0966 - Die Angst der Psychonautin
ich.
»Gut. Du auch, Suko?«
»Nein, ich trinke nichts.« Er ging in unser Büro und schlug wütend mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, was bei ihm schon etwas heißen sollte, wo er stets beherrscht war.
Ich blieb bei Glenda. »Es ist beschissen gelaufen, wie?« Sie schloß die Tür eines Wandschranks auf, wo die Flasche für besondere Gelegenheiten stand.
»Das kannst du wohl sagen.«
»Hier, gieß dir selbst ein.«
Ich gönnte mir etwas mehr als gewöhnlich und reichte Glenda die Flasche zurück. Nach zwei Schlucken stellte ich das Glas ab. Es war noch nicht leer. »Diesmal sind wir nur zweiter Sieger«, erklärte ich.
»Bis jetzt, John.«
»Danke, Glenda, aber auch das kann meine Laune nicht bessern. Die vier Typen kommen frei, obwohl sie eine Entführung und zwei Morde vorgehabt hatten, wobei sie noch unseren Wagen zerschossen und wir Glück hatten, nicht getroffen zu werden. Vielleicht war auch noch ein fünfter dabei, der den Müllwagen gefahren hat.«
»Was ist denn in der letzten Nacht genau vorgefallen?«
Ich gab ihr in Stichworten einen Bericht und sagte zum Schluß: »Du kannst dich mit allen Leuten anlegen, Glenda, nur nicht mit einem mächtigen Geheimdienst. Da ziehst du immer den kürzeren. Vorausgesetzt, du hast die Chance, noch am Leben zu bleiben.«
»Ist es denn so schlimm?«
»Ja, die wollten uns abschießen wie die Hasen. Ohne Rücksicht.« Ich hob einen Finger. »Wenn jemand so etwas tut, dann muß es um verdammt viel gehen.«
»Das denke ich auch. Aber um was, John?«
»Um die Psychonauten.«
Sie nickte. »Was können diese Leute damit vorhaben? Hast du schon darüber nachgedacht?«
»Ja, denn du darfst nicht vergessen, daß sie sehr alt sind und ein geheimes Wissen besitzen, das es noch gibt, aber verschollen ist. Diese NSG interessierte sich eben für alles. Vergleich sie mit einer Krake, die ihre Tentakel überall hinstreckt und alles umfassen will. Das ist schlimm, aber eine Tatsache. Es ist praktisch ein Geheimdienst hinter den Geheimdiensten.«
Glenda holte tief Luft. Meine Worte hatten sie geärgert. Es war an ihren roten Wangen anzusehen. »Und dieser Geheimdienst ist in einem fremden Land ebenso mächtig wie im eigenen?« Sie schüttelte sich.
»Das will mir nicht in den Kopf.«
»Mir auch nicht, Glenda, aber was soll ich dagegen tun? Selbst Sir James kam nicht dagegen an. Er bekam von oben Druck.«
»Das habe ich gesehen.«
»Wieso?«
»Sein Gesicht sprach Bände.«
Ich leerte das Glas. »Eigentlich wollte ich dich fragen, ob es etwas Neues gegeben hat, was Sir James dir mitteilte…«
»Nein, John. Er ist nicht in seinem Büro. Ich weiß nur, daß er Besuch bekommen hat.«
»Wer kam denn?«
»Jemand aus dem Ministerium.«
»Auch das noch. Erst dieser Anwalt und dann…«
»Du meinst Sidney Walbrook?«
»Genau den.«
»Der wollte Sir James ebenfalls sprechen. Er ist nicht in sein Büro gegangen, sondern woanders hin. Das passierte kurz vor eurem Eintreffen hier.«
Ich winkte ab. »Ja, ja, ich kann mir vorstellen, was dort jetzt abläuft. Die vier Killer werden als unerwünschte Personen abgeschoben. So ist das nun mal.«
»Und wir schauen in die Röhre.«
»Ja«, erwiderte ich knirschend. »Bis gleich. Und danke für den guten Cognac.«
»Wolltest du nicht noch einen Kaffee?«
»Laß mal gut sein. In der Stimmung würde mir nicht mal dein Kaffee schmecken. Das ist nichts gegen dich persönlich, Glenda, aber ich bin echt sauer.«
Sie war mir gefolgt und blieb in der offenen Tür stehen. »Wollt ihr den Fall denn dann abschließen?«
»Von wollen kann keine Rede sein«, erklärte Suko. »Wir müssen es auf oberste Weisung hin tun.«
»Auch das noch.«
Suko hockte ebenso frustriert auf seinem Platz wie ich. Von mir bekam er noch einen Kurzbericht über das, was Glenda mir von Sir James erzählt hatte.
»Verflixt, John, das wird den Alten hart treffen. Dabei ist die Beweislage klar. Die Experten der Spurensicherung haben ein Telefax geschickt.« Er schlug auf drei Blätter. »Es ist alles klar. Man hat auf uns geschossen, den Rover können wir zum Schrottplatz tragen, es steht also alles fest. Und die Hundesöhne verschwinden, um auch weiterhin ihrem Killerjob nachgehen zu können.«
»So kann es kommen.«
Mein Freund schwieg. Was sollten wir auch sagen? Uns waren die Hände gebunden. Selbst Sir James kam nicht weiter, und dessen Einfluß durfte beileibe nicht unterschätzt werden.
»Auf was warten wir jetzt, John?«
»Bestimmt nicht auf
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