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0968 - Die Greise von Eden

0968 - Die Greise von Eden

Titel: 0968 - Die Greise von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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bezähmte seine Wut, konnte sich aber ein barsches »Was soll das?« auf Englisch nicht verkneifen.
    Der Fremde spuckte ihm ins Gesicht.
    Mit Hogarth drohten die Sicherungen durchzugehen. Nele zischte beruhigend: »Nicht provozieren lassen!«
    Gleichzeitig zuckte der Provokateur zurück, drehte spielerisch seine Waffe und zielte mit dem Lauf auf den Mann von Scotland Yard. In radebrechendem Englisch blaffte er: »Ich dich töten! Ungläubiger Hund! Sofort wenden und verschwinden, sonst toter Mann du! Kein Spaß! Larko kein Spaß verstehen!«
    »Tu, was er sagt«, flüsterte Nele.
    »Aber -«
    Hogarth sah, wie der Finger des Milizionärs sich gefährlich fest um den Abzug seiner MPi legte. Nur ein klein wenig mehr Druck und…
    »Okay, okay!« Hogarth hob beschwichtigend die Arme. »Wir verschwinden ja schon. Darf man wenigstens erfahren, warum wir unerwünscht sind?«
    Der Milizionär hieb Hogarth den Stahl des Waffenlaufs gegen die Schläfe. Für Sekunden sah er nur noch Sterne. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund und legte den Rückwärtsgang ein.
    Benommen wendete er und lenkte den Jeep in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
    ***
    Außer Sichtweite der Sperre stoppte Hogarth den Leihwagen.
    »Was war denn mit denen los? Welche Laus mag denen über die Leber gelaufen sein?«
    Nele zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Aber wenn ich richtig beobachtet habe, gilt ihre Kontrolle nicht nur Ankömmlingen, sondern auch denen, die die Stadt verlassen. Eigentlich haben sie nur die richtig gefilzt, die aus Al Karak herauskamen.«
    Hogarth nickte. »Offenbar suchen sie jemanden.«
    »Oder etwas.«
    »Oder etwas.« Hogarth nickte. »Was machen wir jetzt? Eigentlich wollten wir uns in Al Karak umhören, Augen und Ohren aufsperren. Du weißt schon, wegen Nikolaus.«
    Nele sah ihn merkwürdig an.
    »Warum sagst du nichts. War das nicht unser Plan?«
    »Ich wäre niemals so weit gereist, wenn ich denken müsste, wir seien darauf angewiesen, Leute der Gegenwart nach einem Mann zu befragen, der hier vor Hunderten von Jahren vorbeigekommen ist.«
    Hogarth blinzelte irritiert. »Aber das war der Plan . So hast du es mir jedenfalls -«
    Sie brachte ihn mit einem Lächeln zum Schweigen. Hogarth fühlte sich wie ein Trottel. Am meisten deshalb, weil ihm erst Neles Worte die Augen darüber geöffnet hatten, wie aussichtslos das von ihm skizzierte Unterfangen in der Praxis sein musste.
    »Okay, ich höre.«
    Neles Lächeln erlosch. »Ich vertraue darauf, es zu fühlen, wenn wir eine Spur gefunden haben, die in Zusammenhang mit Nikolaus steht. Ich mache mir keine Hoffnung, ihm nach so langer Zeit irgendwo über den Weg zu laufen - aber es könnte sein, dass Orte, Plätze, die er einst besuchte, immer noch… nun, immer noch etwas von ihm zurückbehalten haben.«
    »Was?«
    »Du hast ihn nicht gekannt. Er hatte… hat eine ungeheuerliche Präsenz.«
    »Die hast du auch.«
    Das war nicht gelogen.
    Und Nele schien nichts dabei zu finden, ihm zuzustimmen. »Eben. Er und ich, wir sind Seelenverwandte - das waren wir damals, und das sind wir noch immer. Falls er noch lebt.«
    »Aber er hatte…« Auch Hogarth korrigierte sich. »… hat nicht die Gabe, die du besitzt - du weißt schon, was ich meine.«
    »Er hat zweifellos eine Gabe, sie drückt sich bei ihm nur anders aus. Ich kann mich unsichtbar machen - na ja, so etwas Ähnliches jedenfalls. Und er konnte mich selbst dann sehen, wenn ich diese Fähigkeit einsetzte.«
    Hogarth nickte. »Du nimmst selbst Dinge, die du berührst, mit in die Unsichtbarkeit - zumindest die, die du unsichtbar machen willst.«
    »Ich denke schon kaum noch darüber nach. Früher war es anstrengend, heute kann ich es einsetzen, wann immer es mir nützlich erscheint. Aber zurück zu Nikolaus' Gabe: Bei unserer letzten Begegnung vertrat er die Auffassung, dass nur sein besonderes Talent ihm ermöglichte, den Zugang nach Eden zu finden. Für jeden anderen Menschen scheint dieses ›Tor‹ unsichtbar zu sein.«
    »Wenn es Eden wirklich gibt«, sagte Hogarth, »nennt die Bibel dafür triftige Gründe. Wir Menschen wurden schließlich daraus verstoßen. Verbannt. Bliebe die Frage, wie wir es finden sollen.«
    »Ich suche Nikolaus, nicht Eden.«
    Hogarth legte die Stirn in Falten. »Und wenn er sich immer noch dort befindet?«
    Neles Miene blieb undeutbar. »Wir werden sehen. Wie heißt es so schön? Step by step.«
    »Was hast du vor?«
    »Wir kehren um.«
    »Damit haben wir ja schon begonnen.« Hogarth

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