097 - Das Dämonenbuch
machen?«
»Seit wann hast du in dieser Hinsicht Skrupel?« grinste Hugh Morris. »Außerdem verdient dein Alter nicht dein schlechtes Gewissen. Weiß der Teufel, wo er im Augenblick herumhurt.«
Joan stolperte hinter Morris drein.
»Frauen wird Ben nicht mehr gefährlich. Jungen Knaben schon eher.«
Sie kicherte wieder.
»Ich glaube, du bist nicht ganz auf dem Laufenden«, meinte Morris. Er hatte Russels Zimmer erreicht. »Mit Knaben treibt er’s auch nicht mehr. Dein guter Ben betrügt dich neuerdings mit Gespenstern.«
Sie hielt das für einen gelungenen Spaß und lachte hell auf.
»Du bist köstlich, Hugh«, kicherte sie.
»Aber natürlich ist dein Hugh köstlich.«
Er ließ Joan den Vortritt.
Sie pfiff leise durch die Zähne, als sie das Zimmer erblickte. Es war indirekt beleuchtet. Spiegel hingen an Decken und Wänden.
»So ein Lustmolch!« rief sie aus. »Das hat er neu gemacht. Das habe ich noch nicht gesehen.«
Mit einem verunglückten Juchzer sprang sie auf das Bett, auf dem vier Paare gleichzeitig Platz gefunden hätten und das fast das halbe Zimmer ausfüllte.
»Hier hat er nicht gespart«, gab Hugh Morris zu. »Er muss dabei an einen Innenarchitekten geraten sein, der normalerweise Bordells einrichtet.«
»Was du nur hast«, sagte sie vom Bett herüber. »Ich finde es himmlisch hier. Warum sind wir nicht schon früher mal hergekommen. Komm zu mir.«
Er setzte die Gläser und den Cocktailshaker ab. Die Frau flog ihm an den Hals.
»He, du bringst mich um!« stöhnte Hugh Morris und fiel neben sie in die Kissen. »Du hast heute wieder ein Temperament im Leibe…«
»Das gefällt dir doch«, gurrte sie und zog ihm das Sakko aus. »Willst du es dir nicht bequemer machen, Schatz. Du hast so fürchterlich viel an.«
»Wenn du willst. Warte, ich hole einen Kleiderbügel aus dem Schrank.«
»Unverbesserlicher Pedant, der du bist. Wirf die Sachen doch auf den Boden.«
Auch der Schrank war verspiegelt. Morris wusste nicht genau, wo Russel seine Anzüge hängen hatte. Er öffnete wahllos die erste Tür.
Joan schaute mit ihm in den Schrank. Die Spiegelungen an den Wänden erlaubten das.
»Wow«, rief sie. »Das sind ja Karneval-Kostüme!«
Sie sprang vom Bett herunter, und ehe Morris es verhindern konnte, hatte sie ihre Hände im Schrank.
»Das ist ja prächtig«, lachte sie. »Hättest du das Ben zugetraut? Dass er sich maskiert? Was sind denn das für komische Mäntel? Die sehen ja alle ähnlich aus.«
Sie hatte fünf der Mäntel auf den Boden geworfen. Den Sechsten hielt sie in der Hand und breitete ihn aus.
»Das ist fantastisch«, sagte sie. »So etwas ähnliches habe ich noch nie gesehen.«
Joan führte sich auf wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal Weihnachten erlebt.
»Was sind das für Zeichen? Rede doch endlich, Hugh. Was sollen diese Zeichen bedeuten?«
Hugh Morris zuckte mit den Schultern. Er betrachtete die Mäntel.
»Weiß ich auch nicht genau«, sagte er schließlich. »Aber sie sehen irgendwie magisch aus. Vielleicht sind es Zeichen aus der Kabbala.«
»Magisch«, sagte sie fast andächtig. »Das ist es. Sie sehen magisch aus. Schlüpf mal hinein, Hugh. Bitte. Du musst es tun. Ich möchte sehen, wie du darin aussiehst.«
»Das ist doch Unsinn, Liebling. Wir sind doch hier nicht auf dem Maskenball.«
»Aber wenn ich dich doch bitte. Zier dich nicht so. Komm, schlüpf hinein.«
Hugh Morris seufzte ergeben und ließ sich von ihr in den Umhang helfen. Sie trat einen Schritt zurück.
»Schick siehst du aus«, sagte sie anerkennend. »Der Rock steht dir ausgezeichnet. Hast du eine Ahnung, wozu Ben sie braucht?«
»Wahrscheinlich für seine spiritistischen Sitzungen. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.«
»Wir müssen unbedingt in den Keller hinunter«, fasste sie sprunghaft einen neuen Entschluss.
»Nein«, stöhnte er und sah seinen schönen Abend in die Binsen gehen.
»Ja doch.«
Sie zog eine Schnute.
»Du darfst es mir nicht, abschlagen Hugh. Jetzt bin ich neugierig geworden.«
»Aber der Raum im Keller ist doch abgeschlossen. Wir können nicht hinein.«
»Vielleicht ist er aber doch offen«, blieb sie halsstarrig, wie das die Art von Betrunkenen ist. »Wir sehen mal nach, ja?«
»Meinetwegen«, meinte er schließlich. »Du gibst vorher ja doch keine Ruhe. Geh’n wir also.«
Sie küsste ihn auf den Mund.
»Du bist ein Schatz, Hugh.«
***
In Peter Lesters Wohnzimmer sah es aus wie auf einem Schlachtfeld.
Peter wehrte sich mit dem Mut der
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