist meine Familie«, murmelte er.
Es lagen so viel Verzweiflung und Unsicherheit in diesen Worten, dass es Zamorra förmlich das Herz zerriss. In diesem Augenblick sah er in dem Mann nicht den knapp Dreißigjährigen, der von seinem älteren Bruder gegängelt und misshandelt wurde, was schon schlimm genug war. Nein, er sah den kleinen Jungen, der durch den Verlust der Eltern jegliche Geborgenheit und Zuneigung verloren hatte.
Aber darauf konnte der Professor keine Rücksicht nehmen.
»Besinnen Sie sich. Tun Sie das Richtige. Holen Sie uns hier raus. Leon muss aufgehalten werden, damit er nicht noch mehr Schaden anrichten kann. Sie wissen, dass das…«
Weiter kam Zamorra nicht.
Das Geräusch der zukrachenden Tür ertönte. Dann ein dumpfes Rollen wie von einer Kegelkugel. Tatsächlich kullerte etwas über den Boden und kam dicht vor Zamorras Käfig zur Ruhe.
Der Parapsychologe keuchte. Er hörte, wie Nicole die Luft in die Lungen sog. Vor ihnen lag ein abgetrennter Frauenkopf.
»Wie Sie sehen, meine ich es ernst.« Mit diesen Worten trat Leon ins Licht zurück. »Glauben Sie also nicht, dass ich Skrupel hätte, Sie zu beseitigen.«
Zamorra sah fassungslos in das Gesicht der Toten.
»Gut! Und da das jetzt geklärt ist, Herr Professor , kommen wir endlich zum Kern unserer Unterhaltung.«
Leon hob den rechten Unterarm, schob den Ärmel hoch und entblößte den magischen Tattooreif.
»Wie funktioniert der? Wie kann ich ihn zuverlässiger machen?« Der Wahnsinn funkelte in seinen Augen. »Denken Sie daran. Wenn mir nicht gefällt, was ich höre, oder Sie keinen Wert für mich besitzen, werde ich Sie wie diese junge Dame an meine Freunde verfüttern.«
»Das kannst du nicht machen!«, begehrte sein Bruder auf.
Leon hob drohend die Hand und Matthias zuckte zusammen. »Ich entscheide, was ich tun kann! Nicht du weicher Fettsack. Sieh doch nur, was aus dir geworden ist. Wie willst du so gegen Dämonen bestehen? Sag es mir!«
»Ich will nicht…«
»Ach, halt
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