0968 - Ritter, Blut und Teufel
»Dann werde ich mich jetzt verabschieden, Mr. Francis.«
Der Mann blieb noch sitzen. Er wischte über sein Gesicht, als wollte er seine Gefühle verbergen. Dann erhob er sich, brachte Jane zur Tür und reichte ihr dort die Hand. »Tun Sie Ihr Bestes, Miß Collins, ich bitte Sie. Ich will, daß dieser unheimliche Killer gestellt wird.«
»Ich werde mich bemühen.«
»Sie finden allein zurück?«
»Bestimmt.«
»Dann können wir nur hoffen.«
Jane Collins wußte, daß sie einen sehr deprimierten Mann zurückgelassen hatte. Er litt unter dem Verlust seiner Tochter, und das, was er gesagt hatte, hatte auch für die Detektivin sehr unglaubwürdig geklungen. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß die örtliche Polizei überhaupt keine Spur entdeckt und sich einfach zurückgezogen hatte. Nicht bei vier Morden.
Der Lift brachte sie wieder nach unten. Gedankenverloren durchquerte Jane die Halle. Sie grübelte darüber nach, wie sie vorgehen sollte. Der Makler hielt einen Ritter für den Mörder. Eine Figur, die im Museum stand. Niemand konnte sich das vorstellen oder überhaupt damit zurechtkommen.
Jane Collins aber dachte anders darüber. Sie wußte aus Erfahrung, daß es Dinge gab, die rational nicht zu erklären waren. Und deshalb bewegten sich ihre Gedanken auf einer bestimmten Schiene weiter.
Sie wollte, wenn möglich, nicht allein hoch nach Thetford fahren, sondern erst einmal mit John Sinclair über den Fall reden, um zu erfahren, was er dazu meinte, unter Umständen konnte sie ihn dazu bewegen, sie zu begleiten, denn John sprach sicherlich darauf an, auch wenn keine magischen Kräfte hinter den Morden steckten, denn es reichte schon, daß vier Frauen eiskalt umgebracht worden waren.
Daß sich John in London befand, hatte sie vor drei Tagen erfahren, bei einem kurzen Telefonat. Da war bei ihm von einer Reise nicht die Rede gewesen.
So beschloß sie, direkt von ihrem Auftraggeber aus zu Scotland Yard zu fahren.
***
Ich hatte den Schlüssel bekommen, um unabhängig zu sein, denn diese Unabhängigkeit brauchte ich, um einen Fall lösen zu können, bei dem die örtliche Polizei um Hilfe gebeten hatte, obwohl dies nicht an die große Glocke gehängt worden war und glücklicherweise auch die Presse keinen Wind davon bekommen hatte.
Über den letzten Mordfall war berichtet worden, es wurde auch noch immer darüber geschrieben, aber selbst die Zeitungsmänner wußten in diesem Fall nichts Neues zu berichten. Zudem war die Ermordete, eine gewisse Julie Francis, ebenso fremd in Thetford gewesen wie die drei anderen Opfer des gnadenlosen Serienkillers.
Hinter mir fiel die Tür des Museums zu. Es war dabei ein dumpfer Laut entstanden, der kaum ein Echo hinterließ, weil er nicht durch einen leeren Raum glitt.
Ich war allein in das Museum gegangen. Der Wärter hatte seinen Job ruhen lassen. Seit man die tote Frau hier gefunden hatte, wollte er dieses Gebäude nicht mehr betreten.
Ich vertrat ihn.
Vier tote Frauen!
Das war verdammt hart. Und es ging zudem darum, wie sie ums Leben gekommen waren. Zwischen den berühmten Zeilen war zu lesen gewesen, daß sie kein normaler Killer auf dem Gewissen hatte, sondern jemand, den es eigentlich nicht geben durfte, der längst verstorben war und nur als eine nachgebaute Erinnerung in diesem Museum gestanden hatte.
Hatte!
Sehr wohl, denn der Ritter war verschwunden. Seit dem letzten Mord war die Stelle, an der er sich aufgehalten hatte, leer. Und es gab auch keinen Menschen in Thetford, der ihn aus dem Museum herausgeholt hatte. Zumindest hatte es niemand zugegeben. Und so blieb mir nur die Suche nach dem geheimnisvollen Killer, der eine schreckliche Blutspur in Thetford hinterlassen hatte.
Ich war noch nicht lange in der Stadt, deshalb hatte ich mich erst mit wenigen Menschen unterhalten können, aber ich hatte schon etwas von der Angst gespürt, die wie ein dichtes Gespinst über dem Ort lag. Es gab bei den Bewohnern nur dieses eine Thema, und jeder fürchtete schon, der nächste zu sein, denn der Killer konnte alle erwischen.
Zwar hatte er bisher nur fremde Frauen ermordet, doch das mußte nicht so bleiben. Wenn nicht genügend fremde Frauen den Ort besuchten, dann gab es noch genügend einheimische.
Ich wollte dafür sorgen, daß es nicht zu einem weiteren Mord kam und war auf mich allein gestellt, denn Suko hatte in London bleiben müssen, weil es noch Komplikationen gab, was unseren letzten Fall anbetraf. Da war es zu einem Zusammentreffen zwischen einem
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