0972 - Die Prinzessin von Atlantis
zusammenzubleiben. Und da wir uns gegenseitig so viel bedeuten, möchte ich dich nicht den Gefahren aussetzen, die auf uns zukommen werden. Ich kann mich wehren, aber dir wird es sehr schwer fallen, glaube es mir.«
»Ich kenne die Gefahren dieser Welt.«
»Nein, du kennst sie nicht. Dieser Kontinent ist verloren. Er wird nicht mehr lange existieren. Der Kampf wird sich in Kürze entscheiden, und diese Welt wird beim Untergang alles mit sich reißen, was du jetzt noch siehst. Sie wird zu einem Opfer der Fluten werden. Es ist die Apokalypse, aber zuvor wird es noch zu gewaltigen Kämpfen zwischen Gut und Böse kommen.«
»Dann muß ich sowieso sterben«, flüsterte sie.
»Es sieht so aus«, sagte der Eiserne. »Aber die Zeit hat uns gelehrt, daß nie ein ganzes Volk stirbt. Einige wenige werden sich immer retten können, und ich möchte, daß du dazugehörst. Wenn du ein günstiges Schicksal hast, kannst du es schaffen.«
»Was habe ich den anderen denn getan?« fragte Sedonia nach einer Weile des Nachdenkens.
»Gehört ER nicht dazu?«
Die Frau schrak zusammen. »Du meinst Amos?«
»Ja, der Sklavenhändler. Aus dessen Klauen ich dich geholt habe. Der dich und andere hatte haben wollen. Er ist ein schlechter Mensch, und ich weiß auch, daß er nichts vergessen hat. Er hat es nicht überwinden können, daß ich dich ihm weggenommen habe, und daß wir beide uns jetzt so gut verstehen. Er wird dir auch weiterhin auf den Fersen bleiben, denn ich weiß, daß er uns nie aus den Augen gelassen hat. Er Weiß genau, wo wir sind, Sedonia. Er hat unsere Spur nie verloren, und das bereitet mir eine große Angst.«
»Was können wir denn tun?« flüsterte sie.
»Uns trennen.«
»Nein, nein!« Sie sprang auf. »Auch wenn es für dich richtig erscheint, für mich ist es das nicht.«
Sie blieb noch einen Moment stehen, schüttelte heftig den Kopf und übersah geflissentlich die ihr entgegengestreckte Hand des Eisernen. »Ich habe mir vorgenommen, an deiner Seite zu bleiben…«
»Aber es kann zu deinem Tod führen.«
»Und wenn schon!« rief sie wütend, bevor sie sich umdrehte und fortlief.
Der Widerschein des kleinen Feuers reichte nicht sehr weit. Schon bald war Sedonia von der Dunkelheit verschluckt worden, und auch die Echos ihrer Schritte verklangen.
Der Eiserne blieb am Feuer sitzen.
Er senkte den Kopf. Er war betrübt, aber er hatte auch gewußt, daß es nicht so leicht werden würde, Sedonia zu überzeugen. Ihre Beziehung war bereits zu intensiv gewesen. Da konnte man sich nicht von einem Augenblick zum anderen trennen. Diesen Grund verstand keiner.
Sedonia war nicht einmal ein Vorwurf zu machen. Er hätte sich an ihrer Stelle kaum anders verhalten, aber es gefiel ihm nicht, daß sie allein in der Dunkelheit der Nacht verschwunden war.
Der Eiserne erhob sich. Er trat vom Feuer weg und breitete seine Schwingen aus. Dann stieg er in die Luft. Mit drei, vier schnellen Bewegungen hatte er an Höhe gewonnen und konnte über das sanfte und weite Tal hinwegschauen. Begrenzt wurde es von Bergen, die kahle Spitzen und Grate zeigten. Im Licht der Gestirne schimmerten diese Enden, als wären sie mit einer silbrigblauen Schicht bestrichen worden.
Er flog durch die Luft. Wehend bewegte er seine Flügel. Hin und wieder schaute er nach unten und richtete seinen Blick auf den kleinen roten Punkt, das Feuer. Eine Bewegung in seiner Nähe nahm er nicht wahr. Ein Zeichen dafür, daß Sedonia nicht zurückgekehrt war. Sie würde sicherlich irgendwo sitzen und über seine Worte nachdenken.
Etwas störte ihn.
Es war ein bestimmter Geruch, der in dieser Höhe gegen ihn wehte. Der Eiserne kannte diesen modrigen Gestank. Schon oft war er ihm entgegengeweht, und zwar immer dann, wenn seine Feinde, die Vasallen des Schwarzen Tods, in der Nähe waren.
Es waren die schwarzen Skelette, die auf drachenähnlichen Flugwesen hockten und den Luftraum kontrollierten. Schon des öfteren waren ihnen die Vogelmenschen des Eisernen zum Opfer gefallen, und auch jetzt deutete alles auf einen Angriff hin.
Der Eiserne vergaß Sedonia zwar nicht, nur drängte er den Gedanken an sie zurück.
In der Luft schwebend drehte er sich auf der Stelle, da er bestimmte Orte unter Kontrolle halten wollte. Dabei senkte er sich dem Erdboden entgegen und entdeckte in der Nähe des Feuers mehrere Schatten.
Dort waren sie.
Der Eiserne stieß herab. Er hatte inzwischen sein Schwert gezogen, eine sehr schwere, breite und mächtige Waffe. Als ihn der häßliche
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