0968 - Ritter, Blut und Teufel
leere Rüstung, wie man sie überall in den Museen findet, nein, man hatte eine Puppe gebaut, sie kampfmäßig angezogen und ihr einen Helm aufgesetzt.
Der Mann, der diesen Ritter so zurechtgemacht hatte, war leider verstorben. Ihn konnte ich nicht mehr fragen, aber ich ging auch von einem anderen Gedanken aus.
Wenn sich jemand verstecken will, der etwas auf dem Kerbholz hat, der aber seine Spur verwischen möchte, der verbirgt sich zumeist dort, wo man ihn nicht vermutet. Manchmal ist das auch der Ort der Tat.
Deshalb war das Museum so wichtig für mich, da ich diesem Gedankengang folgte.
Ich konnte mich natürlich irren, aber irgendwo mußte ich mal anfangen, und das war eben der Tatort selbst.
Nur den Mörder hatte ich bisher noch nicht entdeckt. So stand meine Theorie weiterhin auf schwankenden Bohlen.
Ich trat wieder über die Absperrung hinweg und dachte daran, alle Räume des Museums zu durchsuchen. Nicht nur im Parterre, auch in der ersten Etage waren die Zimmer des ehemaligen Bürgerhauses als Ausstellungsräume umfunktioniert worden.
Da ich den Plan im Kopf hatte, wußte ich auch, wo ich die Treppe finden konnte. Zurück brauchte ich nicht. Der normale Rundgang führte direkt zu ihr.
Ich passierte einen unförmigen Gegenstand, der wegen seines Rohrs hoch bis zur Decke reichte. Es war ein alter Kachelofen, dessen Klappe offenstand wie das düstere Maul eines Ghouls, der nur darauf wartet, seine Beute verschlingen zu können.
Der Ofen blieb zurück. Ich erreichte eine ziemlich düstere Stelle und verließ mich wieder auf auf das Licht. Tanzender Staub wurde in dem Strahl sichtbar. Große Möbelstücke standen mir im Weg, aber ich respektierte die Absperrung, obwohl es mich schon reizte, den einen oder anderen Schrank zu öffnen, denn er eignete sich auch als Versteck.
In einem schaute ich nach.
Der Schrank war leer.
Ich schloß die Tür wieder, die erst Druck bekommen mußte, dann bewegte ich mich nach links.
An der Wand hingen alte Bilder. Ölschinken, wie sie früher so geliebt worden waren.
Weiter Möbelstücke versperrten mir nicht den Weg, der genau dort endete, wo die Holztreppe begann. Sie lag zwar nicht im Bereich des Eingangs, aber auf dessen Seite, und es gab auch ein Fenster, durch das Licht in das Museum strömte.
Ich sah auch jetzt den Staub, der über die Stufen tanzte oder sich auf das Holz und auf das Geländer gelegt hatte. Das war alles nicht wichtig für mich, denn etwas anderes hatte mich aufgeschreckt.
Ein Geräusch!
Im ersten Moment nicht zu identifizieren. Es war auch nur sehr schwach gewesen, aber kein Irrtum.
Mit drei langen Schritten hatte ich die schmale Holztreppe erreicht und blieb dort stehen.
Plötzlich klopfte mein Herz schneller. Mein Gefühl meldete sich und sagte mir, daß ich in diesem Bau nicht die einzige Person war.
Es gab noch einen anderen. Da alle Fenster geschlossen waren, konnte es keinen Durchzug geben, in dem sich etwas bewegt hätte.
Ich ging noch nicht, sondern hoffte darauf, daß sich das Geräusch wiederholte.
Vor mir lag die Treppe. Die einzelnen Stufen reihten sich aneinander. Sie waren in der unteren Hälfte noch besser zu sehen. Dahinter verschwammen sie in einer grauen Soße.
In der ersten Etage gab es noch weitere Ausstellungsräume, aber nicht so viele wie hier unten. Aus den Unterlagen wußte ich, daß man oben die alten Waffen aufbewahrte. Schwerter und Lanzen, Degen, Hellebarden, Streitäxte und Morgensterne. Ein wirklich perverses Material, um Menschen vom Leben in den Tod zu befördern.
Ich fühlte mich nicht wohl. Das war keine Umgebung, die mir gefiel. Es kam mir schon jetzt vor wie ein gegenseitiges Belauern, obwohl ich von meinem Gegner nichts sah.
Aber hörte!
Kein Klirren diesmal, sondern einen dumpferen Laut, als hätte jemand mit dem Fuß hart aufgestampft.
Urplötzlich war die Spannung wieder da. Und zugleich auch das Wissen, denn ich war mir nun sicher, daß irgendwo in der ersten Etage jemand auf mich lauerte und mich durch seine angebliche Ungeschicklichkeit versuchte, anzulocken.
Der Ritter?
Ich dachte einfach nur an ihn und nicht an eine andere Person.
Sollte es tatsächlich der vierfache Mörder sein, wäre das gut gewesen, denn nur so konnte ich ihn stellen und ausschalten.
Natürlich ärgerte ich mich, als ich die Treppe hochging, denn wieder begleiteten mich die ächzenden und knarzenden Geräusche, als wäre ich dabei, die alten Stufen zu quälen und zu foltern.
Begleitet wurde ich an der rechten
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