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0968 - Die Greise von Eden

0968 - Die Greise von Eden

Titel: 0968 - Die Greise von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Nikolaus, weil ihnen so wenig gemeinsame Zeit vergönnt gewesen war?
    Wie stets fand sie darauf keine Antwort.
    Neuerdings aber schweiften ihre Gedanken zu einer weiteren Variante, die Fragen aufwarf: Falls Nikolaus erfolgreich gewesen wäre und ihr heute gegenüberträte, mit einem Mittel - nach dem er ja eigenem Bekunden zufolge hatte suchen wollen -, das in der Lage wäre, Neles greisenhaften Körper wieder zu verjüngen, auf den Stand einer Zwanzigjährigen beispielsweise, was hätte das für sie beide für Konsequenzen? Konnte man die Zeit einfach zurückdrehen? Konnte sie, Nele, vergessen, dass sie eine halbe Ewigkeit im Körper einer alten Frau gefangen gewesen war? Das eigene Erscheinungsbild hatte sich mit den Jahren auch in ihrem Geist niedergeschlagen. So wie jeder Mensch ein Selbstbild von sich hatte, war Nele irgendwann auch innerlich zu dem geworden, was ihr Äußeres vorspiegelte.
    Ließ sich so etwas automatisch revidieren, indem die Biologie des Körpers verändert wurde? Oder wirkte das, was Eden zu schenken vermochte, ohnehin ganzheitlich, also auf Körper und Geist gleichermaßen?
    Ob ich es je erfahren werde, steht in den Sternen , dachte Nele.
    Eigentlich hätte sie denken müssen:… liegt in Gottes Hand.
    Aber irgendwann auf dem langen steinigen Weg durch die Zeiten war ihr das Gottvertrauen abhandengekommen. Wenn überhaupt, setzte sie ihre Hoffnungen in Nikolaus.
    Was nur aus ihm geworden ist? Was hat ihn damals scheitern lassen? Wäre er erfolgreich gewesen, er hätte mich gefunden. Oder hatte er sich einfach gescheut, ihr die bittere Wahrheit zu übermitteln - die, dass er Eden zwar gefunden hatte, dort aber kein Mittel existierte, verlorene Jugend wiederzuschenken?
    Seufzend legte Nele den Kopf zur Seite. Eine Träne rollte über ihre Wange und wurde vom Stoffbezug des Kissens aufgesogen.
    Das war der Moment, in dem sie unter anderen Umständen eingeschlafen wäre.
    Hier und jetzt aber - war es der Moment, als die Tür ihres Zimmers aufgebrochen wurde und schattenhafte Gestalten in den Raum drängten.
    Nele wurde völlig überrumpelt, dennoch gelang es ihr, sich in den Geister-Modus zu retten. Instinktiv löste sie ihre Gabe aus.
    Die Hände der Häscher, die nach ihr greifen wollten, stießen ins Leere. Verblüffung verwandelte ihre Gesichter in Grimassen. Gesichter, die sichtbar wurden, weil jemand das Deckenlicht anschaltete.
    Obwohl Nele unverändert dalag, durchwühlten die Kerle das Bett, aus dem sie für sie verschwunden war.
    Paul , durchzuckte es Nele. Wahrscheinlich wurde er zeitgleich überfallen.
    Wer waren diese Männer, und warum vergriffen sie sich an einer alten Frau und deren Begleiter?
    Bevor sich Nele weiter mit dieser Frage beschäftigen konnte, geschah etwas zutiefst Verstörendes.
    Ein Fremder, von dessen Charisma sie schier erschlagen wurde, drängte aus dem Hintergrund nach vorn, schob die anderen beiseite und beugte sich über das Bett.
    Im nächsten Moment stießen die behandschuhten Fäuste vor…
    ... und Nele zappelte in seinem erbarmungslosen Griff.
    ***
    Erst als sie zu sich kam, wurde ihr gewahr, dass sie das Bewusstsein verloren hatte.
    Oder doch nur geträumt - alles nur geträumt?
    Sie hob die Augenlider mit einer Kraftanstrengung, als wären es Kilogewichte.
    Eine Stimme sagte: »Sei willkommen.«
    Das Irritierende: Nele hörte , dass der Mann, der neben ihrem Bett auf einem schlichten, ungepolsterten Holzstuhl saß - in einem Zimmer, das keinerlei Ähnlichkeit mit dem hatte, in dem Nele sich schlafen gelegt hatte - in einem fremdländischen, vermutlich arabischen Idiom zu ihr sprach. Trotzdem glitt die Bedeutung seiner Worte wie in einer Simultanübersetzung in ihren Geist.
    Statt den Gruß zu erwidern, fluchte sie.
    Das Gesicht des Mannes blieb unbewegt.
    »Wo bin ich hier?«, fauchte Nele ihn an und stützte sich auf die Ellbogen. Sie spürte Widerstand, einen Zug, an ihrem rechten Handgelenk. Als sie an sich herunter schaute, sah sie, dass sie mit einer Fessel an das Handgelenk des Unbekannten gebunden war, unmittelbar über der behandschuhten Hand. Verständnislos bemerkte sie, dass die Kette von winzigen Elmsfeuern umspielt wurde. Wie elektrische Lichtbögen wanderten sie die Fessel auf und ab.
    Nele zerrte an der Fessel. »Und was soll das?«
    Der Fremde blieb äußerlich gelassen.
    »Zuguterletzt«, fuhr Nele fort, »wer bist du?«
    »Mein Name? Zalay Saleh«, sagte der Araber mit angenehmer Stimme - die aber nicht darüber hinwegtäuschen

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