0968 - Ritter, Blut und Teufel
der Nähe eines im Museum ausgestellten Ritters fand…«
»Moment mal, Mr. Francis. Meinen Sie, daß dieser Ritter Ihre Tochter umgebracht haben könnte?«
»Das ist natürlich Unsinn, wie?«
Jane wunderte sich über den scharfen Ton. »Nein oder ja. Es kommt darauf an, wie Sie es sehen.«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie sollen es herausfinden. Kosten spielen keine Rolle. Ich weiß nur oder habe erfahren, daß der Ritter verschwunden ist.«
»Wie bitte?«
»Er steht nicht mehr dort, wo er einmal gestanden hat. Er hat das Museum verlassen.«
Jane winkte mit beiden Händen ab.
»Moment mal und ganz ruhig bitte. Sie meinen sicherlich damit die Rüstung, die man abtransportiert hat. Oder nicht?«
»Nein, die meine ich nicht. Es geht nicht um die Rüstung. Es war auch keine Rüstung. Es war eine Gestalt mit einem Helm auf den Kopf und einem Panzerhemd. So jedenfalls habe ich es erfahren. Also keine Rüstung, wenn Sie das meinen.«
»Und weiter?«
»Ich kann Ihnen nichts sagen. Nur eben, daß auch die Polizei vor einem Rätsel stehen.«
»Die natürlich nicht glauben will, daß der Ritter Ihre Tochter umgebracht hat.«
»Das versteht sich.«
»Aber Sie rechnen damit?«
Der Makler rang nach Luft und nach Worten. »Ich weiß mir nicht anders zu helfen. Julie hat ihr Leben verloren. Drei andere Frauen sind ebenfalls umgekommen…«
»Auf die gleiche Art und Weise?« fragte Jane.
»Ja.«
»Auch in Thetford?«
Er nickte.
»Was tat die Polizei? Ich meine, daß es da doch einen Zusammenhang geben muß. Schließlich sind die Frauen auf ungewöhnliche Weise getötet worden.«
»Man tat nichts.«
»Und man wußte von dem Verdacht oder der Vermutung, die Sie mir jetzt offengelegt haben?«
»Ja, das denke ich schon.«
Jane lehnte sich zurück. Zum Glück gab ihr Gordon Francis die Chance, eine Weile nachzudenken, was sie auch tat. Sie konnte ich einfach nicht vorstellen, daß die Kollegen von der Mordkommission nichts getan hatten. Etwas mußte da schiefgegangen sein. Wenn in der Stadt vier Frauen getötet wurden, dann mußten einfach die Alarmglocken schrillen. Zudem die Menschen auf eine sehr grausame, ja sogar mittelalterliche Art und Weise ums Leben gekommen waren.
Der Makler ahnte, worüber Jane Collins nachdachte. »Suchen Sie jetzt nach irgendwelchen Ausreden für die Beamten?«
»Nein, die suche ich nicht. Es ist wirklich sehr ungewöhnlich, daß sich niemand intensiv um den Fall gekümmert hat, denn das kann ich einfach nicht glauben.«
»Ich lüge nicht, Miß Collins!« stellte der Mann mit scharfer Stimme fest.
»Moment, das habe ich auch nicht gesagt. Ich denke da an meine Erfahrungswerte. Schließlich hat es vier Morde gegeben.«
»Deren Motiv im dunkeln liegt. Mag dieser Ritter auch aus dem Museum verschwunden sein, seiner Spur ist niemand nachgegangen. Man wird mit normalen Methoden ermittelt haben, aber herausgekommen ist nichts, wie ich nicht nur aus zahlreichen Telefonaten, sondern auch aus zweimaligen Besuchen in Thetford weiß. Man steht vor einem Rätsel.«
Jane nickte. »Ja«, sagte sie, »aber lassen wir das mal. Was hat Ihre Tochter denn in Thetford gewollt?«
»Julie war auf dem Trip, um sich Land und Leute anzuschauen. Sie wollte ihre Heimat kennenlernen. Normalerweise arbeitet sie in meiner Firma, bis es ihr in den Kopf kam, für ein halbes Jahr auszusteigen.« Er ballte seine Hände zu Fäusten. Das Gesicht verzog sich schmerzlich. »Hätte ich ihr doch keinen Urlaub gegeben! Aber jetzt ist es leider zu spät.«
»Da brauchen Sie sich keine Vorwürfe zu machen.« Jane legte die Hände zusammen. »Es hat vier tote Frauen in Thetford gegeben. Waren es Touristinnen?«
»So ist es.«
»Warum keine Einheimische, Mr. Francis? – Ich weiß, es klingt zynisch.«
»Darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben. Ob Zufall oder nicht, ich weiß es nicht.«
»Nein, da steckt Methode dahinter.«
Der Makler beugte sich wieder vor. »Sind Sie denn bereit, diesen Auftrag anzunehmen, Miß Collins?«
Jane nickte entschlossen. »Ja, das bin ich.«
»Und Sie fürchten nicht, das nächste Opfer des Killers zu werden?«
»Nein. Aber ich wünsche mir fast, daß er mir über den Weg läuft. Es wäre die beste Lösung.«
»Das hört sich tough an. Sind Sie tatsächlich so hart, Miß Collins?«
»Manchmal muß ich es sein.«
»Gut, dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Wie sieht es mit Ihrem Honorar aus?«
»Später, Mr. Francis.«
»Das ist Ihr Problem.«
Jane schaute auf die Uhr.
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